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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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den Defekt nicht vererbt hat! Als wir vor ein paar Jahren gemeinsam im Amazonasdschungel waren, bekam Dad eine Blinddarmentzündung. Er merkte aber nichts davon, beklagte sich nur tagelang über Magendrücken und Verdauungsbeschwerden. Aufgrund der einseitigen Ernährung litt aber das halbe Team unter solchen Symptomen, daher gab niemand etwas darauf. Als er schließlich ahnte, dass etwas nicht stimmte, war sein Blinddarm bereits durchgebrochen. In letzter Sekunde konnten wir ihn aus dem Urwald heraus- und in ein Krankenhaus schaffen. Nach der Operation sagte mir einer der Ärzte, dass Dad gestorben wäre, wenn wir auch nur zwei Stunden später gekommen wären.«
    »Verflixt!« Eileen legte sich instinktiv eine Hand auf den Bauch. »Du hast recht, Schmerzen dienen häufig als Warnsignale des Körpers. Bemerkt man sie nicht, hat das schlimme Folgen.« Nachdenklich betastete sie mit der Zunge die Zähne in ihrer rechten Backe. »Deschwegen sollte man ja auch beim erschten Anzeischen von Schmerzen zum Zahnartscht gehen … Wie viele Zähne wären mir ohne Schmerzempfinden wohl schon im Kiefer verrottet?« Sie schüttelte den Kopf. »Überzeugt! Ich möchte auch nicht mit ihm tauschen.«
    Aus dem vorderen Teil des SnoCat kam Professor Albrecht zu ihnen gestolpert, mit ausgebreiteten Armen um Gleichgewicht kämpfend. Ächzend ließ er sich in einen der gepolsterten Sitze fallen.
    »Na, lange genug ins Weiß gestarrt, Hilmar?«, fragte Eileen.
    »Zum Donnerwetter, das kann man wohl sagen! Außerdem tun mir sämtliche Knochen weh … Erst die Schinderei mit den Zelten und nun dieses Gerüttel! Ich bin froh, wenn wir für heute rasten.«
    Henry nickte mitfühlend. Da fiel ihm etwas ein, das er den Professor schon länger hatte fragen wollen. »Weshalb war Mr Lomac eigentlich so genervt von unserem Auftauchen? Wäre es nicht seine Pflicht als Chef der Station, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Suche nach Vermissten zu unterstützen?«
    Albrecht tauschte einen kurzen Blick mit Eileen. »Ich, äh, wie soll ich sagen … Wir vermuten, dass Lomac das Team deines Vaters bereits aufgegeben hat. Deshalb interessierte er sich auch nicht sonderlich für unsere Rettungsmaßnahmen.«
    Henry versuchte zu schlucken, doch der Kloß in seinem Hals war plötzlich mit Verstärkung zurück. Heiße Wut auf Lomac überkam ihn, diesen arroganten Schönling mit seinem dämlichen iPhone. Wie konnte er das Leben von dreizehn Menschen einfach so abschreiben, zu deren Rettung er nichts unternommen hatte, als einen mickrigen Hubschrauber loszuschicken?
    »Nicht zu vergessen: Der Winter steht vor der Tür«, fuhr der Professor fort. »Trotzdem sind wir mit zwei Fahrzeugen aus seinem Fuhrpark ins ewige Eis aufgebrochen. Ich nehme an, Lomac hat erhebliche Bedenken, dass er sie je heil zurückbekommt … deshalb der junge Packard.«
    Eileen verengte die Augen. »Glauben Sie etwa, er hat uns Lincoln nur mitgegeben, damit einer seiner Leute ein Auge auf die Fahrzeuge werfen kann?«
    »Fakt ist, dass Ihre Einweisung in die Steuerung des Hägglund auch Dr. Golitzin hätte übernehmen können. Von möglicherweise anfallenden Wartungsarbeiten ganz zu schweigen.«
    In diesem Moment kam der SnoCat mit einem Ruck zum Stehen.
    »Es dämmert«, ertönte Golitzins Stimme vom Fahrersitz. »In Kürze ist es zu dunkel, um weiterzufahren. Wir könnten Verwehungen oder Spalten im Eis übersehen. Zeit, ein Lager aufzuschlagen.«

5
     
    ANTARKTIS, 05. APRIL 2013
     
    »Trotz des späten Aufbruchs haben wir fast siebzig Kilometer geschafft. Mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte.« Boris Golitzin rührte zufrieden in einer Tüte Wildgulasch. »Falls kein Wetterumschwung eintritt, können wir unser Ziel übermorgen erreichen.«
    »Sapperlot!« Es war schwer zu sagen, ob Professor Albrechts Ausruf sich auf Dr. Golitzins Aussage bezog oder darauf, dass seine Brillengläser vom Dampf seiner Essensration so stark beschlagen waren, dass er nichts mehr sehen konnte.
    »Je eher, desto besser«, sagte Eileen mit vollem Mund.
    Sie saßen im Innern des geräumigen Viermannzelts, das Dr. Golitzin nach dem Anhalten für sich, Morten Gray und Lincoln Packard errichtet hatte. Beschämenderweise war er damit als Erster fertig gewesen, obwohl die anderen Behausungen wesentlich kleiner waren. Wenigstens gelang es Henry, seine bisherige Bestzeit zu unterbieten: Sein Zelt stand nach einer knappen Dreiviertelstunde, was ihm ein wohlwollendes Kopfnicken von Golitzin

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