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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Kunststoff hing in Fetzen, Schnee war durch die Öffnung gedrungen und bedeckte einen Großteil der Innenfläche.
    »Was denken Sie?« Golitzin ließ den Lichtkegel seiner riesigen MagLite über die quadratischen Kisten gleiten.
    »Eindeutig eine Hinterlassenschaft des Spyker-Teams«, erwiderte der Professor durch seinen bis unter die Nase hochgezogenen Schal. »Möglicherweise ein Materialdepot.«
    »Materialdepot?« Henry stieg über den umgekippten Rolltisch und betrachtete die Container mit großen Augen.
    »Wenn feststeht, dass eine Expedition auf derselben Route zurückkehren wird, kann es sinnvoll sein, Material zurückzulassen, das man auf dem nächsten Abschnitt der Reise nicht benötigt. Das spart Kraftstoff und man gewinnt Platz an Bord seines Fahrzeugs.« Golitzin trat an die Rückseite des Zelts und betrachtete die zerfetzte Plane. »Merkwürdig. Das sieht beinahe so aus, als hätte sich ein Tier Zutritt verschafft …«
    »Die Kisten sind abgeschlossen.« Henry deutete auf die Vorhängeschlösser, die an den stählernen Deckeln der Container hingen.
    »Das sollte kein Problem sein. Sag Lincoln, er soll einen Bolzenschneider aus dem Hägglund holen.«
    Wenige Minuten später lagen beide Schlösser zerstört am Boden. Die erste Kiste enthielt Zubehör, das wohl zu einer ferngelenkten Kameraausrüstung gehörte: einen Stromgenerator, zwei Monitore sowie mehrere dicke Ballen aufgerollten Übertragungskabels.
    In der zweiten Kiste fand sich neben ein paar zerrissenen, hoffnungslos ölverschmierten Kleidungsstücken ein mindestens hundert Meter langes, bleistiftdünnes Stahlseil. Darunter kamen eine flache Metallkassette voller Computerausdrucke und anderer Dokumente zum Vorschein, außerdem ein schwarzer IBM-Laptop, dessen Oberschale von einem langen, gezackten Riss verunziert wurde.
    Als Henry das Gerät in die Hand nahm, spürte er, wie ihm trotz der eisigen Kälte ein Hitzeschwall ins Gesicht schoss.
    »Dieses ThinkPad gehört meinem Vater«, stieß er hervor.
     
    »Die Sache ist klar«, befand Eileen Cavanaugh, als die ganze Gruppe wenig später gemeinsam um den hochgeklappten Tisch im Passagierabteil des SnoCat saß. Lincoln hatte Tee gemacht und vor jedem dampfte ein großer Metallbecher. »Donald und seine Leute haben hier campiert. Bevor sie am nächsten Tag weiterfuhren, haben sie einen Teil ihres Gepäcks hier deponiert, fraglos mit der Absicht, es auf dem Rückweg wieder einzusammeln.«
    »Das bedeutet, Donald ging nicht davon aus, dass er die ferngesteuerte Kamera noch einmal benötigen würde«, murmelte Professor Albrecht. »Er suchte demnach nicht nach weiteren Bohrlöchern. Aber wonach sonst?«
    »Was kannst du uns zu dem Rechner sagen, den wir in der zweiten Kiste gefunden haben?« Golitzin deutete auf den schwarzen Laptop, der geschlossen vor Henry auf dem Tisch lag.
    »Ich bin mir sicher, dass es der meines Vaters ist.« Henry fuhr behutsam mit den Fingerspitzen über die beschädigte Klappe des Computers. »Ich habe diesen Laptop Vorjahren für ihn aufgesetzt und eingerichtet. Da Dad kein Freund von Veränderungen ist, hat er ihn seither benutzt, obwohl er schon seit einer Weile ziemlich veraltet ist.«
    »Das Gerät ist beschädigt«, stellte Eileen fest. »Sicher hat Donald es deswegen zurückgelassen. Funktioniert es noch?«
    Henry klappte den Laptop auf und drückte den Power-Knopf. Nichts geschah.
    »Der Akku ist nach dem langen Aufenthalt in der Kälte tiefenentladen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm.« Henry deutete auf ein Stromkabel, das den Rechner mit einer der 220-Volt-Steckdosen des SnoCat verband. »Ich fürchte, das Problem liegt woanders …«
    »Im Gehäuse ist ein Riss«, bemerkte Lamont überflüssigerweise. »Vielleicht ist das Gerät jemandem heruntergefallen?«
    »Der Monitor ist defekt, nicht wahr?« Morten Gray, der wie immer am äußersten Rand der kleinen Versammlung saß, betrachtete den Laptop kritisch, die langen Finger um seine wärmende Teetasse gelegt.
    »Das wäre nicht problematisch. Ich könnte die Bildausgabe auf ein externes Gerät umleiten, auf mein Netbook zum Beispiel. Aber ich fürchte, dass auch andere Teile beim Sturz etwas abbekommen haben.« Henry senkte den Kopf, bis sein rechtes Ohr wenige Millimeter oberhalb der Tastatur schwebte. »Das Power-Lämpchen leuchtet, trotzdem sind keinerlei Geräusche zu hören, die auf Festplattenaktivität schließen lassen. Möglicherweise hat das ROM einen Schuss bekommen. Dann könnte der Rechner

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