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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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sehen Sie das?« Lamonts Stimme überschlug sich fast. »Was in aller Welt ist das? Es sieht aus wie … wie …«
    »Es sieht aus wie das verdammte Ende der Welt!«, keuchte Lincoln irgendwo im Hintergrund.
    Golitzin, der seit dem letzten Zwischenstopp geschwiegen hatte, blickte sekundenlang wortlos aus dem Fenster. Dann nahm er einen Feldstecher aus einem Ablagefach über seinem Kopf und peilte hindurch. Schließlich legte er das Fernglas fort und beschäftigte sich minutenlang mit dem Navigationscomputer.
    »Golitzin?«, gellte jetzt die Stimme Morten Grays aus dem Lautsprecher. »Hören Sie? Können Sie uns sagen, was wir da sehen?«
    Betont langsam griff der Russe zum Funkgerät. »Ich höre, Mr Gray. Ja, ich kann Ihnen sagen, was Sie sehen. Wir haben eine Luftspiegelung vor uns. Eine Art polare Variante der Fata Morgana.«
    Verwirrtes Schweigen. Dann wieder Lamonts Stimme: »Wir können Ihnen nicht folgen. Wollen Sie behaupten, da vorn sei in Wirklichkeit nichts?«
    »Was wir sehen, ist die Luftspiegelung von etwas, das sich vor uns am Horizont befindet. Allem Anschein nach eine Bergkette, schätzungsweise hundert Kilometer breit und mindestens zweitausend Meter hoch.«
    »Aber da oben sind keine Gipfel«, wandte Eileen ein. »Die Felswände nehmen gar kein Ende, sie scheinen direkt in den Himmel hineinzuwachsen!«
    »Eine optische Täuschung«, wiederholte der Russe. »Kalte Luft, die von den Berghängen herabfließt, schiebt wärmere Luft vor sich her. An der Grenze herrscht ein starker Dichteunterschied, der den Weg der Lichtstrahlen beeinflusse Das Resultat ist ein Spiegelungseffekt. Wir sehen quasi zwei Gebirgsketten, eine spiegelverkehrt über der anderen.«
    Erneut senkte sich staunendes Schweigen über beide Fahrzeuge. Professor Albrecht schnappte sich den Feldstecher und hob ihn vor seine dicken Brillengläser, während Henry und Eileen die Augen zu Schlitzen verengten und versuchten, mehr zu erkennen.
    »Sie haben recht«, tönte es nach einigen Augenblicken aus dem Funkgerät. »Wenn man genauer hinsieht, kann man einen verwaschenen Bereich erahnen, ungefähr auf halber Höhe. Das muss der Scheitelpunkt von realem Fels und Luftspiegelung sein.« Lamonts Stimme klang ehrfürchtig. »Phänomenal! Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen.«
    »Und das Ganze ist nichts als eine stinknormale Bergkette?«, vergewisserte sich Lincoln in skeptischem Tonfall über das Sprechgerät.
    »Eine stinknormale Bergkette«, bestätigte Dr. Golitzin.
    »Shit, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich …«
    »Es gibt allerdings ein winziges Problem.«
    Professor Albrecht setzte das Fernglas ab und drehte den Kopf langsam in Golitzins Richtung. Auch Eileen und Henry fixierten den Russen mit besorgtem Blick.
    »Nämlich?«, kratzte es aus dem Lausprecher.
    »Laut unserem Kartenmaterial gibt es hier gar kein Gebirge. Vor uns sollte sich nichts befinden außer flachem, glattem Eis.«

15
     
    IN SICHTWEITE DER UNBEKANNTEN BERGKETTE,
    13. APRIL 2013
     
    »Was soll das heißen, es gibt kein Gebirge?«, wollte Lamont entgeistert wissen. »Wir sehen es doch vor uns!«
    Mit einem Ruck ließ Golitzin den SnoCat anrollen. »Wir sehen etwas vor uns, das es theoretisch nicht geben dürfte, Doktor. Laut GPS müsste sich der Ort, zu dem Dr. Wilkins von der Bohrstelle aus aufgebrochen ist, unmittelbar jenseits dieser Gipfel befinden. Auf den Karten ist an dieser Stelle allerdings kein Gebirgszug eingezeichnet.«
    »Aber wie kann das sein?« Eileen nahm den Feldstecher entgegen und warf ihrerseits einen Blick hindurch. »Es … das Ding ist riesig. Ist das Kartenmaterial der Antarktis so lückenhaft, dass ein Gebirgsmassiv dieser Größe bis heute unentdeckt geblieben sein kann?«
    »Unmöglich!« Henry schüttelte den Kopf. »Es gibt doch heute Satellitenaufnahmen von jedem noch so abgelegenen Fleckchen Erde. Über Google Earth konnte ich mithilfe der Positionsdaten sogar die exakte Lage der Ausgrabungsstätte im Amazonasdschungel lokalisieren, zu der ich Dad begleitet hatte.«
    Golitzin stieß ein verhaltenes Grunzen aus und zuckte mit den Schultern.
    »Es muss eine Erklärung dafür geben«, beharrte Eileen und reichte den Feldstecher an Henry weiter. »So ein Gebirge kann nicht einfach aus dem Nichts auftauchen.«
    »Oh, in gewisser Weise kann es das vielleicht schon …« Professor Albrecht hatte eine Kladde aus einem Staufach neben seinem Sitz entnommen und blätterte suchend darin. Henry konnte erkennen, dass

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