Schummeln fuer die Liebe
den Sachen, die da hängen. Wir gehen noch in zwei Läden und dann gibt sie es auf.
Beim Mittagessen bin ich längst davon überzeugt,dass meine Chancen bei Baxter mit jeder Minute geringer werden. Wo hatte ich eigentlich meinen Kopf, als mich die Tatsache, dass ich mich in ihn verknallt habe, einfach bloß gefreut hat. Bescheuert, echt!
Ich gucke auf meinen Teller Spaghetti, als wären da krabbelnde Käfer zu entdecken.
»Was ist los, Kleines?«, fragt Papa. »Liebeskummer?«
Ich fürchte, als ich zu ihm hinschaue, sehe ich aus, als hätte ich Zahnschmerzen.
»Mensch, Papa«, kräht Tonki. »Lene hat doch keinen Liebeskummer. Die hat doch einen Freund in der Schweiz.«
Mum zieht ein Gesicht. Ihr ist die Sache nicht geheuer, seit dieser Brief mit Raouls Foto angekommen ist.
»Sei ruhig!«, sage ich ruppig. Tonki klappt erschrocken den Mund zu. Um nichts mehr sagen zu müssen, futtere ich die Spaghetti. Den ganzen Teller, das habe ich bisher noch nie geschafft.
In der Buchhandlung, in die wir dann noch immer gehen, treibe ich mich diesmal in ganz anderen Abteilungen herum als sonst. Aber es gibt keinen Ratgeber mit dem Titel:
Hilfe, meine beste Freundin ist hübscher als ich. Was soll ich tun?
Oder:
Wie werde ich erfundene Liebhaber unauffällig los?
Ich finde bloß:
Simplify your love! –
ha, sehr witzig – oder
Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest
. Das glaubt doch keine Sau. Ich drehe mich um und stapfe endlich in Richtung meiner Lieblingsecke. Abenteuer und Naturbeschreibungen.
Dabei fällt mir ein: Ich will ja noch in diesen Klamottenladen, wenn ich nicht gleich gehe, ist es zu spät und wir fahren wieder heim, bevor ich was Cooles gefunden habe. Ich melde mich bei Mum und Papa ab. Wir treffen uns dann später wieder. In dem spanischen Lokal in der Nähe vom Hauptbahnhof.
Der Laden ist super. Die haben tatsächlich die gleichen Chucks wie Baxter. Sogar in meiner Größe! Wow! Ich probiere sie an, aber kaufen tue ich sie lieber nicht. Das wäre ja total auffällig. Ich entscheide mich für ein Paar in Zimtbraun mit einem Muster aus winzigen schwarzen Katzenköpfen. Dann stöbere ich durch die T-Shirts , verschwinde mit einem ganzen Armvoll in der Kabine und probiere eins davon an. Draußen vor dem riesigen Spiegel drehe ich mich hin und her. Ist doch gar nicht schlecht. Das Shirt ist schwarz, normal geschnitten und hat einen megacoolen Graffiti-Schriftzug quer über der Brust.
»Nein!«, sagt eine Stimme hinter mir. Ich fahre herum. Da steht die Verkäuferin. Sie hat kirschrot gefärbte Haare und ganz schwarz umrandete Augen. Ihre Klamotten sind schwarz, mit Ringeln in allen möglichen Kreischfarben. Eigentlich scheußlich, aber an ihr sieht es cool aus. Sie schüttelt den Kopf und löst sich langsam von der Regalwand, an der sie gelehnt hat.
»Probier mal das!«, sagt sie, zupft ein Shirt aus einem Stapel hoch über ihr und wirft es mit zu.
»Ist das nicht zu klein?«, frage ich, aber sie schüttelt bloß den Kopf und kaut weiter auf ihrem Kaugummi.
In der Kabine ziehe ich es mir über und gucke kritisch an mir runter. Solche knalleng anliegenden Teile schleppt nicht mal Tante Lisette an, und das will was heißen.
Zögernd schiebe ich den Vorhang beiseite und gehe zum Spiegel.
»Wow!«, mache ich.
»Sag ich doch!«, sagt die Verkäuferin gelangweilt.
Das T-Shirt betont meine dünne Taille und dadurch sieht mein Busen irgendwie größer aus.
»Zieh das mal dazu an.« Sie wirft mir einen kurzen olivfarbenen Rock und ein paar schwarze Leggings zu.
»So viel wollte ich eigentlich nicht kaufen!«, bemerke ich.
»Egal!«, sagt sie. »Ich will bloß mal sehen, ob ich richtigliege.«
Ich kann es nicht fassen. Das Spiegelbild zeigt eine völlig neue Lene. Verblüfft starre ich mich an.
»Du musst bloß noch was mit deinen Haaren machen«, höre ich die Verkäuferin. Mit einer geschickten Handbewegung schlingt sie mir ein dickes Haargummi in meine blonden Strähnen, zupft eine paar Haare ins Gesicht.
»Na bitte!« An ihrem gelangweilten Tonfall hat sich die ganze Zeit über nichts geändert.
Ich stehe wie angewurzelt da und weiß nicht, was ich sagen soll. Schnell rechne ich aus, was alles zusammen kosten würde. Aber keine Chance, so viel habe ich nicht.
»Lass die Chucks weg und nimm den Rock und die Leggings. Deine Schuhe sind doch okay.« Die Verkäuferin lässt eine Kaugummiblase vor ihrem Gesicht platzen.
Der Rock und die Leggings kosten zusammen weniger
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