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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Geisler
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an ihrer Pinnwand. Musste ma gucken! Der sieht echt toll aus!«
    Ich lächle dünn. Kann mir mal jemand einen Strick reichen? Ich würde mich jetzt gerne ein bisschen aufhängen.
    »Oh yeah, she has a boyfriend, great!«
, sagt Baxter. Vielleicht kann ich zu dem Strick auch noch eine Portion Gift haben. Das schnell wirkende, bitte!
    Ich täusche ein Gähnen vor und verziehe mich mit einem gemurmelten »Gute Nacht« nach drüben. Meine Schwester schleppe ich am Kragen mit. Mum wird mir dankbar sein. Die Bettgehzeit von Achtjährigen ist längst überfällig.
    »Der ist echt hübsch, der Raoul, was, Lene?«, fragt sie noch im Rausgehen. Die will sich bei mir einschleimen, das merkt man genau. Aber nix da. Bettgehzeit ist Bettgehzeit, basta!

Kalligrafie und Katastrophe
    Sonntagmorgen. Draußen regnet es Bindfäden. Ich könnte mir sonst wohin beißen. Warum bin ich gestern so schnell abgehauen? Jetzt weiß ich nicht, was die noch alles geredet haben. Und außerdem war es mehr als seltsam, Teresa einfach da drüben zu lassen, ohne mich. Das ist doch noch nie vorgekommen. Ich wickle mich fester in meine Decke. Das Training ist erst in drei Stunden, da kann ich genauso gut noch liegen bleiben. Aber wer bei der Familie Lohmaier morgens ausschlafen will, muss Nerven wie Drahtseile haben. Zuerst legt Paps seine neu erstandenen CDs auf. Mum steckt den Kopf zur Tür rein und fragt, ob ich ein Frühstücksei will, und Tonki hat anscheinend vor, das Haus zum Einsturz zu bringen, indem sie mit ihrem Hüpfball gegen alle Wände prallt. Als das Telefon klingelt, gebe ich mich geschlagen. Ich wickle mich in meinen Bademantel und schlurfe die Treppe runter.
    »Lene!«, ruft Papa. »Für dich!« Er kommt mir mit dem Mobilteil in der Hand entgegen.
    »Lenchen?« Es ist Oma.
    »Hmm!«, sage ich und verziehe mich mit dem Telefon in mein Zimmer.
    »Das hat wohl geklappt mit der Karte, was?« Oma kichert. »Johannes, ich meine, dein Papa hat gestern Abend angerufen und gefragt, ob ich etwas damit zu tun habe. Aber ich habe dichtgehalten. Du kannst stolz auf deine Oma sein.«
    Bin ich Oma, bin ich, denke ich. Sagen brauche ich nichts. Ich komme eh nicht zu Wort.
    »Die Schrift habe ich doch gut hingekriegt, oder? Das kommt bestimmt von dem Kalligrafiekurs an der Volkshochschule. Da habe ich gelernt, alle möglichen Schriften mit der Feder zu schreiben. Hat richtig Spaß gemacht. Ich schick gern noch eine ab. Was meinst du?«
    »Ähm!«, mache ich. Jetzt bloß nichts Falsches sagen, sonst ist sie beleidigt. »Das war echt super, Oma. Vielen Dank. Aber im Moment ist es wohl besser, du schickst nichts mehr. Ich meine, keine Karten von du weißt schon wem.«
    »Hat es Ärger gegeben?«
    »Du hast es erfasst.«
    »Das tut mir leid! Warum denn?«
    »Sie finden, ich bin noch zu jung für so was.« Das muss als Antwort reichen. Die wahre Geschichte ist mir ja selber viel zu kompliziert.
    Oma lacht auf. »Dein Vater hatte schon mit dreizehn seine erste Freundin, und die war erst zwölf, wenn ich mich richtig erinnere.«
    Ich lasse mir die Geschichte erzählen und ein paar andere noch dazu. Hauptsache, sie schickt keine Karten mehr und ich muss nichts erklären.
    Apropos Karte. Wo habe ich die eigentlich? Mir wird ganz heiß. Mit dem Telefon in der einen Hand durchwühle ich die Kleider, die ich gestern anhatte. Nichts. Ich kriege kaum mit, wie Oma sich von mir verabschiedet.
    »Tschüss, Oma«, murmle ich. »Ja, bis bald.« In hohem Bogen fliegt das Telefon auf mein Bett, aber ich kann suchen und suchen. Ich weiß inzwischen genau, wo ich die Karte verloren habe. Unter Flos Hochbett, keine Frage. Kurz vorher hatte ich sie nämlich noch, das weiß ich genau.
    Soll ich schnell rüberrennen und gucken, ob ich sie noch vor den anderen entdecke? Aber was soll ich sagen? Und wenn sie die Karte schon gefunden haben, wissen sie ganz genau, wonach ich suche. Und das ist dann erst recht oberpeinlich. Ich seufze. Das mit Baxter kann ich wohl für alle Zeiten vergessen. Mein Blick fällt auf die Klamottentüte von
Very british!
. Im Moment habe ich nicht die Bohne Lust, das Zeug anzuziehen. Viel zu auffällig. Für mich täte es jetzt auch ein Kartoffelsack oder ein Mauseloch.
     
    Beim Training sind wir heute echte Nieten, Teresa und ich. Sogar Veronika Fassbender läuft besser als wir, und das will was heißen. Kathi, unsere Trainerin, ist schon völlig verzweifelt.
    »Das könnt ihr mir nicht antun!«, schimpft sie. »Übernächste Woche ist unsere

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