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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Geisler
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von meinem riesigen Sitzsack und von meinem Backgammonspiel. Das ist auch schön. Es ist ein ganz edles Stück, das Papa in einem Antiquitätenladen inBerlin gefunden hat. Ich will ihm schon vorschlagen, eine Runde zu spielen, da entdeckt Baxter meine Pinnwand. Oje, bin ich blöd! Warum habe ich eben diesen Eiertanz mit dem T-Shirt aufgeführt, anstatt das Foto von
Raoul
endlich abzuhängen?
    »Ist das dein Boyfriend?«
, fragt Baxter und ich habe gar keine andere Chance, als zu nicken. Ich könnte mir sonst wohin beißen.
    »Er wohnt sehr weit weg!«, sage ich mit Nachdruck. Dabei würde ich lieber sagen: ›Zerreiß das blöde Foto und gib mir eins von dir!‹ Aber Baxter scheint sich gar nicht weiter dafür zu interessieren. Und das ist mir auch wieder nicht recht. So ein kleiner Anflug von Eifersucht würde mir schon guttun.
    »Wir spielen ein bisschen?«
, fragt er und wendet sich wieder dem Backgammonspiel zu.
    Baxter ist gut. Schon lange hat es mir nicht mehr so viel Spaß gemacht, Backgammon zu spielen. Gegen Flo habe ich irgendwann nur noch gewonnen. Das wurde mit der Zeit langweilig. Und Teresa hasst Backgammon. Dieses Spiel mit Baxter ist so spannend, dass ich meine Wespenschwärme im Bauch fast vergesse.
    »Revanche!«, sage ich, als er mich endlich doch geschlagen hat. Verständnislos guckt er mich an. Anscheinend kennt man das Wort in England nicht. Verflixt, wie heißt das auf Englisch?
    »Once more?«
, fragt Baxter. Na bitte, so kann man es auch sagen. Wir spielen drei Runden. Die letzte gewinne ich.
    »Puh!«, sage ich. »Jetzt kann ich nicht mehr!«
    Baxter sitzt auf der anderen Seite des Spielbretts und sagt nichts. Er grinst nicht mal, schaut mich bloß an.
    Oh Hilfe, mir kriecht eine ganz ungute Hitze den Nacken hoch. Bitte, Baxter, sag was. Mir fällt nämlich gerade nichts ein. Jetzt merke ich erst, wie still es im Haus ist. Wie im Inneren eines Pharaonengrabs. Nicht mal ein Uhrticken ist zu hören. Ich räuspere mich, mache den Mund auf. Hast du Durst, will ich fragen, aber es funktioniert irgendwie nicht.
    »Glaubst du, ich könnte tragen die Rollerskate von Florentin?«
, fragt Baxter.
»Das hat gemacht Spaß, zu fahren mit Rolleschuhe, you know?«
    Wow! Das ist ja eine gute Idee, da wäre ich nie drauf gekommen.
    »Klar!«, sage ich. »Die kann man verstellen. Ich meine, man kann die Schuhgröße einstellen. Flo trägt sie ganz selten, weil er nicht so gern fährt. Du kannst auch seine Knie- und Ellbogenschützer haben«, plappere ich munter drauflos, froh, endlich nicht mehr schweigen zu müssen.
     
    Dass Baxter eigentlich gar nicht laufen kann, fällt mir erst wieder ein, als er heftig mit den Armen rudernd auf den Dingern vor mir steht. Über die Straße kann ich mich so nicht mit ihm trauen. Wir schnallen die Schuhe wieder ab und tragen sie zwei Straßen weiter bis zum Schulhof der Grundschule. Da ist nachmittags kaum was los und Autos fahren da logischerweise auch nicht. Baxter ist ein sehr motivierter Schüler. Süß,wie er die Zungenspitze in den Mundwinkel schiebt, wenn er versucht, sich aufrecht zu halten.
    »Pass auf!«, rufe ich. »Du beißt dir die Zunge ab.« Irritiert guckt er mich an und das reicht, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er schwankt, stürzt und hält sich im letzten Moment an mir fest. Seine langen Arme hat er um meinen Oberkörper gewickelt. Das Gleichgewicht hat er längst wiedergefunden, aber er lässt nicht los. Seine Augen sind dicht vor meinen. Seine Haare riechen nach frischer Luft und ein bisschen nach Zimt. Gibt es Shampoos, die nach Zimt duften? Ich spüre sein Gewicht schwer auf den Schultern. Bitte, geh nicht weg! Ich will ewig so stehen bleiben. Aber Baxter fängt an, sich aufzurappeln. Jetzt liegen seine Hände nur noch ganz leicht auf meinen Schultern. Die blauen Augen gucken freundlich. Nicht mit diesem leisen Spott, den er sonst oft im Blick hat.
    »You’re a nice girl, Lini!«
, sagt er und dann stößt er sich sanft von mir ab und dreht eine vollendete Runde über den Schulhof, bevor er sich am nächsten Baum festhalten muss.
    You’re a nice girl!
Wow! Wie er das gesagt hat.
»And you’re a nice boy!«
, flüstere ich unhörbar gegen den Wind. Dann starte auch ich wieder durch und drehe ein paar Kurven rückwärts. Baxter guckt mir staunend zu. Ich finde auf einmal das ganze Leben
nice
.
Very nice!
     
    »Du mir lernen laufen mit die Inliner. Ick dir spendieren Coke, okay?«
, fragt Baxter, während wir die Knie- und

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