Schummeln fuer die Liebe
meiste Zeit in meinem Zimmer. Lese oder schreibe in mein Tagebuch. Total langweilig, denn als ich neulich noch mal nachgesehen habe, was ich bis jetzt geschrieben habe, handelte alles bloß von Baxter. Als wenn ich sonst nichts mehr erleben würde, echt.
Jetzt hocke ich hier, höre Musik und gucke den Regentropfen zu, die an der Scheibe herunterrinnen. Manche sehen aus, als würden sie sich verfolgen. Wenn sie sich treffen, verschmelzen sie zu einem großen Tropfen. Wie ein Liebespaar.
Es klopft an der Tür.
»Hm?«, mache ich grantig, weil ich denke, dass es schon wieder Tonki ist, die sich langweilt, weil Laura heute nicht da ist und Tiki zum Zahnarzt musste.
Aber es ist Flo, der seinen Kopf zur Tür hereinschiebt. »Hey!«, sage ich.
»Hey!«, sagt Flo. Er kommt näher und lässt sich auf dem Sitzsack nieder. Ich hocke auf dem Bett und gucke ihn erwartungsvoll an. Er zupft an seinen Haaren herum und sagt nichts. Erst nach einer ganzen Weile macht er den Mund wieder auf. »Na du!«, sagte er und verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln.
»Na du!«, antworte ich. Dann schweigen wir wieder. Ich räuspere mich. »Na, du alte Gurke!«, sage ich und da fängt er endlich an zu reden.
»Ich wollte mal gucken, was du so treibst!«, sagt er und grinst verlegen.
»Ich treibe nichts, wie du siehst. Ich sitze hier bloß und gucke dem Regen zu.«
»Das ist es ja …«, meint Flo, und weil er nicht weiterspricht, verstehe ich nur Bahnhof.
»Na ja!«, sagt Flo hastig. »Das ist es ja. Früher hätten wir was zusammen gemacht und hätten nicht einzeln in unseren Zimmern gehockt.« So wie er es sagt, klingt es wie eine Frage.
»Ja, früher …«, sage ich.
»Früher …!«, sagt er.
»Früher warst du auch noch nicht in Veronika Fassbender verliebt!« Ich würde mir am liebsten auf die Zunge beißen, aber jetzt ist es raus. Flo ist knallrot geworden und japst nach Luft. Aber ruck, zuck hat er sich wieder gefangen.
»Und du nicht in Raoul Winterstein!«, ruft er triumphierend.
»Eins zu null für dich!«, sage ich grimmig.
Flo druckst ein bisschen herum und dann sprudelt er los: »Deswegen bin ich jedenfalls hier. Es stimmt schon, du hast ja recht. Ich hab mich wirklich verknallt, total blöd. Das ist mir noch nie passiert. Na, du weißt ja, wie das ist. Du bist ja selber verliebt. Oder warst es jedenfalls. Und wie!« Hier macht er eine kleine vorwurfsvolle Pause und redet dann hastig weiter. »Ich verstehe bloß nicht, warum wir deswegen nicht mehr befreundet sein können. Ich meine, wir sind ja
befreundet
, wir sind ja nicht ineinander verliebt.« Er seufzt. »Was ich wissen will, ist, warum du mir aus dem Weg gehst. Ich bin dir ja auch nicht aus dem Weg gegangen, als du dauernd von dem dämlichen Raoul gefaselt hast.«
»Ich geh dir doch gar nicht aus dem Weg!«, rufe ich empört.
»Doch, tust du!« Flo verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich grimmig an.
»Tu ich nicht!«, sage ich leise. »Und wenn, dann will ich das gar nicht!«
»Das verstehe ich nicht!«, brummt Flo. Ich beiße mir auf die Lippe.
»Ist es, weil er mit dir Schluss gemacht hat? Raoul, meine ich.«
»Es gibt doch gar keinen Raoul!«, sage ich und schlage mir fast im selben Moment die Hand vor den Mund. Entsetzt starre ich Flo an. Der sitzt da mit offenem Mund.
»Was hast du gesagt?«, haucht er. Jetzt ist es eh zu spät.
»Du hast schon richtig verstanden!«, sage ich und seufze.
»Aber …!«, macht Flo und sieht dabei aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Bleib sitzen!«, sage ich. »Ich hole uns eine Flasche Apfelsaft und dann erzähle ich dir die ganze Geschichte.«
Bei Flo dauert es noch mal so lange wie bei Teresa, bis er alles kapiert hat. Dabei habe ich ihm alles genauso erzählt, wie ich es Teresa erzählt habe. Bloß dass sie auch in Flo verliebt war oder ist, habe ich weggelassen, und das mit Baxter natürlich auch.
»Und deshalb hast du diesen Raoul erfunden?«
Ich nicke.
»Verrückt!«, sagt Flo. »Und jetzt bist du nicht mehr in mich verliebt?« Das sagt er dermaßen hoffnungsvoll, dass es mir trotz allem einen kleinen Stich versetzt.
»Wär das so schlimm?«, frage ich schnippisch.
Er steht auf und kommt auf mich zu. Dann lässt er sich neben mir auf dem Bett nieder und zupft eine meiner Haarsträhnen beiseite.
»Schon irgendwie«, murmelt er. »Dann könnten wir ja nicht mehr befreundet sein. Und das fänd ich ziemlich blöd.«
Mir wird auf einmal ganz wohlig warm im Bauch.
»Ja,
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