Schummeln fuer die Liebe
dem Loseziehen da vorne beschäftigt. Teresa ist nicht so ganz treffsicher. Mein Gesicht ist schon vollkommen beschmiert. Aber macht nichts, wenn wir aufhören, muss ich bloß heulen.
Das Blöde ist bloß, dass doch jemand guckt. Ich sehe es plötzlich aus den Augenwinkeln. Es ist ausgerechnet
Baxter
, der zu uns rübersieht!
Der Hallenboden tut sich natürlich nicht auf, um uns gnädig zu verschlucken. Ich setze mich grade hin und gebe Teresa ein Zeichen, dass sie aufhören soll. Aber eigentlich ist es jetzt auch schon egal. Ich kratze mein letztes bisschen Würde zusammen, um schnurstracks aufs Klo zu verschwinden und mir die Pampe aus dem Gesicht zu waschen.
Liebe ist verboten! Aus und basta!
Teresa und ich schwören der Liebe ab. Total! Stattdessen machen wir wieder mehr zu zweit. Soll Flo doch hinter Veronika Fassbender herdackeln. Und das tut er, wir haben ihm extra vor seiner Schule aufgelauert und beobachtet, wie er ihr total ferngesteuert bis zur Bushaltestelle gefolgt ist. Dabei muss er selbst überhaupt nicht Bus fahren. Und an einem Nachmittag im Eissportverein haben wir gehört, wie sie sich darüber lustig gemacht hat, dass »der Stadler« aus ihrer Klasse ihr hinterherläuft. Armer Flo. Aber eigentlich ist er selbst schuld. Wieso muss er sich auch ausgerechnet in diese Zicke verknallen.
Ob Baxter wirklich auf Sophie Mahlmann steht, haben wir bis jetzt nicht rausgekriegt. Nach diesen ganzen Katastrophen bin ich jedenfalls sicher, dass ich weiß, auf wen er
nicht
steht. Nämlich auf mich.
Ich versuche, so wenig wie möglich an ihn zu denken. Manchmal gelingt das echt. Wenn ich mit Teresa im Kino sitze oder wir wie früher gemeinsam lange Touren mit den Rollerblades unternehmen, kann es sein, dass ich ihn mal für zwei, drei Minuten vergesse. Und das ist immerhin ein Anfang.
Ich würde die beiden Jungs überhaupt nicht mehr sehen, wenn es nicht immer noch die Stadler-Lohmaier-Treffen gäbe.
Heute ist zum Beispiel wieder so ein Tag. Ma und Pa machen eine riesige Paella für alle. Und nach dem Essen wollen wir was spielen. He, früher hat es mir mal gefallen, dass unsere beiden Familien derart spielsüchtig sind.
Ich decke mit Tonki den Tisch. Sie versucht, die Servietten in Herzform zu falten. Geht natürlich nicht, aber dabei fällt ihr mein Liebesleben ein.
»Bist du eigentlich immer noch traurig wegen Raoul?«, fragt sie. Und ich werde nur deswegen nicht ausfallend, weil sie dabei so süß und ehrlich besorgt aussieht.
»Nee!«, sage ich. »Aber es wäre mir lieber, wenn du den Namen nie wieder erwähnst. Kriegst du das hin?«
Sie nickt. Die dünnen Zöpfe fliegen dabei ein bisschen zu übereifrig durch die Luft.
Ich verteile das Besteck, konzentriere mich höllisch darauf, die Messer und Gabeln genau parallel zu den Streifen im Tischtuch zu legen. Nur damit ich nicht spüre, wie aufgeregt mein Herz klopft bei dem Gedanken, dass Baxter gleich zur Tür hereinspaziert.
Aber als Stadlers dann auftauchen, ist Baxter gar nicht dabei. Wo ist er? Was ist passiert? Verdammt, das kann er doch nicht machen!!!
Ich rufe mich zur Ordnung. Wir hatten ausgemacht, dass mich das überhaupt nicht mehr interessiert. Kein bisschen und damit basta.
»Wo ist Baxter?«, fragt Ma.
»Der kommt gleich nach, telefoniert mit seinen Eltern«, antwortet Renate und macht es sich auf der Bank hinter dem Tisch gemütlich.
Mann, die haben aber auch alle die Ruhe weg. Nicht zu glauben.
Ich wusle in die Küche, um zu gucken, ob ich Ma bei irgendwas helfen kann. Dann wieder zurück ins Esszimmer, nachschauen, ob Pa schon die spanische Musik rausgesucht hat. Zurück in die Küche. Ist die Creme für den Nachtisch schon steif? He, Leute, ich habe zu tun. Soll keiner auf die Idee kommen, dass ich auf irgendwas warte. Ich nicht, dass das klar ist!
Als es an der Tür klingelt, lasse ich alles fallen, was ich in der Hand habe. Zum Glück ist es nur ein Küchentuch. Wie soll ich denn bitte schön diesen Abend überstehen?
Baxter grüßt freundlich in die Runde und ich blöde Kuh traue mich nicht aus der Küche raus. Los, komm, Magdalena, ein Fuß vor den anderen. Es kann doch nicht sein, dass ich mich auf dem Küchenfußboden dämlicher anstelle als auf einer Eisfläche.
Es gelingt mir, durchs Esszimmer zu schreiten. Ich könnte Tonki dafür knutschen, dass sie genau in diesem Moment ihren Saft verschüttet. So sind alle abgelenkt und ich kann mich unauffällig auf meinen Stuhl fallen lassen. Puh, das wäre geschafft! Jetzt
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