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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeisser
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Veranda und sah zu uns rüber. Sie lächelte. Der falsche Förster dachte nach. Er kaute auf seiner dicken Unterlippe rum. Dann ließ uns der Schurke mit Namen Horsti los.
    „Wehe, ihr versucht abzuhauen!“, drohte er uns noch, während seine Mutter langsam zu uns rübergetapert kam.
    „Die werden schon nicht weglaufen, nicht wahr?“, fragte sie uns, während sie erst Action-Bärbel und dann mich von Kopf bis Fuß musterte, als wären wir Pferde auf einem Pferdemarkt. Es fehlte echt nur noch, dass sie unser Gebiss in Augenschein nahm.
    „Nein“, sagte Action-Bärbel. „Warum sollten wir? Wir haben schließlich nichts verbrochen.“ Ihre Stimme klang aufgeregt. Irgendwie kieksig und ängstlich.
    „Und was macht ihr hier in unserem Garten? Ihr habt uns doch nicht etwa belauscht, oder?“, fragte die Oma nach.
    „Nein. Wir spielen nur Superhelden“, behauptete Action-Bärbel, was mir gar nicht passte. Ich stemmte die Hände in die Hüften, zog den Bauch ein und streckte meine knatschrote Brust raus, um noch kräftiger zu wirken, bevor ich die Lage klarstellte.
    „Wir spielen nicht Superhelden. Wir sind Superhelden und bekämpfen das Böse!“
    Die Oma sah mich eindringlich an. Dann drehte sie sich zu ihrem Sohn um.
    „Du musst dir keine Sorgen machen, Horsti“, sagte sie. „Der Kleine ist ein Schwachkopf.“
    Horsti rückte näher an mich ran. Sein Gesicht war jetzt nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte seinen Tabakatem riechen. Mir blieb fast die Luft weg. Horsti hatte nicht nur gerade geraucht, sondern definitiv zum Frühstück auch noch ein Kilo Knoblauch verputzt.
    „Was habt ihr gehört?“, fragte er zischend nach.
    „Nichts“, krächzte ich. Mehr bekam ich vor Angst nicht raus. Was, wenn die Fieslinge uns ebenfalls einsperrten wie den Spinnenmann? Oder wer weiß zu was für Gemeinheiten die beiden sonst noch imstande waren? Vielleicht unterzogen sie uns einer schrecklichen, schmerzhaften Gehirnwäsche, um uns auf ihre Seite zu ziehen? Oder sie setzten uns mitten im Wald aus. Oder …
    „Wir rufen ihre Eltern an“, sagte die Oma lächelnd.
    „Nein!“, schrie ich. „Alles, nur das nicht!“
    Das war überhaupt kein guter Plan! Dann lieber im Wald ausgesetzt werden und für ewige Zeiten darin leben. So wie Mogli, Tarzan oder mein Onkel Karl. Der hatte sich mal auf dem Heimweg aus einer Gastwirtschaft so übel verlaufen, dass man ihn erst drei Tage später in einer Höhle hockend wiederfand.
    „Die sollen die beiden abholen. Bring sie solange ins Haus“, sagte die Oma bloß. Horsti packte uns am Nacken und schob uns vor sich her ins Haus.
    „Aua! Nicht so dolle! Ich bin ein Mädchen!“, protestierte Action-Bärbel.
    „Klappe zu“, grummelte der Schurke. Mit einem gezielten Tritt stieß er die Tür auf, schob uns ins Haus und dann weiter in die Küche.
    „Hinsetzen!“, befahl er, und wir setzten uns an den Küchentisch.
    Es gibt Momente für Heldenmut und große Taten, und es gibt Momente, in denen man sich an den Verhandlungstisch setzen muss. Auch wenn der Verhandlungstisch ein schäbiger Campingtisch aus Plastik ist, dessen Hässlichkeit nur von der daraufliegenden rot-weiß karierten Plastikdecke übertroffen wird.
    „Ich denke, wir sind doch alles vernünftige Menschen“, begann ich.
    „Klappe halten!“, blaffte mich Horsti an, während er seiner Mutter die Küchentür aufhielt. Die Oma setzte sich zu uns. Die Hände auf den Gehstock gestützt, sah sie uns lange an.
    „Du bist die kleine Schwemme, nicht wahr?“, fragte sie.
    Action-Bärbel nickte nur.
    „Hach. Wo ist nur meine Höflichkeit geblieben? Horsti, mein Junge, stell unseren Gästen doch ein paar Kekse hin.“
    Horsti ging widerwillig zum Küchenschrank, holte eine Schale voller Kekse und knallte sie auf den Tisch. Die Kekse waren größer als meine Hand und braun-beige gescheckt wie Horstis Zähne.
    „Bedient euch. Die habe ich selber gebacken“, sagte die Oma.
    Das glaubte ich ihr nach einem Blick auf die kotzhässlichen Dinger sofort. Die Frage war nur: Wann hatte sie die klobigen Biester gebacken? Vor neunzig Jahren, als sie noch jung war?
    Kekse sind normalerweise ja das Beste, was es gibt. Lecker, knusprig und vor allem essbar. Das hier aber waren steinharte Bodenplatten. Wahrscheinlich aus Marmor gemeißelt. Die konnte man, wenn einem seine Zähne lieb waren, maximal lutschen, aber keinesfalls kauen.

    „Schmecken sie?“, fragte die Oma freundlich nach. Wir nickten übertrieben, rieben uns

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