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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeisser
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freilassen.
    „Meinst du, deine Eltern glauben uns?“, fragte ich. „Meine Mutter glaubt uns nämlich garantiert kein Wort.“
    Action-Bärbel dachte nach.
    „Ich weiß es nicht“, sagte sie schließlich.
    Über uns schepperte es wieder. Gebannt starrten wir zur Decke, als könnten wir wie Superman hindurchschauen. Es klang, als würden Möbel herumgerückt werden. Dumpf hörten wir Horsti schimpfen. Dann wurde es wieder still auf dem Dachboden und wir hörten Motorengeräusche von draußen.
    Action-Bärbel und ich sprangen zeitgleich auf und rannten zum Fenster. Ich erkannte unser Auto sofort an den unzähligen Beulen und Kratzern, die mein Vater, der schlechteste Autofahrer der Welt, bei diversen Einparkversuchen reingefahren hatte. Direkt davor hielt eine schicke Limousine, ganz ohne Beulen oder Katzer. Der Wagen gehörte wohl Barbaras Eltern.
    Ich fühlte mich innerlich zerrissen. In etwa so wie vor den Sommerferien – wenn es einerseits schreckliche Zeugnisse gab, anderseits aber sechs Wochen Ferien vor der Tür standen. Ich freute mich, dass wir gerettet waren, fürchtete mich aber vor der Strafe, die mir meine Mutter aufbrummen würde.
    Wir setzten uns wieder. Oben unter dem Dach kam wieder Leben in die Bude. Eine Tür wurde geöffnet, zugeknallt und abgeschlossen. Dann wieder Schritte auf der Treppe. Ein schwerer Schlüssel rappelte im Schloss der Küchentür. Quietschend wurde sie aufgestoßen.
    Horsti, der Schurke, sah zu uns rein.
    „Aufstehen. Mitkommen.“
    Wir folgten ihm. Als wir die Veranda betraten, begrüßten sich gerade unsere Mütter.
    Und dann begrüßte Frau Schwemme Schurke Horsti und die alte Oma. Allerdings sehr kurz und knapp. So als kannte man sich, aber schätzte sich nicht.
    „Frau Prallwitz. Herr Prallwitz.“
    Nur meine Mutter fand ein paar Worte mehr.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist von Nervköter. Ich bin die Mutter des Jungen“, sagte sie und wurde von allen dreien mitleidig angeglotzt, als hätte sie gesagt, dass sie die Pest hätte, Cholera oder Katzenschnupfen.
    Die Oma tätschelte meiner Mutter sogar die Schultern. Im Ernst!
    Ich bewunderte sie dafür, wie gut sie auf nette, kleine Oma machen konnte, obwohl sie eigentlich böse und gemein war und scheußliche Kekse backte. Aber davon spürten unsere dämlichen Mütter natürlich nichts. Sie bedankten sich sogar bei ihr und ihrem Sohn, dass sie auf uns aufgepasst und damit Schlimmeres verhindert hätten. Mütter sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht.

    Die Oma winkte ab, behauptete, dass das doch selbstverständlich sei und dass wir eben einfach wilde Kinder seien, die eine strenge Hand benötigt.
    Meine Mutter warf ihre Stirn in Falten, starrte mich böse an und nickte dabei. „Die strenge Hand wird er nun kennenlernen“, drohte sie, und bevor ich etwas sagen oder erklären konnte, schickte sie mich ins Auto. Von wegen freie Meinungsäußerung! Von wegen Demokratie! Bei Eltern-Kind-Beziehungen sind wir noch auf dem Stand des Mittelalters. Finsterstes Mittelalter! Aber es nutzte nichts. Ich kuschte, setzte mich auf die Rückbank und sah, dass es mir Action-Bärbel gleichtat. Mütter verstehen Superhelden einfach nicht.

    Während der ganzen Heimfahrt schwieg meine Mutter. Sie fragte nicht einmal nach, wo meine Hose und mein T-Shirt abgeblieben waren. Auch das Autoradio blieb diesmal aus. Wir schwiegen, bis Mutter unser Auto vor dem Haus geparkt hatte. Als wir beide ausstiegen, brach Mutter ihr Schweigen.
    „Genieß die Sonne, bis wir drinnen sind. Du wirst sie diesen Sommer nämlich nur noch aus deinem Fenster bewundern. Du hast Hausarrest.“ Dann hickste sie ein paarmal und schickte mich unter die Dusche.

Die Erleuchtung
    Nachdem ich wieder sauber war, verzog ich mich direkt in mein Zimmer. Dort warf ich erst mal alle Sachen vom Bett und mich dann drauf. Ich musste nachdenken. Über den Hausarrest. Über Bestrafungen, die total unfair waren. Warum mir nie jemand glaubte und über unseren Fall. Sollte ich Mutter vom Spinnenmann im Dachstuhl erzählen? Oder vielleicht doch die Polizei benachrichtigen? Das müsste ich anonym tun. Mir einen falschen Namen ausdenken. Einen, den die Polizei glaubwürdig und vertrauenerweckend finden würde. Einen wie: Prof. Dr. Dr. Ehrlich-Schlaufuchs oder Polizeihauptoberstgeneralkommissar Bravmann-Redlich. Aber dann beschloss ich, meine Füße und meine Klappe lieber stillzuhalten. Zumindest so lange, bis ich mich mit meinen Kollegen von den Unglaublichen

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