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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeisser
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seit Jahren niemand mehr geputzt oder etwas repariert.
    Kurz bevor der falsche Förster die Veranda erreichte, bog er rechts ab und verschwand in einer Bruchbude von Holzverschlag, neben der sogar unser Neben-dem-Baum-Baumhaus wie ein Palast ausgesehen hätte, und schleppte zwei verrostete Gartenstühle ins Freie. Die reinigte er grob mit einem alten Lappen und stellte sie auf die Veranda. Stöhnend ließ er sich auf einen Stuhl fallen, legte seine Füße auf den anderen und begann damit, seine dicken Schuhe abzubürsten. Als er fertig war, zündete er sich eine Pfeife an.
    Während Action-Bärbel vorsichtig näher schlich, um zu schauen, ob es hier noch weitere Spukhäuser gab, blieb ich in meinem Versteck. Ich wollte keineswegs nur in Unterhose, Maske und Umhang bei irgendwelchen Leuten klingeln und nach dem Weg fragen. Die würden uns dann ja nicht nach Hause, sondern in ein Irrenhaus schicken.

    Nach ein paar Minuten war Barbara zurück.
    „Das ist das einzige Haus weit und breit“, flüsterte sie mir zu. „Aber von hier aus kenne ich den Weg. Ein Stück weiter runter ist das alte Ausflugslokal. Da war ich früher oft mit meinen Eltern.“
    „Immerhin“, sagte ich und wir beide beobachteten den Schurken, wie er genüsslich seine Pfeife paffte.
    Auf einmal öffnete sich quietschend die Tür und eine kleine, niedliche Oma kam heraus. Sie trug einen schwarzen Rock und eine Bluse, die so weiß war wie ihre Haare, die sie zu einem Dutt verknotet hatte. Sie war bestimmt schon über hundert Jahre alt. In ihrer rechten Hand hielt sie einen Gehstock. Den brauchte sie auch dringend. So schief, wie sie trotz des Dutts war, wäre sie ohne Stock einfach nach vorne umgekippt.
    Der falsche Förster fühlte sich ertappt, nahm blitzschnell die Füße vom Stuhl und legte seine Pfeife beiseite. Hektisch setzte er sich gerade hin. Die beiden unterhielten sich aufgeregt. So als hätte der Schurke eine Mathearbeit versaut und versuchte nun, sich rauszureden. Der Schurke fuchtelte mit den Armen rum und zeigte immer wieder in den Wald, während die Oma ab und zu ihren Krückstock hob. Was sie sagten, konnten wir nur erahnen. Um sie zu verstehen, waren wir zu weit weg. Aber wir hatten das starke Gefühl, dass wir ein wichtiger Teil des Gesprächs waren.
    Nach wenigen Minuten zogen sich die beiden ins Haus zurück. Wir warteten weiter, behielten die Lage im Auge und wussten nicht so recht, was wir tun sollten. Dann sah ich aus den Augenwinkeln, wie sich hinter dem Dachfenster, in dem die Scheibe fehlte, sacht eine vergilbte Gardine bewegte. Erst vermutete ich nur einen Luftzug. Dann tauchte für einen Moment ein Kopf auf. Nur kurz. Flüchtig. Wie eine Erscheinung. Vielleicht war es das Hausgespenst? Aber kamen die nicht immer erst nach Anbruch der Dunkelheit aus ihrem Versteck gekrochen?
    Ich kniff die Augen zusammen. Vielleicht hatte ich mich getäuscht. Vielleicht hatten meine Augen mir einen Streich gespielt. War es nur eine Reflexion der Sonnenstrahlen gewesen? Das konnte nicht sein. Das Haus, umgeben von riesigen Bäumen, lag im Schatten. Was hatte ich gesehen? Doch einen Geist? Ich stupste Action-Bärbel an.
    „Das Dachfenster!“
    Action-Bärbel sah nach oben. Die Gardine bewegte sich immer noch. War das der Wind? Ich rieb mir die Augen.
    Wenn man ewig stur etwas anstarrt, spielen einem die Augen gerne mal einen Streich. Wie in der Schule. Wenn ich da fassungslos in Mathe die Textaufgabe an der Tafel anglotze, wird die auch von Minute zu Minute verwirrender und unlösbarer.
    Ich riss meine Augen auf, versuchte, nicht zu blinzeln. Kurz bevor ich aufgeben wollte, tauchte der Kopf erneut auf. Es war der Spinnenmann. Zumindest vermuteten wir das. Schließlich hatten wir das Gesicht des Spinnenmanns noch nie gesehen. Jedenfalls nicht ohne Laubhut und Tarnfarben. Das Gesicht verschwand wieder.
    „Der war geknebelt“, flüsterte Action-Bärbel und sah mich entsetzt an. „Die halten ihn da oben gefangen.“
    „Ach du heiliger Bimbam!“, rief ich fassungslos. „Warum?“
    „Keinen Schimmer. Vielleicht wollen sie ihn der Polizei übergeben.“
    „Wieso? Meinst du, der Spinnenmann ist doch ein Schurke? Und wenn ja, was hat er getan? Insekten und Eulen zu zeichnen, ist doch nicht verboten. Und Spinnen sammeln und komische Laubhüte tragen auch nicht.“
    Wir zermarterten uns das Hirn. War der Spinnenmann doch der Böse und der Förster und die Oma waren die Guten? Das konnte nicht sein. Außerdem war es strengstens verboten,

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