Schurken machen Krawall
Dreieinhalb abgesprochen hatte. Trotzdem begann ich damit, einen Plan zu entwickeln. Schließlich waren wir Superhelden. Und Superhelden bleiben nicht im Bett liegen und hoffen darauf, dass sich die Probleme da draußen von selber lösen.
Irgendwie musste es uns gelingen, den Spinnenmann aus seinem Gefängnis zu befreien. Doch dafür mussten wir unbemerkt an den Schurken vorbei ins Dachgeschoss kommen. Meine Experimente mit Fluggeräten jeder Art waren bislang jedes Mal kläglich gescheitert. Weder war es mir gelungen, mein altes Kettcar zu einem Segelflugzeug umzubauen, noch funktionierte die Staubsauger-Stuhl-Flugmaschine. Statt zu fliegen, hatte das Ding sich einfach am Dach festgesaugt, bis der Staubsauger Feuer gefangen und die Sicherungen im ganzen Haus rausgeflogen waren. Aber wie konnten wir sonst auf das Dach der Schurken gelangen?
Während ich auf dem Rücken lag und grübelte, schnippte ich meine kleinen Comic-Spielfiguren aus dem Bett. Und da kam mir die Erleuchtung! Ich will ja nicht angeben, aber ich werde sehr oft erleuchtet und habe ständig Spitzenideen. Wahrscheinlich weil ich so viele Comics lese, heimlich Horror- und Zeichentrickfilme gucke und es vermeide, mein Hirn mit Mathematik vollzumüllen.
Die Lösung war so einfach wie genial und war schon von so mancher Zeichentrickfigur erfolgreich in die Tat umgesetzt worden. Wir brauchten ein Katapult! Damit könnten wir uns lautlos aufs Dach hochschießen, ohne dass die Schurken etwas bemerkten!
Euphorisch setzte ich mich auf, griff unter mein Bett und zog meinen Laptop hervor. Vielleicht hatte ich von Barbara und Martin ja bereits eine E-Mail bekommen oder eine Chatanfrage. Tatsächlich. In meinem Eingangsordner wartete bereits eine E-Mail darauf, gelesen zu werden. Barbara war der Absender. Sie hatte sie vor nicht einmal fünf Minuten abgeschickt.
Von: Action-Baerbel
Betreff: Spinnenmann!
marton hat was rausfunden. Hast du Teflon da?
Es ist eiloh!
Teflon sollte wohl Telefon heißen. Es ist eiloh? Es ist eilig, meinte sie. Klar. Bei den ganzen Vertippern musste es sogar supereilig sein. Anstatt ihr eine Antwortmail zu schreiben, schlich ich sofort runter in den Flur und holte unser Telefon. Als ich an der Küche vorbeikam, sah ich meine Mutter im Dunkeln am Tisch sitzen. Mutter hatte die Jalousie runtergezogen, damit die Abendsonne die Küche nicht zu sehr aufheizte. Mit einem Glas Rotwein vor der Nase starrte sie eine Schachtel Zigaretten an. Merkwürdige Sache. Eigentlich rauchte meine Mutter schon seit Jahren nicht mehr. Ich widerstand dem Drang, ihr ins Gewissen zu reden, dass Rauchen Blödsinn ist und sie doch sowieso schon genug Unsinn anstellte. Mich von Barbara und Martin zu trennen und mir Stubenarrest aufzubrummen zum Beispiel. Aber es war nicht die Zeit für Gardinenpredigten. Es war an der Zeit, Heldentaten zu vollbringen.
Vorsichtig nahm ich das Telefon, steckte es ein und schlich wieder hoch in mein Zimmer. Sofort wählte ich Barbaras Nummer.
„Hallo?“, ertönte ihre Stimme am anderen Ende. Gott sei Dank war sie ans Telefon gegangen. So brauchte ich nicht Prof. Dr. Dr. Ehrlich-Schlaufuchs zu spielen, um ihre Mutter reinzulegen.
„Ich bin es, Sebastian“, flüsterte ich.
„Ah. Gut. Gut.“ Barbara klang erleichtert.
„Was hat Martin rausgefunden? Erzähl!“, flüsterte ich.
„Es geht um Vögel“, sagte Barbara.
„Was geht um Vögel?“, fragte ich nach.
„Um seltene …“ Barbara hörte auf zu sprechen. Im Hintergrund hörte ich die Stimme von Martin. Er war also immer noch nicht nach Hause geschickt geworden. Dann knirschte es in der Leitung und Martin war dran.
„Hallo, Sebastian“, sagte er.
„Hallo“, antwortete ich. „Was gibt es Neues?“
„Es geht um die Sumpfohreule“, erklärte Martin.
„Ich verstehe nicht ganz“, sagte ich.
„Pass auf“, begann Martin, „die Sumpfohreule ist äußerst selten. Sie steht unter Artenschutz. Verstehst du?“
„Die Eule ist geschützt. Ja. Das verstehe ich. Ich verstehe nur nicht, was das mit unserem Fall zu tun hat.“
„Ganz einfach. Der Spinnenmann hat die Sumpfohreule im Wald entdeckt. Und wenn bekannt wird, dass im Wald eine bedrohte Tierart lebt, dann wird der Wald nicht abgeholzt und die Straße nicht gebaut.“
„Aber das ist doch großartig!“, jubelte ich. Endlich wussten wir, was das ganze Theater sollte und wie wir dem Spuk ein Ende bereiten konnten. Die Welt musste nur erfahren, dass es in Buckelbügel die Sumpfohreule gab!
„Ja,
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