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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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davon
abhalten, Jo liebevoll die Pfoten auf die Schulter zu legen. Jo hatte sich
schon mal vorsichtshalber im Türrahmen eingespreizt.
    »Entschuldigung!
Ach, die Frau Doktor Johanna! Das ist ja nett. Meine Seele! Entschuldigung!
Jessy ist ein bisschen lebhaft.«
    Jo grinste: »Das
merke ich, das ist ja ein lustiges Tier. Ich tingle gerade so durch Oberdorf,
und da wollte ich Sie einfach mal besuchen. Das hatte ich ja versprochen.«
    »Na, dann tingeln
Sie mal hier rein.« Resolut drückte Frau Müller Jo auf eine Couch, wie durch
Zauberhand stand da auch schon eine Kaffeetasse, und Jessy lag als tierische
Wärmflasche flugs auf ihren Füßen. Eine wunderbar wohlige Wärme entströmte
einem einfachen Kachelofen. Außerdem war der Kaffee ausgezeichnet.
    Frau Müller war die
Witwe von Jos Vorgänger, und sie hielten losen Kontakt zueinander. Sie war eine
gute Zuhörerin, denn sie kannte Jos Probleme bestens. Auch ihr Mann hatte sich
an so manchem der Allgäuer Betonschädel gestoßen.
    So kam Frau Müller
gleich zum Thema. »Wie man hört, ist es ziemlich rund gegangen bei dem
Event-Castle-Termin?«
    Jo nickte. »Ein
grauenvoller Tumult, Rümmele hatte einen bühnenreifen Abgang …« Sie stockte.
»Einen ziemlich endgültigen Abgang.«
    »Sie Arme, ich habe
natürlich auch gehört, dass Sie den toten Rümmele gefunden haben.«
    »Ja?« Jo schaute zu
Boden. »Das heißt, alle haben von Rümmeles Tod gehört?«
    Frau Müller schaute
Jo amüsiert an. »Das ganze Dorf redet von nichts anderem. Aber das können Sie
sich ja vorstellen. Das ist die schaurig-schöne Sensation. Die Polizei ist auch
schon da. Ich habe den Gerhard Weinzirl gerade bei Familie Fromm ins Haus gehen
sehen. Wissen Sie, den kenne ich, seine Eltern wohnen ja in Eckarts, und ich
kenne seine Mutter vom Singkreis und vom Kegeln in Memhölz auf der Insel.«
Dieser Frau entging nichts, dachte Jo. »Also, wo war ich?«, überlegte Frau
Müller. »Ach ja – also, Herr Rümmele ist Ortsgespräch, und jeder hat so seine
Theorie, warum er umgebracht wurde.«
    Jo rutschte unruhig
auf der Kante der Couch umher. »Ach ja, welche denn?«
    »Och, die meisten
sind ziemlich langweilig.« Es schien Frau Müller ehrliches Unbehagen zu
bereiten, gar nichts Spannendes erzählen zu können. »Liebesaffären und solcher
Kram, Sie werden ja bestimmt schon von seinen Partys gehört haben. Er und die
Dame des Hauses pflegten regen Kontakt zum jeweils anderen Geschlecht.« Aus
Frau Müllers Mund klang das wie Neuigkeiten aus der Sonntagsschule.
    »Nichts
Interessanteres dabei?«, wollte Jo wissen.
    »Es geht auch das
Gerücht, dass irgendein Biologielehrer was damit zu tun hat. Ich komm jetzt
nicht auf den Namen. Ich glaube, weil Herr Rümmele schon oft am Rande der
Legalität und darüber hinaus agiert hat. Er soll öfter in Naturschutzzonen
gebaut haben. Sie wissen ja, wie die Leute sind.«
    Jo nickte, diese
Lady hatte ihr immer schon gefallen.
    »Da Sie so eine rege
Auffassungsgabe haben, Frau Müller, können Sie mir zufällig etwas zur Mordnacht
sagen? Ich meine Sonntagabend oder -nacht. Mich würde auch das Auto
interessieren.«
    Frau Müller sah
richtig enttäuscht aus. So eine leichte Aufgabe! »Sicher, das Auto ist hier um
etwa halb elf vorgefahren. Ich war mit Jessy draußen. Ich muss immer so spät
gehen, damit ich ja nicht diese beiden Hunde von Rümmeles treffe. Jessy hat mal
einen gepackt und geschüttelt. Sie wollte nur spielen, aber Frau Rümmele hat
fast einen Herzinfarkt bekommen und meinen armen Jessy zu einer Bestie
gemacht.«
    Sie strich Jessy
über den Kopf, der bei der Nennung seines Namens aufgesprungen war und wieder
wie wild zu wedeln begonnen hatte. Eigentlich schade um die warmen Füße. Jo
tätschelte Jessy und beugte sich zu Frau Müller hinüber. »Und wer saß in dem
Auto?«
    »Gefahren ist ein
junger Mann. Der ist ausgestiegen und sehr schnell in den Wagen eines jungen
Mädchens, einen Golf glaube ich, umgestiegen.«
    Jo war gespannt,
ihre Schultermuskeln verkrampften sich. Tatsächlich eine Spur! »Haben Sie den
Mann erkannt, können Sie ihn beschreiben?«
    Frau Müller
streichelte konzentriert Jessys Kopf und schloss die Augen. »Nein, wenn Sie
Haarfarbe oder so etwas meinen. Er war aber wie gesagt eher jung, sein Gang war
sehr elastisch. Sonst? Hm? Er hatte so eine auffällige Jacke an – ja genau: ein
Aufdruck mit einem Skifahrer, der über eine Almhütte springt. Ich bin ziemlich
sicher. Er stand kurzzeitig mit der Rückenpartie voll im

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