Schussfahrt
wahr!«
Seine Stimme durchschnitt den Raum, er fixierte Frau Rascher.
Frau Rascher
seufzte, sah ihren Mann mit einem wehmütigen, aber liebevollen Lächeln an und
sagte dann in Volkers Richtung: »Tja, genau so ist es, ich habe den ganzen Tag
wegen eines Großbritannien-Projekttages an der Schule telefoniert. Mit
Schülern, mit Eltern, mit England übrigens auch! Ich nehme an, Sie werden
unsere Telefonverbindungen überprüfen können. Ich hatte jedenfalls keine Zeit,
Herrn Rümmele zu ermorden.«
Peter Rascher
ergänzte: »Ich habe übrigens ab sieben auch einige Anrufe erhalten, einige
meiner Weggefährten wollten Auskunft über die Anhörung haben. Sie werden ja
wohl auch die eingehenden Gespräche prüfen können.«
»Sie sind mehrfach
aktenkundig geworden, Herr Rascher«, Volkers Stimme war schneidend, »und
interessanterweise war Herr Rümmele immer involviert. Sie haben Schneekanonen
zerstört, die teilweise mit Rümmele-Bau-Sponsorengeldern finanziert worden
waren.« Volker Reiber schaute dabei Frau Rascher an.
Diese seufzte
erneut: »Die Auftritte meines Mannes, wie der beim Event Castle, sind
wohldosiert, er gibt gern den Advocatus diaboli, provoziert bewusst und setzt
sich ein, um Bewegung in die Massen zu bringen. Genau genommen machen wir uns
beide keine Illusionen. Man muss provozieren, um überhaupt gehört zu werden. Im
Grunde ist mein Mann ein leiser Mensch, aber manchmal heiligt der Zweck die
Mittel. Dieser Kerl mit seinen ewigen Idealen hat natürlich immer als Erster
die Staatsdiener im Nacken.«
Bevor Volker noch
etwas sagen konnte, fuhr Frau Rascher fort. Sie war eine zarte Frau, aber aus
ihr sprach Entschlossenheit: »Wir haben keine Schneekanonen zerstört. Eines
Nachts haben Gegner von Beschneiungsanlagen die Kanonen in einen Tobel
gestoßen. Das war ein Schaden, der in die Hunderttausende ging. Damit hatten
wir nichts zu tun, zumal Peter nicht gegen Kunstschnee generell protestiert
hat. Er hatte die Gutachten vorliegen, die besagten, dass die Grasnarbe auf
beschneiten Flächen viel besser geschützt sei. Besonders neuralgische Punkte in
Skigebieten zu beschneien und so den Untergrund vor der mechanischen Einwirkung
der Skikanten zu schützen, das war auch für Peter völlig in Ordnung. Nicht in
Ordnung war, dass das Wasser aus einem Bach entnommen worden ist, an dessen
Unterlauf die Bäume krepiert sind. Peter ist es gewesen, der deshalb den Bau
eines Speichersees initiiert hat. Er hat Herrn Rümmele generell Recht gegeben,
dass Schneekanonen richtig eingesetzt sinnvoll sind.« Frau Rascher sprach mit
viel Hingabe.
Peter Rascher nickte
seiner Frau zu und fuhr fort: »Die Alpen sind nun mal ein Kulturraum, und der
Skisport ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das wissen wir auch! Wir sind
doch keine Träumer! Damals aber hatten sich rabiate Fortschrittsgegner
formiert, Leute, die am liebsten alle Skigebiete geschlossen hätten, und die
haben meine Popularität ausgenutzt. Die blindwütige Aktion mit den
Schneekanonen hat mir eher geschadet. Viele Hoteliers und Gastwirte waren schon
auf meiner Seite und wollten gegen diese speziellen Schneekanonen vorgehen,
nicht aber gegen Beschneiung generell. Aber nach der Aktion sind sie
umgeschwenkt, und ich stand ziemlich allein da. Das war damals höchst
frustrierend für mich.«
Die Raschers klangen
beide sehr engagiert. Volker machte sich eine Notiz. »Es ist aber wahr, dass
Sie auch später noch öfter mit Herrn Rümmele Händel hatten.«
Raschers Koboldaugen
blitzten. »Herr Rümmele hatte vor seinem Event Castle schon einmal einen
Geniestreich geplant. Das war letztes Jahr. Er wollte einem Filmproduzenten aus
München weismachen, dass das gesamte Allgäu hinter der Idee des »Edelweißclan«
stehe. Damit war ein Filmprojekt zu einer Serie gemeint: schöne Menschen, die
in einer Daily Soap mit Spielchen um Macht und Geld und Naturgewalten unseren
Nachmittag verdummen sollten. Straps im Raps, Mieder im Flieder, Po im Snow. So
was in der Richtung. Alles ganz sexy, als Drehort war Oberstaufen angedacht.
Nur stand das Allgäu nicht dahinter!«
Frau Rascher
lächelte: »Ja, das war auch so ein Ding. Rümmele hatte die Drehorte sozusagen
schon vorausbestimmt, es nur versäumt, die entsprechenden Eigentümer zu
informieren. Ein Arzt, ein Intimfreund der Rümmeles, hatte auch die
Schlossberg-Klinik bereits als Drehort vorgesehen, nur wusste die Klinikleitung
noch gar nichts davon. Deren Veto gab dann den Ausschlag, dass das Projekt
abgeblasen wurde
Weitere Kostenlose Bücher