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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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hatte Georg
Obermaier ein Schild platziert, das ein Skitourenwochenende unter seiner
Leitung ankündigte.
    Volker trat ein.
Soweit er beurteilen konnte, war der Laden sehr gut sortiert. Das Sortiment
bestand aus Spitzenprodukten und war ansprechend präsentiert. Ein Mann war
gerade dabei, Preisreduktionen an einigen Ski vorzunehmen. Er war groß,
schlank, durchtrainiert ohne aufdringliche Muskeln, kängurusehnig, ein Bergfex
eben. Einer, der vor dem Frühstück mal schnell siebenhundert Höhenmeter – nicht
ging, sondern joggte! Er trug ein kariertes Fleecehemd und eine Think-Pink-Hose,
genau in der Farbe seiner wirklich unverschämt blauen Augen.
    Das also war dieser
Schorsch. Volker hatte ihn dank des Schaufensterplakats sofort erkannt. Er
schoss auf ihn zu wie eine Katze auf die Beute. »Reiber, Kriminalhauptkommissar
der Mordkommission. Ich muss Sie sprechen.«
    Im Laden herrschte
eine Atmosphäre, als wäre urplötzlich ein Gewitter hereingebrochen.
    Da der Sporthändler
keinerlei Anstalten machte, ihm irgendeinen Sitzplatz anzubieten, lehnte sich
Volker lässig-provokant an die Theke: »Ich ermittle im Mordfall Rümmele. Sie
waren doch am Sonntag auf dem Meeting.«
    Ein »Häh, was isch?«
unterbrach Volkers Rede. Er kam aus dem Konzept. »Sie waren doch am Sonntag bei
dem Meeting zum Event Castle?«
    »Ah so, dia Sitzung.
Ja, so an Bledsinn, an verreckta wia des, hau i scho lang me it ghert.«
Schorsch lachte gutmütig.
    »Sie waren also kein
Freund dieses Event Castle?«, fragte Volker.
    »So ka ma saga«,
erwiderte Schorsch.
    »Es ist auch
richtig, dass Sie mit Herrn Rümmele einen Rechtsstreit hatten?«
    Schorschs Blick
verfinsterte sich. »Jo, und den hau i verlora. I will do nix me hera.«
    Volker blaffte ihn
an: »Das werden Sie wohl aber müssen! Wo waren Sie denn, nachdem Sie das
Meeting, äh die Sitzung, verlassen hatten?«
    Schorsch Obermaier
schaute ihn aufmerksam an. »Dahoi, wo suscht? I ho no eabas arbeita miassa.«
    »Kann das jemand
bestätigen?« Volker wurde lauter.
    »Na, wieso meh?«
    »Lieber Herr
Obermaier, Sie hatten ein Motiv für den Mord, Sie haben kein Alibi. Ts,ts, ts.
So einfach ist das nicht.«
    Schorsch Obermaier
bedachte Volker mit einem langen Blick, man sah ihn förmlich denken. »Wisset dr
was, jetzt gehet dr amol hoim, und wenn dr eabas Neis wisset, dann kennet dr ja
wiederkomma.« Er schob den verblüfften Volker zur Tür hinaus und ließ das Rollo
herunterrauschen.
    Volker trat gegen
die Tür, ein kurzer Aussetzer nur, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
Niemand setzte ihn vor die Tür, schon gar nicht so ein unzivilisierter
Bergbauer! Seine Befehle über Handy knatterten wie Pistolenschüsse: Telefon der
Raschers überprüfen, Georg Obermaier überwachen. Er fuhr zurück ins Büro. Dort
hielt er den restlichen Tag Gerhard Weinzirl in Atem. Die Stimmung war
angespannt.

7.
    Der Mittwoch begann
mit Sonne. Faserige Zirruswolken am Himmel wirkten wie weiße Graffiti auf
hellblauem Grund. Ein perfekter Tag, denn Jo war in Hochstimmung. Jo war auf
der Pirsch. Sie konnte es kaum erwarten, ihre kriminalistischen Talente zu
erproben. Sie startete ihren uralten Subaru Justy, dessen Rot von Rostflecken
durchsprenkelt war und den ein gebogener Kleiderbügel statt einer Antenne
zierte. Aber sie liebte ihn nun mal, und der kleine, leichte Allrad-Wagen
tuckerte so fröhlich durch den Schnee wie vor zehn Jahren – wenn er ansprang.
Heute hatte er das dankenswerterweise ohne Murren getan und sie sicher nach
Oberdorf gebracht.
    Jo hatte sich am
Ortseingang bei der Raiffeisenkasse aufgebaut und sprang Gerhard geradezu vor
das Polizeiauto.
    »Johanna«, Gerhard
zog ihren Namen in die Länge, »das ist eine offizielle Ermittlung, du kannst
nicht …«
    »Laber, laber,
Leberkäs«, Jo kräuselte die Lippen zu einer Schnute, »du gehst jetzt mal ganz
offiziell ermitteln, und ich besuche Frau Müller. Bei der wollte ich sowieso
schon lange mal reinschauen, weil sie mir ihren neuen Hund zeigen möchte. Und
am Rande, da frag ich mal. Wir treffen uns so in einer halben Stunde im Rössle.
Ja?« Weniger eine Frage als eine Anweisung, und weg war sie. Sie hörte gerade
noch, wie Gerhard ihr hinterherrief: »Dann frag aber nach dem Auto!«
    An der Tür öffnete eine
gepflegte ältere Dame. Ein Airdale-Terrier wedelte begeistert mit dem Schwanz.
Im Prinzip wedelte der ganze Hund, denn der Schwanz reichte diesem Burschen
kaum aus, seine Euphorie zu zeigen. Frauchen konnte ihn gerade noch

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