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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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erpresst?«, wollte Jo wissen.
    Moritz sah immer verzweifelter
aus. »Ja, und da habe ich ihn halt den Berg raufgefahren. Er hat mir nicht
gesagt, weswegen er in der Dunkelheit auf diesen blöden Berg wollte. Er war in
Hochstimmung und meinte, ich könnte den Schampus schon mal kalt stellen. Er
sagte, diesmal würde er ihn kriegen, und dass er in einer halben Stunde wieder
da sei. Er hat so ein doofes Victory-Zeichen gemacht.«
    »Wen wollte er denn
kriegen?« Jo wippte nervös mit dem Fuß.
    »Keine Ahnung.
Vielleicht seinen Ski-Rekord. Ich weiß es echt nicht.«
    »Kann der mysteriöse
›Er‹ nicht jemand gewesen sein, mit dem er ein hirnrissiges Rennen gefahren
ist?«, fragte Jo.
    »Da war weit und
breit keine Sau mehr unterwegs. Ich weiß wirklich nicht, was oder wen er mit
›er‹ gemeint hat.«
    »Gut, und weiter,
Moritz?«
    »Ich hab das Skidoo
wieder in den Schuppen gefahren. Aber dann stand um zehn das Auto vom Rümmele
immer noch da. Mir wurde mulmig, und Laura meinte, wir sollten es einfach vor
sein Haus fahren. Wenn ihre Eltern was erfahren hätten. Und dann sagte Laura
eben auch, dass ihr Dad schon genug Ärger wegen Rümmele gehabt hätte. Na, und
ich dachte, wenn das mit dieser Diskussion über die Farbbeutel alles wieder los
geht …«
    Jo ging ein Licht
auf. »Du hast das Auto gefahren! Aber wieso hattest du eine Jacke von Schorsch
an?«
    »Na, ich hab da doch
mal ein paar Wochen gejobbt. Ich hab das Auto also hingefahren, hab extra ‘ne
Plastiktüte auf den Sitz gelegt und Handschuhe angezogen. Laura hat das
vorgeschlagen.«
    Na, die Kleine hatte
wirklich zu viele Krimis gelesen, dachte Jo. Sie nickte aufmunternd.
    Moritz fuhr fort: »Jedenfalls, als ich am Montagabend gehört habe, dass der tot ist, da war ich
froh, dass das Auto weg war.«
    Jo unterbrach ihn: »Aber Moritz, das ist doch Quatsch. Keiner wusste, dass du im Haus warst. Diese
ganze Autoaktion war doch völlig hirnrissig!«
    Moritz schluckte: »Ja, heute weiß ich das auch. Aber an dem Abend waren Laura und ich völlig von
der Rolle. Wir wollten auf keinen Fall in irgendwas reingezogen werden. Laura
fand das auch, und sie wollte auf jeden Fall vermeiden, dass ihr Dad irgendwie
Trouble bekäme.«
    Jo musste nun doch
ein wenig lächeln. Diese Laura war ja wirklich eine Marke!
    Moritz lächelte
jetzt auch. »Wissen Sie, das kam mir ein bisschen wie bei ›Tatort‹ vor,
außerdem ist mir der Rascher doch egal. Aber ich dachte mir halt, dass ich
wegen der Bewährung so wenig wie möglich mit der Bullerei zu tun haben sollte.«
    Jo konnte ihn
verstehen. Sie straffte die Schultern. »Weißt du eigentlich, dass der Schorsch
im Gefängnis sitzt? Eine Zeugin hat die Jacke gesehen, und jetzt glaubt dieser
Mordkommissar aus Augsburg, dass Schorsch es war. Moritz, der Schorsch hat dich
immer gut behandelt. Du wirst ihn jetzt nicht hängen lassen. Red mit der Laura,
redet mit Peter. Und dann geht zur Polizei. Moritz!«
    Moritz war blass
geworden und schaute zu Boden.
    »Denk darüber nach!
Der Schorsch war dir ein Freund, als es dir dreckig ging. Weißt du, er ist auch
mein Freund, und wir müssen ihm helfen. Wenn du es nicht tust, werde ich zu
Kommissar Reiber gehen. Ich lass dir einen Tag Zeit, aber dann muss was
passieren.«
    Moritz nickte.
    Jo verabschiedete
sich und verließ das Gasthaus. Sie überlegte kurz, ob sie Moritz trauen, und
mehr noch, ob sie ihm glauben konnte. Hätte er Rümmele ermorden können? Sie war
aber so im inneren Jubel gefangen, dass sie diese Frage erst einmal verdrängte.
Rümmele war auf dem Berg gewesen. Sherlock-Gerhard hatte also doch Recht
gehabt. Jemand musste Rümmele gesehen haben. Jo fuhr zurück nach Ofterschwang,
parkte ihr Auto und zog die Ski an.
    Mit Ski an den Füßen
war die Welt wieder in Ordnung. Jo zog lange Radien auf der Kante, sie
beschleunigte, gab etwas Druck auf den Innenski, tänzelte einige kurze
Slalomschwünge und ließ den Ski dann wieder in weiter Super-G-Manier gehen.
Carven war wie Autofahren mit Servolenkung, einfacher, kraftsparender. Wenn Jo
an ihre Jugendrennski zurückdachte: Einsfünfundneunziger Monsterbretter, und
heute klebte ihr 160er wie zementiert selbst auf eisigsten Pisten. Ein neues
Gleit- und Kantenfeeling, messerscharf geschnittene Schwünge statt gerutschter.
Als sie mit einer 360-Grad-Drehung vor dem Gipfellift-Häuschen abschwang,
konnte sie wieder lächeln. Nicht mal Fliegen war schöner.
    Seppi, der Liftmann,
hob die Augenbrauen. »It übel, du hosch nix

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