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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Champagnerkorken knallen
lassen. Dass immer die widerlichsten Kerle über keinerlei gesunde
Selbsteinschätzung verfügten!
    Die Wirtin verzog
das Gesicht. »Man soll über Tote nichts Schlechtes sagen, aber der war wirklich
ein Kotzbrocken, wie er hier um alle Frauen rumgeschwänzelt ist. Aber gerade
weil der sich immer so in Szene gesetzt hat, hätten wir den doch nie übersehen.
Und diesen Monster-Jeep auch nicht. Der Rümmele ist ja immer gefahren wie ein
Irrer! Und laut war das Teil! Aber am Sonntag hatten wir wegen einer Beerdigung
geschlossen. Und was ich im Tal bisher erfahren habe, hat ihn auch sonst keiner
gesehen.«
    In dem Moment
reichte der Schankkellner Jo die Schorle. Irgendetwas lag in seinem Blick,
etwas Gehetztes.
    »Moritz, du hast ihn
auch nicht gesehen, oder?« Jos Stimme war durchdringend.
    »Nö, wie denn auch,
war ja schließlich geschlossen.« Die Antwort kam zu schnell, zu laut. Zu hastig
verzog der Kellner sich wieder in den Hintergrund.
    Jo entschuldigte
sich in Richtung WC und ging
schnurstracks in die Küche. Sie lehnte nur im Türrahmen und schaute Moritz an,
der Kartoffeln schälte.
    Moritz blaffte sie
an: »Is was?«
    Jo schüttelte den
Kopf und schaute weiter. Minuten verstrichen.
    »Wenn die Chefin …«,
hob Moritz an.
    »Wenn die Chefin
was?« Jos Stimme war ganz sanft.
    »Wenn die Chefin
erfährt, dass ich am freien Tag da war und mit der Laura …«
    Daher wehte der
Wind. Moritz, der nur über ein Doppelzimmer im Wohnheim verfügte, hatte ein
Date gehabt.
    »Welche Laura?«
    »Die Rascher Laura.
Die Eltern von Laura dürfen nie erfahren, dass wir zusammen sind.«
    »Peter Raschers
Tochter, diese Laura?« Jo riss die Augen weit auf.
    »Ja.« Moritz klang
furchtbar unglücklich. »Peter Rascher hat mich seit der letzten Aktion ziemlich
auf dem Kieker.«
    »Was heißt das?
Moritz, jetzt red doch mal Klartext.«
    »Na ja, da war doch
diese Geschichte mit den Farbbeuteln und Fernsehern. Es gab ziemlich Ärger
wegen Sachbeschädigung an diesem Großkotzhaus vom Rümmele. Peter wollte, dass
ich zugebe, die Farbbeutel geworfen zu haben. Ich war es aber nicht. Ich wusste
allerdings, wer’s war. Peter hat was von Vertrauensmissbrauch gefaselt und
Verrat an der Sache und mich gebeten, in Zukunft den Umweltaktionen
fernzubleiben. Hab ich dann auch gemacht.« Moritz klang trotzig.
    »Ach, du dickes Ei!«
Jo schaute Moritz fassungslos an. »Du hast was mit der Laura. Und du bist bei
Öko-Aktionen unangenehm aufgefallen. Und jetzt ist Rümmele tot. Ist dir klar,
was das alles bedeutet?«
    Moritz’ Stimme wurde
immer kläglicher. »Ja, natürlich, das ist es ja, aber das wusste ich doch am
Sonntag noch nicht, dass der Rümmele tot ist. Als das Auto …«
    Jo unterbrach ihn,
verknotete nervös einige Haarsträhnen am Hinterkopf. »Ganz langsam! Jetzt
erzähl mal von vorne.«
    »Ja, aber die
Chefin!«
    »Von mir erfährt sie
nichts, wenn du mir augenblicklich sagst, was mit dem Rümmele geschehen ist.«
Jo flüsterte jetzt.
    Moritz sah gequält
aus. »Das hat der Rümmele auch gesagt, der hat Laura und mich erwischt, als wir
gerade, na ja …«
    »Moritz, rede!«
    Moritz atmete tief
durch. »Plötzlich ist der Rümmele durch die Küche in den Gastraum gekommen. Wir
sind in unsere Klamotten gehüpft und waren total panisch. Der Rümmele hatte wie
der Schoko-Onkel den Finger gehoben und gesagt: Kinder, Kinder, wenn ich das
der Chefin erzähle. Ich hatte Angst. Ich bin auf Bewährung – ich hatte ein paar
Gramm Dope zu viel auf der Kralle, als dass die Bullerei mir das mit dem
Eigenbedarf geglaubt hätte. Jedenfalls ist die Chefin Spitzenklasse, dass die
mir den Job gegeben hat. Und den will ich behalten, um jeden Preis!«
    »Um jeden Preis?«,
fragte Jo zögernd.
    »Nicht wie Sie
denken! Rümmele wusste, dass wir ein Skidoo haben, und er wollte auf das
Ofterschwanger Horn gefahren werden. Es war schon dämmrig, ungefähr fünf. Die
Lifte standen, aber er hatte Ski dabei.«
    Jo dachte nach.
»Aber was ich nicht ganz verstehe: Eigentlich war die Wirtschaft geschlossen,
oder? Wie konnte Rümmele sich dann auf deinen Taxi-Dienst mit dem Skidoo
verlassen?«
    »Hat er gar nicht.
Im Gegenteil. Er wusste, dass geschlossen ist. Er wollte das Skidoo einfach so
nehmen. Er wusste, dass es immer unabgesperrt im Schuppen steht. Dass wir da
waren, gab ihm so ‘ne Art zusätzlichen Kick. Er ist, äh war, eine miese Sau!«
    »Moritz!«
    »Mensch, stimmt
doch!«
    »Okay, also weiter: Er hat dich sozusagen

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