Schussfahrt
Personaldaten von Moritz Wegscheider durchgegeben. Volkers Augen
glitzerten. Da hatte er ihn doch, seinen Amokläufer! Er rückte ganz nahe an
Moritz heran. »Sie sind wegen Drogenhandels vorbestraft und mehrmals bei
Demonstrationen radikaler Umweltschützer verhaftet worden. Auch beim
Farbbeutelanschlag auf das Haus von Herrn Rümmele!«
Peter Rascher
mischte sich ein: »Ich selbst habe Moritz verdächtigt. Aber er war es nicht.
Dass er mit meiner Tochter befreundet ist, das – ich gebe das gern zu – hat
mich nicht gerade in Euphorie versetzt, aber Moritz ist wohl ein guter Kerl.«
Er lächelte Laura an.
»Ach, Dad! Du
predigst doch immer von der Gleichheit der Menschen und davon, dass jeder eine
Chance bekommen soll. Aber bei deiner Tochter hättest du gern den Freund Marke
idealer Schwiegersohn. Am besten wahrscheinlich mit Banklehre.«
Volker sah von der
einen zum anderen. »Ich störe ja ungern Ihre entzückenden familiären Dialoge,
aber Sie wollen mir doch nicht erzählen, das sei alles Zufall? Ts! Wollen Sie
mich für blöd verkaufen!«
Moritz Wegscheider
stampfte mit dem Fuß auf. »Diese ollen Kamellen, ich hab keine Farbbeutel
geworfen, und wegen dem Dope bin ich auf Bewährung. Ich habe mir nichts
zuschulden kommen lassen!«
Volker war noch
immer ganz nahe. »Moritz, für wie umnachtet halten Sie mich? Ich glaube Ihnen
Ihre Geschichte durchaus, bis auf ein winziges Detail: Sie haben Herrn Rümmele
ins Tal gelockt, haben es irgendwie geschafft, ihn zu einer Skidoo-Fahrt zu
überreden und haben ihn dann erschossen. Der Part mit dem Auto mag wohl
stimmen, das mussten Sie ja loswerden. Würde mich gar nicht wundern, wenn Laura
Rascher mit von der Partie war. Hat sie Herrn Rümmele verführt, ins Tal zu
fahren? Er hatte ja bekanntlich eine Schwäche für hübsche Mädchen!« Volker
Reiber grinste anzüglich.
Peter Rascher fuhr
hoch und richtete sich auf wie ein Bär, der jeden Moment mit den Tatzen den
tödlichen Hieb ausführt. »Lassen Sie meine Tochter aus dem Spiel!«
Volker zuckte mit
der Schulter. »Haben Sie sich nie überlegt, dass dieser saubere Moritz hier Sie
beeindrucken wollte? Wir hatten ein solches Szenario sogar bei Ihnen zu Hause
durchdiskutiert.«
Peter Raschers
Brustkorb hob sich. »Sie werden es nicht glauben, genau an so etwas habe ich
anfangs gedacht. Daran, dass meine Parolen einen jungen unbeherrschten Mann –
oder auch eine Frau meinetwegen – aufgepeitscht haben. Aber ich glaube Moritz;
denn wieso hätte er sich freiwillig stellen sollen? Er hat es nur getan, um
Schorsch Obermeier zu entlasten.«
»Inwiefern?«, fragte
Volker.
Moritz zog eine
Jacke aus einer Plastiktüte. Ein Skifahrer im Sprung war darauf abgebildet.
»Ich hatte die Jacke an. Schorsch hat sie mir mal geschenkt, als ich bei ihm
gearbeitet habe.«
»Schön und recht,
aber mir sind das alles ein bisschen zu viel der Zufälle. Wir werden jetzt mal
klären, ob es Fräulein Raschers Auto war, das gesehen wurde, und ob vielleicht
doch jemand das Skidoo gesehen hat. Wir suchen nach der Mordwaffe, oder sagen
Sie mir gleich, wo diese liegt?«
Moritz Wegscheider
schwankte zwischen Tränen und Wut. »Ich wollte nur nicht, dass der Schorschi
weiter sitzen muss. Ich habe den Rümmele doch nicht umgebracht. Ich weiß ja
nicht mal, was der da wollte.«
Volker Reiber sah
ihn scharf an. »Aber er muss Ihnen doch gesagt haben, weswegen er Ihren
Taxi-Service in Anspruch genommen hat?«
»Hat er nicht. Er
hatte Ski dabei und wollte gleich wieder runterfahren«, antwortete Moritz.
»Ich bitte Sie, es
fährt doch keiner am letzten A … der Welt bei Schneesturm und im Dunkeln Ski!«
Volker schrie inzwischen richtiggehend.
»Hab ich mir auch
gedacht, aber er hat mir nur gesagt, er sei gleich wieder da.«
»Diese Geschichte
ist mir doch wirklich zu abstrus. Sie jedenfalls sind vorläufig festgenommen!«,
rief Volker.
Peter Rascher erhob
sich. »Sie machen einen Fehler, einen gewaltigen.« So wie er das sagte, war
Volker wirklich beunruhigt. Der Bär war kurz vor dem Zuschlagen.
Die drei verließen
das Büro, eskortiert von zwei Beamten. Volker starrte auf die Maus. Sein
Instinkt sagte ihm, dass dieser Moritz Wegscheider die Wahrheit sagte. Aber er
konnte sich überhaupt keinen Reim darauf machen, warum Rümmele Ski angehabt
haben sollte. Wo waren die hingekommen? Wo waren die Stiefel abgeblieben? Und
die Kernfrage für Volker lautete: Wieso wollte Rümmele Ski fahren? Das musste
doch einen Grund gehabt haben. Wenn er
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