Schussfahrt
und er sind ins
Arbeitszimmer, und die beiden haben furchtbar gestritten.«
»Wissen Sie denn,
worum es gegangen ist?«
»Ich lausche doch
net!«, Denise gab sich empört, »aber dieser Maurer hat ja nur so gebrüllt, und
als er ging, hat er sich noch mal umgedreht und geschrien: Der Bauplatz bricht
Ihnen das Genick – und wenn ich es Ihnen persönlich breche. Hah!«, Frau Rümmele
reckte sich auf ihren High Heels, »das sagt ja wohl alles, einfach alles,
oder!«
Volker hatte zwar
seine Zweifel, aber dieser Marcel Maurer wurde auf jeden Fall ein immer
interessanterer Gesprächspartner. Er lächelte. »Liebe gnädige Frau, das war ja
wieder ungemein aufschlussreich. Danke, dass Sie mir Ihre wertvolle Zeit
geopfert haben.«
Denise Rümmele
schmetterte ein »Adele« und versuchte erneut, sich ins Auto zu klemmen. Volker
deutete eine Verbeugung an und schritt zu seinem Auto, verfolgt von den
krakeelenden Hunderatten, die Denise Rümmele schließlich mit einem »Sodele,
etzt kommt zum Fraule« zurückpfiff.
Volker Reiber fuhr
zurück ins Präsidium. Er rauschte in Gerhards Büro und fand es leer vor.
Aufgebracht schlug er mit der Hand auf den Schreibtisch: Verdammt, wie konnte
dieser Mensch einfach verschwinden! Dann hieb er auf das Tastentelefon ein.
»The person you have called is temporarily not available.« Dieser Weinzirl! Ein
Polizist hatte immer available zu sein. Volker sah sich in dem Büro um: Neben
der Computertastatur lag ein Notizbuch mit Uli-Stein-Comic und auf dem Computer
klebte eine Uli-Stein-Maus, die wegen des Handkantenschlags auf den wackligen
Schreibtisch noch immer beschwingt wippte. Provozierend fröhlich! Volker
schmiss die Tür zu und begab sich in sein eigenes Büro: Punkt fünfzehn Uhr
klopfte es.
Patrizia Lohmeier
und Marcel Maurer traten ein. Sie trug einen langen Wollrock mit passendem
Pullover. Ein bisschen fad in der Farbe vielleicht. Sie wirkte patent, und die
paar Kilo zuviel standen ihr eigentlich ganz gut, befand Volker. Marcel Maurer
war relativ groß, sehr schlank, fast schlaksig, und dunkel gewandet. Grauer
Rolli, ein dunkles Wollsakko, schwarze Jeans. Als er Volker die Hand reichte,
registrierte dieser seine extrem schmalen, nahezu faltenlosen Finger. Na, bei
solchen Pianistenfingerchen behandelte der wohl seine Computertastatur sehr
zartfühlend. Und die Frauen wahrscheinlich auch, dachte Volker. Wobei ihm diese
Patrizia eigentlich recht gut gefiel, eine Frau, die im Leben stand, aber doch
nicht ganz so penetrant selbstbewusst wie diese Kennerknecht, die immer das
letzte Wort haben musste.
Sie setzten sich.
Volker fixierte
Marcel Maurer. »Ich komme gleich zum Punkt: Frau Denise Rümmele behauptet, Sie
wären unangemeldet bei ihr eingedrungen und hätten ihrem Mann gedroht, ihm den
Hals zu brechen.«
Marcel Maurer schien
nachzudenken und sagte dann mit völlig neutraler Stimme: »Von Eindringen kann
gar nicht die Rede sein. Ich habe tagelang versucht, bei der Rümmele-Bau eine
Audienz zu ergattern, was mir aber stets verwehrt wurde. Schließlich habe ich
Herrn Rümmele privat aufgesucht. Es wurde mir auf mein Klingeln geöffnet, das
verstehe ich nicht unter Eindringen.«
»Und was wollten Sie
von Herrn Rümmele?«, fragte Volker.
»Nun, das werden Sie
sich ja denken können. Ich wollte eine Stellungnahme von ihm selbst zu den
Bauplätzen auf dem ehemaligen Obermeier-Grund. Patrizias Parzelle war zufällig
die erste, die ausgebaggert wurde. Sie erlebte auch als erste die böse
Überraschung. Aber das hätte ja auch noch andere betroffen. Wir sind momentan
dabei, eine Selbsthilfe-Organisation zu gründen.«
Volker machte sich
Notizen.
Marcel fuhr fort: »Ich hatte schon mit dem Anwalt gesprochen, eben auch mit anderen Bauherren und
wollte nun ein Statement von Herrn Rümmele persönlich. Um die Geschichte rund
zu kriegen.«
Volker nickte
leicht. »Aber Frau Rümmele sagt auch, Sie hätten ihren Mann schon seit Wochen
anderer Betrügereien bezichtigt.«
Marcel Maurer
überlegte wieder, sprach dann sehr konzentriert: »Ich habe ihn nie explizit
angegriffen. Ich hatte natürlich Informanten, die von Schmiergeldern wussten,
aber die wollten ihren Namen öffentlich auf keinen Fall preisgeben. Dann schreibe
ich auch nichts. Wir sind hier doch nicht bei der ›Sun‹. Ich habe lediglich
geschrieben, dass Verdachtsmomente bestünden, dass die Bauaufsicht
Erkundigungen einziehe, dass eine Firma ihren Anwalt eingeschaltet habe und so
weiter.«
»Also ist der Satz
von den gut
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