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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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früher Stunde? Kaffee?« Löhle schien
ehrlich erfreut.
    Jo nickte. »Kaffee
gern, und was meinen Besuch betrifft …« Sie zögerte.
    »Bedeutet Ihre
Zurückhaltung, dass Sie mal wieder für eine Veranstaltung einige nette Präsente
brauchen?« Löhle lächelte freundlich.
    Er war ein wirklich
Netter, keiner von diesen PR -Fuzzis,
die verkaufen wollten um jeden Preis. Sie hatten schon ein paarmal sehr gut
zusammengearbeitet, als Jo für Gäste-Preisausschreiben Gewinne benötigt hatte.
Er sagte Ja, wenn er Ja meinte, und Nein, wenn er wirklich keinen Weg sah.
    »Ich kann Sie
beruhigen, ich bin nicht auf Betteltour. Sie müssen also nicht in der Kiste mit
den ›Give Aways‹ wühlen, oder wie das bei Ihnen heißt.«
    »›Promotional Item‹,
neuerdings.« Löhle grinste. »Aber was kann ich denn sonst für Sie tun?«
    Jo druckste herum.
Er neigte den Kopf fragend zur Seite.
    Dann stieß Jo plötzlich
aus: »Es geht dennoch um Sponsoring. Was steht in dem Vertrag mit Martin
Neuner?«
    Wie ein Gewehrschuss
kam die Frage. Oh je, Jo sah es an Löhles Gesicht – da war der Schuss nach
hinten losgegangen. Kluges Taktieren lag ihr einfach nicht.
    Der nette PR -Mann wurde deutlich reservierter.
»Darf ich fragen, weswegen Sie das interessiert?«
    »Existiert ein
Vertrag, oder genauer einer, den Martl, also Martin Neuner, unterzeichnet
hätte, wenn er von Herrn Rümmeles Vertragsbindung losgekommen wäre?«,
insistierte Jo weiter.
    »Darf ich noch mal
fragen, warum das von Interesse für Sie ist, Frau Doktor? Sie reden in Rätseln.
Was haben wir denn mit Herrn Rümmele zu tun?«, fragte Herr Löhle nun deutlich
schärfer.
    »Herr Rümmele ist
tot!« Au wei, dachte Jo, schon wieder voll daneben.
    Löhle runzelte
fragend die Stirn.
    »Nun, ist Ihnen nie
aufgefallen, dass sein Tod doch sehr praktisch ist. Jetzt kann Martl den neuen
Vertrag unterzeichnen.« Jo konnte penetrant sein, vor allem darin, sich selbst
immer tiefer reinzureiten.
    Löhle stand auf,
durchmaß das Zimmer mit schnellen Schritten und blieb an der Fensterbank
stehen. »Haben Sie die Profession gewechselt, Frau Doktor; sind Sie zur Polizei
übergelaufen? Ich wüsste keinen Grund, weshalb ich Ihnen über Firmeninterna
Auskunft geben sollte. Wir sind tatsächlich mit Herrn Neuner im Gespräch. Das
ist gar kein Geheimnis. Aber bitte schön, wieso wollen Sie Herrn Neuner denn
mit Herrn Rümmeles Tod in Verbindung bringen? Frau Doktor Kennerknecht, ich
glaube, Sie gehen da jetzt etwas zu weit.«
    Jo ging aufs Ganze.
»Aber wenn es Verhandlungen gab, dann müssen Sie doch auch von der
Vertragsbindung an die Rümmele-Bau gewusst haben!«
    »Ich wiederhole mich
ungern. Welchen Grund hätte ich, mit Ihnen über Firmeninterna zu diskutieren?«
    »Keinen – okay.« Jo
schnitt eine hilflose Grimasse. »Aber nur noch eins: Wissen Sie denn nichts von
dem Rennen?«
    »Welches Rennen?
Martin Neuner fährt laufend Rennen, das ist sein Job.« Im Gegensatz zu seinen
vorherigen auswendig gelernten Floskeln über Firmeninterna klang Löhle jetzt
ehrlich verwundert. Entweder hatte er wirklich keine Ahnung, oder aber er war
ein sehr guter Schauspieler.
    Dieses Gespräch
hatte sie eindeutig vergeigt, musste Jo zugeben. Sie hatte ein flaues Gefühl im
Magen. Gerhard hätte sich da weitaus besser geschlagen. Sie konnte es mit
nahezu sprachlosen Allgäuern aufnehmen, aber für eine echte Befragung war sie
einfach zu ungeduldig. Sie stand hektisch auf.
    »Entschuldigen Sie
die Störung, vielleicht war ich da falsch informiert. Also, noch mal Entschuldigung,
und danke für den Kaffee.« Na, das klang nun wirklich besonders dämlich.
    Jochen Löhle gab ihr
die Hand und sah noch verwirrter aus.
    Als sie wieder im
Auto saß, hätte Jo sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Was der Löhle
wohl jetzt dachte? Wie konnte man nur so planlos voranstürmen! Sie musste an
Andrea denken. Das war ja nun ganz entgegen dem Berliner Briefing verlaufen.
Aufräumarbeiten, das hatte Andrea ihr geraten, und nicht noch mehr Chaos
stiften. Sie musste jetzt wirklich mal einen klaren Kopf bekommen, beschloss
Jo. Und sie entschied sich, nun wenigstens Andreas zweitem Rat zu folgen und
einen ihrer Mustangs in Gunzesried aus dem Stall zu zerren. Das war zwar immer
mit einer gewissen Fahrstrecke verbunden, eigentlich hätte Jo ihre Pferde
lieber näher an ihrem Haus gehabt, aber mit ihnen ist es wie mit Kindern: Man
nimmt sie nur ungern aus der Schule, wo sie ihre Freunde haben.
    Als sie zum

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