Schussfahrt
Rümmele mit einer Wette zu ködern. Er kannte ihn
schließlich von diversen Spiele-Abenden.«
Spiele-Abende!
Gerhard konnte sich die illegale Zockerhöhle in Rümmeles Palast vorstellen,
aber das war jetzt unerheblich. »Wusste er auch, worum du wettest?«
»Nein! Aber was kann
ich denn schon außer Skifahren? Sonst hab ich doch nichts gelernt. Mein Wert
bemisst sich nach meinen Oberschenkeln. Für mich interessiert sich keiner. Ich
kann ja auch wirklich nichts außer Skifahren.« Martl klang bitter.
Gerhard eilte aus
dem Raum und gab Volker ein Zeichen. Sie flüsterten. Volker riss die Augen weit
auf und kehrte zurück zu Homanner. »Herr Doktor Homanner, ich glaube nicht,
dass das schon alles war, oder?«
Dr. Homanner schaute
noch immer treuherzig. »Ja, nun ja, äh, ja also äh«, er druckste herum, »ich
hatte ihm geraten, Herrn Rümmele für eine Wette zu gewinnen. Aber der Inhalt
der Wette war mir wirklich unbekannt. Völlig! Das wollte ich auch gar nicht
wissen!«
Bloß nicht die
Saubermann-Fingerchen beschmutzen, dachte Volker angewidert.
»Wo waren Sie
eigentlich in der Mordnacht?«
Dr. Homanner lächelte
breit. »In den USA , meine
Sekretärin kann Ihnen das bestätigen. Sie hat auch die Tickets gebucht.«
Das wäre ja auch zu
einfach gewesen!
Volker ließ nicht
locker. »Apropos Ihre Sekretärin. Die Dame wusste von dem Vertrag und davon,
dass Sie im Begriff waren, ohne Herrn Neuners Unterschrift Millionen zu
verlieren. Wer wusste denn sonst noch davon?«
Dr. Homanner war
erbost. »Diese Tratschtante! Sie ist ein Firmenrisiko, wirklich! Aber Sie
kriegen hier ja keine guten Kräfte. Außer ihr wusste nur Herr Löhle Bescheid.«
Und all jene, denen
die gute Sekretärin es erzählt hatte, ergänzte Volker im Stillen, ging aber
nicht davon aus, dass deren Tupperware- und Tiramisu-Freundinnen beim
Mörderspiel dazugehörten.
Volker Reiber winkte
Gerhard auf den Gang. Sie sprachen leise, wälzten die Fakten hin und her.
Volker sagte mit gerunzelter Stirn: »Ich glaube nicht, dass einer wie der
Homanner sich selbst die Finger verbrennt. Dafür hat er hat andere. Handlanger,
Abhängige! Also doch der Löhle?«
Gerhard zog seine
Stirn in Dackelfalten. »Wir überprüfen gerade die Alibis. Lassen wir alle drei
mal schmoren. Gefahr in Verzug, wir können die sauberen Herren auf jeden Fall
eine Weile dabehalten.«
Volker wirkte recht
aufgeräumt. »Stimmt auffallend. So eine Nacht in der Weiherstraße wirkt oft
Wunder. Dieser Löhle verliert recht schnell die Contenance!« Er blickte auf
seine Ebel-Uhr. »Es ist schon nach ein Uhr morgens. Morgen, oder besser, heute
ist doch auch noch ein Tag. Wir sind alle müde, da müssen wir mit der Befragung
nicht so früh beginnen.« Er zwinkerte Gerhard zu. »Fahren Sie doch erst mal
Frau Kennerknecht heim, sie sieht etwas mitgenommen aus, die junge Dame.«
Auf der Fahrt ins
Bergstätter Gebiet war Jo im Auto eingeschlafen und brabbelte zusammenhanglose
Dinge. Gerhard schaffte sie in ihr Schlafzimmer, versuchte ihr Bett von einem
Kleiderberg notdürftig zu befreien, und Jo sank in die Kuhle aus Decke, Kissen
und einigen Sweatshirts. Frau Mümmelmaier und Herr Moebius waren beleidigt. So
wenig Zuwendung? Gerhard kraulte die beiden und machte ihnen eine Dose auf.
Moebius gab ihm dermaßen Köpfchen, dass man sich fragen musste, ob Katzen sich
Gehirnerschütterungen zuziehen können. Mümmi biss Gerhard liebevoll in die
Wade. Sie schnurrte im dezenten Tonfall einer Diva, Moebius brummte eine Oktave
tiefer. Er sprang ihm schließlich mitten in den vom Nudelsalat gequälten Magen,
Mümmi fand eine Position als Kragenwärmer.
»Ihr seid Söldner,
ihr zwei, treulose Raubtiere, so schnell verlasst ihr Frauchen!« Eine Kralle
hakte sich hinter Gerhards Ohr, sachte, warnend. »Okay, okay, ihr seid reizende
Burschen, ihr könnt liegen bleiben.« Die Kralle zog sich zurück, und Mümmels
Blick besagte: Ich hätte dich auch gar nicht gefragt.
Draußen lagen die
Berge in einem milchigen Mondlicht – Zauberberge, Feenberge, hier hätte man
Tolkiens Herrn der Ringe mindestens genauso gut verfilmen können. Es war
wunderbar hell, die Gipfel der Allgäuer Alpen waren nahe, weich gezeichnet,
bläulich und wunderschön.
24.
Jo erwachte mit
pochendem Schmerz im Knie und grub sich aus ihrem Bett. Ach ja, Gerhard hatte
sie heimgebracht. Sie sah sich um. Wo waren die Salontiger, die sonst in ihrem
Bett zu nächtigen pflegten? Sie humpelte die Treppe
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