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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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neue Werbekonzept eingebunden würden. Ich
habe aufgeatmet, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Ich hatte schon
überlegt, wie ich mit einem Bauerntrampel umgehen muss oder mit einer Zicke,
die den Erfolg ihres Mannes voranpeitschen will. So was kommt häufig vor,
wissen Sie! Katja Neuner ist aber keines von beidem. Sie ist eine sehr
intelligente junge Frau und hübsch dazu: schlank, mit asketisch schmalem
Gesicht. Sie wirkt auf eine seltsam entrückte, ätherische Weise sehr attraktiv.
Perfekt für meine Kampagne! Sie ist zwar augenscheinlich stolz auf ihren Mann,
sieht aber ihre eigene Rolle ganz realistisch.«
    »Das heißt?«
    »Sie war bereit, den
Rahmen zu liefern, der aus dem Sieger Martin den Familienmenschen Martin macht.
Sie war bereit, selbst in den Hintergrund zu treten. Sie hatte gar nichts gegen
einige private Fotos und hat recht kokett auf meine Komplimente reagiert. Als
ich dann noch erfuhr, dass sie vor ihrer Heirat Assistentin der
Geschäftsleitung bei einer Kosmetikfirma gewesen ist und sogar ein Jahr in New
York im Marketing volontiert hat, war ich hoch erfreut. Ich kann mich noch
erinnern, dass ich gesagt habe: Da kann ich Ihnen ja einen Job bei uns
anbieten. Und ihre Antwort ist ernst, aber keineswegs anklagend gewesen: Sie
habe auf unbestimmte Zeit ihre Karriere ganz der von Martin untergeordnet und
sei Mutter. Solche Frauen braucht die Kampagne!«
    »Wann hatten Sie
denn zum letzten Mal Kontakt mit ihr?« Volker hatte ein diffuses Gefühl des
Unwohlseins, ohne recht zu wissen, wohin er das Gespräch lenken sollte.
    »Das letzte Mal habe
ich mit ihr vor drei Wochen telefoniert. Oder nein! Moment!« Jochen Löhle
stutzte und schien nachzudenken.
    »Also?« Volker wurde
lauter. »Ich lausche ja gern Ihren interessanten Ausführungen über Ihren Job,
aber ich würde mir doch wünschen, dass Sie sich jetzt konzentrieren. Wann haben
Sie mit Frau Neuner zuletzt gesprochen?«
    Löhle zögerte, sah
zu Boden und sagte schließlich langsam und stockend: »An dem Tag, an dem Frau
Kennerknecht mein Büro gestürmt hat, da habe ich Ihren Kollegen Weinzirl
angerufen, weil mich Frau Kennerknecht ziemlich aus der Fassung gebracht hat.
Dann, ja, dann habe ich versucht, Martin Neuner zu sprechen. Dessen Handy war
aber nicht erreichbar. Also habe ich bei ihm zu Hause angerufen, und da ging
Katja Neuner an den Apparat.«
    »Ja und weiter!«,
insistierte Volker.
    »Sie sagte mir, dass
Martin nicht da sei. Sie klang merkwürdig, wenn ich so zurückdenke. Ich habe
mich über ihre geschäftsmäßige Art gewundert. Ich hatte eigentlich das Gefühl
gehabt, dass wir uns doch schon auf einer etwas privateren Ebene begegnet
seien.«
    »Erinnern Sie sich!
Was genau haben Sie gesagt? Genau!«
    »Ich glaube, ich
sagte, dass Martin mich unbedingt und umgehend anrufen solle, weil hier eine
gewisse Konfusion wegen des Vertrags entstanden sei. Frau Neuner wirkte
aufgeschreckt. Sie wollte wissen, ob wir den Vertrag überhaupt machen würden.
Ich konnte sie dahingehend beruhigen. Das stand doch gar nicht zur Diskussion.
Ich sagte Ihr nur, dass Frau Doktor Kennerknecht vom Tourismusverband mich in
eine leichte Irritation gestürzt habe, und ich deshalb gern mit ihrem Mann
sprechen würde.«
    Volker fragte nach: »Es ist also Frau Doktor Kennerknechts Name im Zusammenhang mit dem Vertrag
gefallen?«
    »Soweit ich mich
erinnere.«
    Volker Reiber
hastete aus der Tür, hinüber zu Gerhard, der soeben Jo in der Cafeteria
abgegeben hatte. Volker schüttelte den Kopf, sein ganzer langer Körper war
gespannt, die graugrünen Augen noch blitzender als sonst. »Ich habe da so ein
ungutes Gefühl. Ich muss -«
    Volker wurde durch
Evi Straßgütl unterbrochen: »’tschuldigung, aber das ist wichtig. Jochen Löhle
war wirklich in Ulm in dem Jazzkeller. Der Besitzer ist ein alter Schulfreund
von ihm. Sie sind um achtzehn Uhr dreißig zum Essen gegangen und dann in seine
Kneipe. An beiden Orten gibt es Dutzende von Zeugen. Die Kollegen in Ulm haben
das eben bestätigen können. Er scheidet also aus. Herr Doktor Homanner übrigens
auch, der war wirklich in den USA .«
    Sie ging wieder
hinaus, Volker sah ihr nach. Gerhard zuckte die Schultern.
    »Was ich nur nicht
verstehe: Martls Wut war echt, er war überzeugt, dass Löhle oder Homanner sich
eingemischt hatten. Aber wenn es keiner der SAF war, wenn Martl es nicht war, fangen wir jetzt wieder bei Marcel an? Oder
müssen wir uns doch wieder die Naturschutzleute vorknöpfen? Oder meinen

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