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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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einen anderen laufen hat.
Wenn das schief geht, hat SAF ein
paar Millionen verloren und kann dicht machen. Da würd ich auch Tiramisu für
die Nerven essen.«
    Jo konnte sich nur
noch mühsam beherrschen: »Also wirklich, manche Leute sind aber auch zu blöd,
nein ehrlich.« Sie sah sich um. »Ach, da winkt mir gerade Susi. Du, ich bin
gleich wieder da.« Sie sauste an Gerhards Tisch vorbei, so schnell es ihr Knie
zuließ, und warf ihm erneut einen flehenden Blick zu. Er kapierte endlich und
erschien fünf Minuten später vor dem Gasthaus.
    »Gerhard! Ich hab’s!
Wir haben die ganze Zeit in die falsche Richtung gedacht! Nicht Martl wäre zu
viel Geld verloren gegangen. SAF würde vor dem Ruin stehen! Die haben eine gesamte Produktlinie auf ihn
zugeschnitten, sogar neue Maschinen angeschafft. Die mussten sich verdammt
sicher sein, dass Martl zu ihnen kommt. Das ist einen Mord wert!« Sie gab in
atemloser Geschwindigkeit Babsis Bericht wieder.
    »Jo, fang nicht
schon wieder an, das nächste Mal sind es vielleicht richtige Kugeln«, schimpfte
Gerhard.
    »Aber das ist doch
jetzt was ganz anderes«, nörgelte Jo und dachte laut weiter: »Wenn es also
nicht der Martl war …?«
    »… dann war es einer
von SAF , meinst du?«, folgerte
Gerhard.
    »Ja, klar, und auf
die Idee …«, sinnierte Jo.
    »… ist der Martl
auch gekommen«, ergänzte Gerhard. »Scheiße, hol deinen Mantel, wir müssen da
hin und mit diesen SAF -Typen
reden!«
    Diesmal war es
Gerhard, der viel zu schnell fuhr. In Kempten war wegen des Demonstrationszugs
gegen das Event Castle immer noch kein Durchkommen. Von Wiggensbach bis nach
Sonthofen, das konnte viel zu lange dauern! Gerhard donnerte auf der
Nebenstrecke über Ermengerst nach Wirlings, unter der Lindauer Autobahn durch,
die als aberwitziger Torso irgendwo bei Isny endete. Das war auch so ein
ökologischer Wahnsinn gewesen, gemessen am Event Castle aber harmlos! Über Rohr
bretterte er nach Memhölz und nahm die Kurven am Niedersonthofner See so, dass
es die Außenreifen ein klein wenig aushob. Er fuhr durch Eckarts und erst bei
Seifen wieder auf die Bundesstraße.
    Gerhard warf Jo das
Handy hin. »Ruf den Reiber an, er ist unter ›S‹ bei Schicki eingespeichert, sag
ihm, dass er umgehend zur SAF fahren soll.«
    Unter Schicki,
klasse! Gerhard hatte so etwas unterschwellig Renitentes, eigentlich viel
effektiver als Jos Mitten-rein-ins-Chaos-Mentalität.
    Volker Reiber
nörgelte ein bisschen herum und stöhnte, dass Jos Vorsätze, sich raus zu
halten, ja lange angedauert hätten. Er teilte aber die Ansicht, dass dieser
Umstand ein neues Licht auf den Fall werfen könnte.
    Er dämpfte aber
sofort Jos Euphorie. »Liebe Frau Kennerknecht, es ist neunzehn Uhr und damit
eher unwahrscheinlich, dass bei SAF noch jemand anzutreffen ist. Und Ihr Skifahrer, der ist seit drei Tagen
verschwunden. Wieso sollte der ausgerechnet heute bei SAF auftauchen?«
    Jo widersprach
halbherzig: »Weil ihm die Zusammenhänge wahrscheinlich -«
    »Frau Kennerknecht
…«, wollte Reiber Jo gerade unterbrechen, als sie ihn einfach wegdrückte.
Gerhard sah sie fragend an. »Na ja, du weißt doch, wie schlecht das Netz hier
überall ist«, grinste Jo.
    »Mieses Stück!« Er
zwinkerte ihr zu. »Aber soweit ich es mitbekommen habe, ist Reibers Einwand
doch berechtigt!«
    Jo nickte unwillig.
»Ja, okay, aber als dich Löhle gestern angerufen hat, hat er mit Sicherheit
noch nichts von Martl gehört oder gesehen. Das hättest du gemerkt. Also ist
Martl immer noch verschwunden oder aber bei der SAF .
Der wird da wohl kaum zu normalen Bürozeiten auftauchen!«
    Gerhard überlegte: »Mag sein, aber wahrscheinlich ist bei der SAF überhaupt keiner da.«
    Er bog ins
Industriegebiet ab. Der Hauptparkplatz der SAF war versperrt.
    »Fahr da über den
Fußweg, der führt zum Hintereingang.« Jos Stimme war schon wieder voller
hochnervöser Ungeduld.
    Gerhard zögerte.
    »Schnell, außenrum
dauert das viel zu lang.« Jo klebte mit der Nase fast an der Windschutzscheibe.
    Also holperte
Gerhard über eine steinerne Einfassung für Blumenbeete, schepperte durch einen
Sandkasten, umrundete das Haus, und da stand unter dem Eingangsdach ein Auto.
Ein DSV Audi, Martls Fahrzeug.
    »Siehst du!« Jo ließ
vor lauter Aufregung das Handy fallen.
    Sie rannten zur
Glastür, die tatsächlich offen war. Leere Gänge. Klar, um diese Uhrzeit!
    »Wo ist die Chefetage?«
Gerhard hatte wieder seine Arbeitsstimme. Immer wenn es brenzlig wurde, war er
ganz

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