Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
schließlich,
sich bemerkbar zu machen. »Hallo, ist da jemand?« Ihre Stimme klang ängstlich, verstört,
schwach. Sie hielt den Flaschenhals fest und war bereit, notfalls sofort zuzuschlagen.
Doch da war niemand mehr.
    Sie stieg über die Trümmer und das Chaos und
knipste in allen Zimmern die Lichter an. Wohin sie sah – überall ein Bild der Verwüstung.
Nichts hatte der Eindringling verschont. Sogar im Bad waren alle Behältnisse herausgerissen
worden, teilweise mit Gewalt, sodass zerbrochenes Plastik und Glasteile herumlagen.
Im Schlafzimmer hatte der Unbekannte sogar die Bettdecke und die Kissen aufgeschlitzt.
Man hatte etwas gesucht und ihr war klar, was es war.
     
    »Erstaunlich, was der Klinsmann hingekriegt hat«, meinte Häberle, als
er an diesem sommerlichen Donnerstagvormittag die versammelte Soko-Mannschaft begrüßte.
»Jetzt sind wir mal gespannt, wie’s am Samstag gegen Tunesien läuft.«
    »Der hat ein ›Wir‹-Gefühl aufgebaut«, kommentierte
ein junger Kollege, »nur so läuft’s.«
    »Sag ich schon lang«, erwiderte der Chef und
lehnte sich an den Türrahmen, »nur machen sie’s in der Wirtschaft gerade anders
rum: Mit dümmlichen Unternehmensberatern, die wie die Axt im Walde rangehen, einen
Scherbenhaufen anrichten, weil sie natürlich Entlassungen vorschlagen müssen – und
dann nur eines tun, nämlich selbst kräftig abzocken.«
    Kein Widerspruch, weshalb Häberle resigniert
fortfuhr: »Aber was in der freien Wirtschaft gilt, ist bei der Polizei nicht anders.«
    Die Kollegen schauten gespannt auf.
    »Obwohl wir uns alle, wie wir hier stehen,
doch absolut sicher sind, dass dieser Nullenbruch und sein Geschäft in der Slowakei
Dreck am Stecken haben, sperrt sich Bruhn gegen eine Dienstreise.« Häberle winkte
verständnislos ab. Einige Kriminalisten machten Bemerkungen. Sie hatten eigentlich
mit keiner anderen Reaktion gerechnet.
    Linkohr sah den Chef fragend an: »Und womit
begründet er dies?«
    »Die Kosten. Natürlich die Kosten!« Häberles
optimistischer Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. »Völlig egal, dass wir’s
mit einer international agierenden Bande zu tun haben – Hauptsache, wir sparen dem
Staat Kosten! Die da oben …« Er machte eine
entsprechende Kopfbewegung, »… die haben doch noch gar nicht realisiert, dass unsere
Gegenseite mit ganz anderen Mitteln schafft. Und was von den Politikern zu halten
ist, die zwar immer schöne Sonntagsreden über die Sicherheitslage vom Stapel lassen,
dann aber tausend Bedenken wegen Datenschutz und Kosten haben, Leute, das ist uns
hinlänglich bekannt.« Der Chef sah ernst in die Runde. »Aber fragt mich bloß nicht,
wen wir im September wählen sollen.«
    »Und jetzt?«, wollte Linkohr wissen.
    »Wir sollen über Interpol gehen«, erklärte
Häberle, der sich so fühlte, als habe man ihm soeben die Hände gebunden, »und versuchen,
Kollegen in Košice anzurufen.« Er überlegte. »Aber erstens beherrscht hier wohl
kaum jemand Slowakisch – und zum anderen werden die Kollegen da unten hocherfreut
sein, am Telefon Auskunft zu geben.«
    Linkohr war ein Gedanke gekommen: »Und dass
Nullenbruch vielleicht in Lebensgefahr ist, interessiert Bruhn auch nicht?«
    Der Chef-Ermittler wischte sich Schweiß von
der Stirn. »Dafür gebe es keine Beweise. Weil sich selbst die Ehefrau nicht um ihn
sorge.«
    »Merkt denn keiner, dass wir uns hier im Kreis
drehen?«, kam eine Stimme aus den Reihen der Kollegen, die um die Akten beladenen
Tische herum standen. »Die Spuren führen in die Slowakei. Sollen die doch unsere
Protokolle mal lesen.«
    »Bruhn sieht das anders«, meinte Häberle, »außerdem
faselt er schon wieder was von Stuttgart. Seit die ›Bild‹-Zeitung immer wieder Klinsmann
mit unserer Geschichte in Verbindung bringt, hat wohl irgendjemand Schiss, dieser
Confederations-Cup könnte in ein schlechtes Licht gerückt werden – oder gar die
WM. Wir können drauf warten, bis der ›MV‹ hier noch auf der Matte steht. Oder der
Franz Beckenbauer höchstpersönlich.«
     
    Der Abgeordnete Riegert hatte während seiner Reise durch einige Städte
am Bodensee und bei seinem Abstecher nach Frankfurt mehrmals täglich mit seiner
Frau telefoniert, ohne ihr aber zu sagen, dass er sich Sorgen um sie mache. Er wollte
nur ihre Stimme hören. Das beruhigte ihn.
    Obwohl ihm die Termine bei Sportvereinen, Kreisverbänden
und Sportartikel-Firmen, die er als Abgeordneter besuchte, kaum Zeit zum Nachdenken
ließen, kamen immer wieder bohrende

Weitere Kostenlose Bücher