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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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deutschen
Kollegen an Blamocci informiert worden sei.
    »Blamocci«, begann er, »er ist in dieser Stadt
sehr bekannt.« Spišiak richtete sich wieder auf und verschränkte die Arme. »Er hat
Beziehungen in Wirtschaft, Kultur und in den Behörden. Rudolf Schuster, der bis
letztes Jahr Staatspräsident war, geboren in Košice und hier auch schon Bürgermeister
gewesen, soll ein guter Freund von ihm sein. Blamocci hat diese Baustofffirma gleich
nach der politischen Wende eröffnet – mit deutscher Hilfe, wie man sagt«, berichtete
Spišiak weiter. »Seither hat er ein ganzes Geflecht von anderen Firmen aufgebaut
– im ganzen Land. Doch er ist auch am Fernsehsender beteiligt. Es gibt kaum etwas
in der Slowakei, wo Blamocci nicht die Finger im Spiel hätte.« Weil Spišiak langsam
sprach und jedes Wort betonte, konnte Häberle den Erläuterungen problemlos folgen.
    »Was ich Ihnen jetzt sage, ist ganz inoffiziell.
Datenschutz, verstehen Sie?« Er machte eine Pause und wartete auf Häberles zustimmendes
Nicken. »Blamocci hatte schon viele Verfahren wegen Betrugs oder Unterschlagung
am Hals, doch es ist ihm immer wieder gelungen, freigesprochen zu werden. Jetzt
allerdings, so sagt man …« Der Kapitán senkte
seine Stimme, als könne jemand zuhören, dabei war die gesamte Etage an diesem Samstagvormittag
menschenleer, »… jetzt soll er in eine Sache verwickelt sein, die eine Nummer zu
groß ist.«
    Häberle war gespannt. Doch der Kollege zuckte
mit den Schultern. »Es sind Gerüchte, ohne konkrete Anhaltspunkte.«
    »Zum Beispiel?«, wollte Häberle wissen.
    »Wir wissen es nicht – nur so viel, dass Blamocci
vermutlich untergetaucht ist. Aber offenbar vermisst ihn niemand.«
    Genau, wie bei Nullenbruch, dachte Häberle
und überlegte, ob er den Kollegen auf den mutmaßlichen Blutfleck hinweisen sollte.
Noch nicht, entschied er und bohrte weiter: »Es gibt da einen Amerikaner namens
Pit.«
    »Ja«, bestätigte der Kapitán, »sein Schwager.
Der ist vor ungefähr zwei Monaten aus den USA zurückgekehrt. Wir wissen nichts über
ihn. Nur, dass er derzeit die Geschäfte führt.«
    Häberle wechselte das Thema. »Hat Blamocci
eine Familie?«
    Spišiak schüttelte mit dem Kopf. »Nicht mehr.
Er ist geschieden.«
    »Man sagt ihm Kontakte zur Mafia nach«, versuchte
Häberle einen weiteren Vorstoß.
    Spišiaks lächelte gequält. »Mafia«, wiederholte
er, »Kollege, es wird Ihnen allein nicht gelingen, diese Strukturen aufzubrechen,
die sich überall im Osten gebildet haben.« Er überlegte. »Und Sie sollten sich hüten,
ganz allein in diese Richtung zu ermitteln.« Der Kapitán atmete schwer und resignierend.
»Glauben Sie mir, das kann sehr gefährlich werden.«
    Spišiak sah den Augenblick für gekommen, auf
die zweite Frage einzugehen: »Ihr Interesse gilt auch diesem Deutschen – Nullenbruch. Wir haben nachgeforscht, aber
zu ihm gibt es keine Erkenntnisse.«
    »Sie haben auch keine …« Häberle riskierte die Frage »… keine unbekannte
Leiche?«
    »Nein, keine, die in Frage kommen könnte.«
    »Okay«, zeigte sich Häberle enttäuscht.
    »Dann wollten Sie wissen, ob es Anlagebetrug
gibt. Sie sollten bedenken, Kollege, in diesen Zeiten, in denen alle nach dem Geld
drängen, von überall her und mit allen Mitteln, da sind Polizei und Justiz oft nicht
mehr in der Lage, jedem Hinweis nachzugehen. Wir haben auch nicht das Wissen und
das Personal, den raffiniert angelegten Betrügern auf die Spur zu kommen. Und wenn
es über das Internet geht, schon gar nicht.«
    Das klang einleuchtend, dachte der deutsche
Ermittler, zumal die Flut der Schwindeleien und die Tricks der Täter auch ihn schon
vor schier unlösbare Rätsel gestellt hatte. Für einen Augenblick zuckte ihm das
Wort ›Phishing‹ durch den Kopf, bei dem neuerdings mit den hinterhältigsten Methoden
versucht wurde, an Geheim- und TAN-Nummern von Internet-Bankkunden zu gelangen.
Mit dem Hinweis auf angebliche Sicherheitslücken im Homebanking-System wurden Bankkunden
aufgefordert, mehrere ungebrauchte TAN-Nummern in ein Formular einzutragen und es
per E-Mail wegzuschicken. Was so offiziell und täuschend ähnlich wie die Internet-Seite
der Hausbank aussah, war ein groß angelegter Schwindel, um illegal Geld von fremden
Konten abheben zu können. Häberle erinnerte sich an einen Fall, als sogar ein Journalist
auf diesen Trick hereingefallen war, obwohl dessen Kollegen bereits mehrfach über
diese Methode berichtet hatten.
    »Und dann fragten Sie mich nach dem

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