Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
bellenden Husten bekommen.
Bei jedem Hustenanfall krümmte er sich auf seiner Matratze zusammen. Wenn er besinnungslos wurde, spuckte er die Matratze voll. Später wunderte er sich über die nassen Flecken.
Der Mann, der nur noch selten lächelte, kam, wenn Schuster besonders schlimm hustete und hielt manchmal seinen Kopf. Wenn er spucken musste, ließ der Mann ihn allein.
Schuster bekam weiterhin nur wenige Schlucke Wasser, und seine Lippen waren mittlerweile so verkrustet, dass er selbst die wenigen Schlucke kaum noch ohne Probleme trinken konnte.
»Wie fühlen Sie sich heute, Heiner?«
Schuster schwieg, wie immer. Was sollte er auch sagen?
Danke der Nachfrage?
»Ich möchte, dass Sie sagen, dass Sie sich wohl fühlen.« Prompt bekam Schuster einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Er kippte nach hinten und blieb liegen. Er spürte, wie etwas Warmes, Nasses an seinen Lippen hinuntertropfte.
»Sagen Sie es!«
Er machte die Augen zu und hoffte, dass er so auch die Stimme nicht mehr hören musste. Wieder bekam er einen Schlag, diesmal in den Magen, und gleich darauf folgte ein gezielter Tritt in den Unterleib. Er krümmte sich und stöhnte auf. Er wollte die Hände instinktiv an seinen Magen pressen und wand sich verzweifelt. Daraufhin erhielt er einen erneuten Tritt in den Unterleib, und er ließ es bleiben, sich zu bewegen. Ganz still lag er da, versuchte sogar, den Atem anzuhalten. Er fing an zu zittern, seine Zähne schlugen aufeinander.
»Sagen Sie es nun?« Der Mann sah ihn lächelnd an, aber seine Augen waren starr und unbarmherzig.
Schuster musste ein bisschen Blut ausspucken. Wahrscheinlich hatte er sich gerade auf die Zunge gebissen.
»Heiner? Ich höre.« Der Mann kniete jetzt neben ihm, hielt sein Ohr etwas näher hin.
»Ich ... fühle ... mich ...« Schuster bekam einen Hustenanfall, es klang wie das Bellen eines alten Hundes, der sich über viele Minuten lang heiser gekläfft hatte.
»Reißen Sie sich ein bisschen zusammen, Heiner! Sagen Sie es endlich! Lange werde ich nicht mehr darauf warten, dass Sie ein bisschen Höflichkeit an den Tag legen!«
Schuster zitterte inzwischen am ganzen Leib, begleitet von heftigen Hustenkrämpfen. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Ich fühle ... mich ... wohl ...«
Der Mann stand auf, und Schuster machte die Augen zu.
Doch es gab keine weiteren Schläge oder Tritte.
Als er die Augen wieder aufmachte, war er allein.
In seinen Lungen pfiff und brodelte es, sein ganzer Körper war glühend heiß. Wieder verlor er das Bewusstsein, vermutlich das Beste, was ihm passieren konnte.
Es war bereits nach 21 Uhr, und Florian Lahm war noch immer im Büro. Er hatte wieder und wieder gegrübelt, Schusters Schreibtisch auf den Kopf gestellt, seinen Papierkorb dreimal hintereinander durchwühlt.
Jetzt saß er still an seinem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt und starrte vor sich hin.
Heute Morgen hatte er eine weiße Nelke auf Schusters Tisch gefunden und war total ausgeflippt. Eine der Putzfrauen, die abends die Büros saubermachten, hatte die Blume auf den Tisch gelegt. Er hatte sie angebrüllt, was das solle, und was sie sich dabei gedacht habe? Sie hatte angefangen zu weinen, dass sie an den armen Kommissar denken und für ihn beten würde.
»Schuster ist noch nicht tot!«, hatte er gebrüllt und sie kurz darauf in den Arm genommen, um sich für sein unmögliches Verhalten zu entschuldigen.
Schuster war nun seit drei Tagen verschwunden, und jeder Tag, der verging, ohne dass sie ein Lebenszeichen von ihm hatten, machte Lahm wütender und gleichzeitig niedergeschlagener.
Manchmal war er sauer auf Schuster, wünschte ihm die Pest an den Hals. Warum meldete er sich nicht? Warum ließ er sie alle im Ungewissen? Die Hilflosigkeit machte Lahm fertig.
Sie hatten den gesamten Bürgerpark, sämtliche Seen im Umkreis und die nahegelegenen Waldgebiete abgesucht.
Florian Lahm war nach Feierabend selbst noch mal eher ziellos durch die Gegend gefahren, in Begleitung seines Kollegen Moritz Kuhn.
Schuster hatte am Abend seines Verschwindens mit jemandem telefoniert, das wussten sie längst. Genau wie sie wussten, dass derjenige aus Tarmstedt angerufen hatte. Lahm war daraufhin sofort losgefahren und hatte das Handy, mit dem Schuster angerufen worden war, in einem überfüllten Mülleimer an einer Tankstelle gefunden.
Sie hatten die gesamte Gegend auf den Kopf gestellt und die Anwohner befragt. Gefunden hatten sie nichts.
Trotzdem war Lahm am Abend
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