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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Nacht zum 28. Oktober? Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
    Sie stöhnte auf. »Nein, wenn ich was bemerkt hätte, wär ich zur Polizei gegangen.« Sie zeigte auf die Nachbartür. »Fragen Sie den. Der ist zurzeit arbeitslos, hat jede Menge Zeit. Vielleicht weiß der was.«
    Damit machte sie die Tür wieder hinter sich zu.
    Lahm kam die Treppe hoch. Seinem Gesicht nach zu urteilen, war seine Befragung bisher ebenfalls nicht sonderlich erfolgreich gewesen.
    »Und?« Er sah Schuster fragend an.
    Der zuckte nur die Achseln und drückte auf die Klingel der Nachbarwohnung.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Tür einen kleinen Spalt breit geöffnet wurde. »Ja? Was wollen Sie?«
    »Kripo Bremen.« Schuster hielt seine Marke in den Türspalt. »Herr Hagedorn? Ich hab nur ein paar Fragen.«
    »Ich bin krank. Kommen Sie später wieder.« Bevor der Mann die Tür zumachen konnte, hatte Lahm blitzschnell seinen Fuß dazwischen gestellt. Dadurch war die Tür etwas weiter aufgegangen, und Schuster hatte einen Blick auf den Mann werfen können. Er war sehr groß, trug einen dunkelblauen Frotteebademantel und schwarze Hausschuhe.
    »Es ist sehr wichtig, Herr Hagedorn«, sagte Schuster leise, aber sehr nachdrücklich.
    Der Mann stöhnte auf. »Muss das wirklich sein? Ich bin krank.«
    »Was fehlt Ihnen denn?«
    »Migräne.«
    »Es wird schnell gehen. Es ist wirklich sehr wichtig.«
    »Ich kann morgen zur Polizei kommen«, schlug der Mann vor.
    »Es muss jetzt sein, tut mir wirklich leid. Dürfen wir reinkommen?« Schuster drückte sanft gegen die Tür, und der Mann gab schließlich seufzend nach.
    »Na schön.« Er trat zur Seite und ließ sie ein.
    Hagedorn hielt mit beiden Händen seinen Bademantel vorn zusammen. »Ich bin krank. Ich muss mich hinlegen.«
    In der Wohnung roch es nach gebratenen Zwiebeln und frischem Kaffee.
    Überall war es blitzsauber und aufgeräumt, es lag nichts herum, nicht mal ein Kleidungsstück. Schuster stellte sich vor, wie Hagedorn im Bademantel den Wischmopp geschwungen hatte.
    Hagedorn ging voran ins Wohnzimmer. Auch hier sah es aus wie in einem Möbelprospekt, abgesehen davon, dass die Möbel nicht besonders hübsch und damit für einen Hochglanzkatalog eher ungeeignet waren.
    Hagedorn ließ sich auf ein dunkles Cordsofa nieder. Er war kreidebleich, mit dunklen Schatten unter den Augen.
    »Können Sie uns ein paar Fragen beantworten?«, fragte Lahm sanft.
    Der Mann nickte, als hätte er kaum noch die Kraft dazu.
    Schuster hatte sich ebenfalls gesetzt, ohne Aufforderung.
    »In der Nacht zum 28. Oktober gegen drei Uhr nachts wurde in den Wallanlagen eine junge Frau überfallen.«
    Hagedorn nickte langsam.
    »Haben Sie davon gehört?«, fragte Lahm.
    Wieder nickte der Mann kraftlos.
    »Ist Ihnen in der Nacht irgendetwas aufgefallen, Herr Hagedorn?«, fragte Lahm ihn.
    Währenddessen blickte Schuster sich im Zimmer um.
    Hagedorn schien Ordnung und Sauberkeit über alles zu gehen. Schuster hatte selten, wenn nicht noch nie, eine so saubere Wohnung gesehen, die ein Mann allein bewohnte. Lebte Hagedorn vielleicht gar nicht allein?
    »Leben Sie allein hier?«, fragte Schuster.
    Hagedorn drehte den Kopf und sah ihn mit ausdruckslosem Gesicht an.
    Schuster klappte seinen Mund auf und wollte seine Frage wiederholen, als Hagedorn seltsam monoton antwortete: »Ja, ich lebe hier ganz allein.«
    Auch Lahm blinzelte etwas irritiert und warf Schuster einen verstohlenen Blick zu.
    »Sie haben es sehr gemütlich«, sagte Schuster, auch wenn gemütlich es nicht wirklich traf. »Haben Sie eine Putzfrau?«
    Hagedorn legte den Kopf schief und sah ihn an. »Ich mache selbst sauber.«
    »Beantworten Sie bitte die Frage meines Kollegen.« Schuster schenkte ihm ein Lächeln, das aufmunternd sein sollte. Vermutlich fiel es eher gequält aus.
    Schuster wusste nicht warum, aber er fühlte sich seltsam in diesem Raum.
    Er verspürte das Bedürfnis, aufzustehen und sich zu bewegen, um so zu spüren, dass er am Leben war.
    Alles in dieser Wohnung wirkte so peinlich sauber und steril, dass es ihn nicht gewundert hätte, wenn Hagedorn zusätzlich noch mit Desinfektionsmitteln um sich gesprüht hätte. Unbewusst hob er den Kopf und schnüffelte.
    Nein, er kannte den Geruch von Desinfektionsmitteln, und hier roch es eindeutig nur nach Zwiebeln und Kaffee.
    »Mir ist nichts aufgefallen«, sagte Hagedorn mit merkwürdig ausdrucksloser Stimme. Er seufzte tief. »Ich kann jetzt wirklich nicht weiterreden. Ich muss mich unbedingt

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