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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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einen Wagen gesehen haben will, hat sich noch mal gemeldet.«
    Vorsichtig nippte er an seinem Kaffee und verzog das Gesicht. »Uh, wer hat den denn gekocht? Oder sollte ich lieber sagen, zusammengebraut?« Er lehnte sich etwas nach vorn. »Sicher ist er sich nicht mehr. Je länger er darüber nachdenke, desto unsicherer sei er.«
    Seine Kollegen stöhnten leise auf.
    »Was nun?« Lahm schüttete den Kaffee in den Ausguss.
    Darauf hatten seine beiden Kollegen keine Antwort.
    Begeistert war Thorsten Haase nicht gerade, als Schuster am nächsten Tag auf dem Pausenhof auftauchte und zielstrebig auf ihn zulief. »Sie schon wieder.«
    »Ja, ich schon wieder.« Schuster hatte heute Spaß daran, anderen auf die Nerven zu gehen. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, woran das lag. Vielleicht war es schlicht der Schlafmangel, der sich langsam bemerkbar machte.
    Oder aber, und der Gedanke machte ihm Angst, er hatte sich in den letzten Wochen zum Ekelpaket entwickelt. Er schluckte trocken.
    »Ich hab doch schon alles gesagt.« Haase stöhnte theatralisch und biss in einen schrumpeligen Apfel.
    Schuster hatte plötzlich unbändigen Appetit auf Apfelkuchen mit Sahne.
    »Ich hätte gern eine Namensliste der Leute, die mit Ihnen Volleyball gespielt haben, an dem Abend, als Ihre ...«
    Haase winkte hastig ab. »Ja, ja. Ich weiß schon.«
    »Ich würd Sie gern noch was fragen.«
    Der junge Mann seufzte verhalten. »Klar. Und was?«
    »Wie sehr mochten Sie Frau Stolze?«
    Jetzt wich jegliche Farbe aus dem sonst recht frischen Gesicht des jungen Mannes. »Was meinen Sie denn damit?«
    »Das, was ich gefragt habe.«
    Haase war noch immer blass. »Sie glauben doch nicht etwa ...? Warum hätt ich sie denn umbringen sollen?«
    Jetzt seufzte Schuster. »Beantworten Sie mir einfach meine Frage.«
    »Okay. Ich mochte sie.« Haase rollte mit den Augen. »Nicht mehr, nicht weniger. Sie war cool, irgendwie lässig. Sie hatte Humor, sie war fair, sie war nicht so ... korrekt wie die anderen Lehrer. Reicht das?«
    Schuster nickte halbherzig.
    Thorsten Haase wippte auf den Zehenspitzen. »Kann ich jetzt wieder rein?«
    »Frau Stolze war hübsch, sah klasse aus für ihr Alter ...« In Schusters Nase kribbelte es verdächtig, und er kramte nach seinem Taschentuch. Bevor er es in den Fingern hatte, hatte der Nieser sich seinen Weg gebahnt.
    »Gesundheit.« Haase nahm vorsichtshalber etwas Abstand.
    Irgendwer rief seinen Namen, und er drehte sich um. »Komme gleich!« An Schuster gewandt fragte er wieder: »Kann ich jetzt, bitte, in meine Klasse?« Er warf den abgenagten Apfel ins nächste Gebüsch, und Schuster blickte sehnsüchtig hinterher. Ein Apfel wäre jetzt genau das richtige. Knackig, lecker und voller Vitamine.
    Die Schulglocke klingelte.
    »Die Pause ist vorbei.« Thorsten Haase blickte Schuster erwartungsvoll an.
    »In Ordnung.« Der junge Mann war bereits an ihm vorbeigeschlüpft, als ihm noch eine Frage einfiel. »Gab es jemand, mit dem Frau Stolze Ärger hatte?«
    Haase holte tief Luft. »Nein, ich glaub nicht. Kann ich jetzt ...?«
    Schuster nickte ihm etwas zerstreut zu und wollte sich auf den Weg zum nächsten Supermarkt machen, um sich eine Tüte Äpfel zu holen.
    Da sah er, dass der Hausmeister ganz in der Nähe herumwuselte und sehr geschäftig tat. Als Schuster an ihm vorbeimarschierte, hielt er kurz inne.
    »Tag, Herr Kommissar. Gibt’s schon irgendwas Neues?« Ohlendorf hatte sich auf seinen Besen gestützt, mit dem er bis eben noch den Pausenhof gefegt hatte.
    Schuster bremste ab. »Was? Nein. Wieso?«
    »Interessiert mich. Man will schließlich wissen, ob Sie schon wissen, wer die arme Frau Stolze ...«
    »Das wollen wir alle, Herr ...«
    »Ohlendorf.«
    »Richtig. Das wollen wir alle. Wiedersehn.« Schuster nickte ihm zu und marschierte mit großen Schritten davon.
    Am nächsten Morgen wurde Schuster bewusst, dass er zum ersten Mal seit Wochen durchgeschlafen hatte. Er hatte nicht mal was getrunken gestern Abend, auch wenn er drauf und dran gewesen war. Die Abende in diesem fürchterlichen Loch ertrug er ohne Alkohol kaum.
    Eigentlich verabscheute er Menschen, die ihre Probleme in Drinks ertränkten. Die Probleme verschwanden für ein paar Stunden, danach hatte man einen dicken Kopf, Magenprobleme, und die Sorgen fühlten sich nicht weniger beängstigend an als am Tag zuvor.
    Mit einigermaßen viel Schwung stand er auf und streckte sich.
    Seine Erkältung war offenbar auf dem Rückmarsch, seine Nase triefte nicht mehr so

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