Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
Vom Netzwerk:
scheußlich, und seine Augen waren nicht mehr so trüb wie noch am Tag zuvor.
    Es schien so, als würde heute ein verhältnismäßig guter Tag werden.
    Er hatte sich angeboten, Lukas, Gunnars Enkelsohn, zur Sprachtherapie zu bringen. Es lag fast auf seinem Weg, außerdem hatte er eine gewisse Schwäche für den Jungen.
    Was wahrscheinlich daran lag, dass er sich selbst immer einen Sohn gewünscht hatte.
    Lukas kletterte in den Wagen, der heute zur Abwechslung mal wieder angesprungen war, und sah ihn von der Seite an.
    »Wir haben das Spiel gestern gewonnen. Fünf zu Eins«, lispelte er.
    Schuster schmunzelte und hob beeindruckt die Augenbrauen.
    »Bist du noch immer Linksaußen?«
    Lukas nickte. »Klar.«
    Schuster versuchte, sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren, der um diese Zeit, wie jeden Morgen, grauenvoll war. »Sei so nett und sag mir, wo ich langfahren muss.«
    Lukas zeigte nach rechts. »Gleich das erste Haus auf der linken Seite.«
    »Und nach der Therapie fährst du mit dem Bus zur Schule? Das schaffst du doch, oder?« Schuster fuhr mit Schwung auf den einzigen freien Parkplatz direkt vor dem Haus.
    Lukas warf ihm einen Blick zu, der ihn schmunzeln ließ.
    »Entschuldige. Du bist ja ein großer Junge.«
    Lukas stieg aus dem Wagen, und Schuster hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    »Heiner, warum hast du eigentlich keine Kinder?«, fragte der Junge, als sie vor der Tür standen und er auf den Klingelknopf drückte.
    Schuster versuchte, ein gleichmütiges Gesicht zu machen. Wie immer versetzte ihm so eine Frage einen heftigen Stich.
    »Weißt du, es hat sich irgendwie nie ... ergeben.«
    Der Türsummer dröhnte, und Lukas schob die Tür auf.
    Nebeneinander liefen sie die zwei Treppen hoch, und Schuster gönnte sich den winzigen Moment eines angenehmen Tagtraumes: Er begleitete seinen Sohn ...
    Gleich verscheuchte er den Gedanken wieder.
    In der Tür stand eine hübsche junge Frau, ihre Brille hatte sie sich auf den Scheitel geschoben. »Lukas. Pünktlich wie immer.«
    Schuster warf einen verstohlenen Blick in ihre Richtung.
    Sie war hübsch, besonders jetzt, als sie Lukas ein strahlendes Lächeln schenkte. Schusters Herz schlug eine erstaunliche Kapriole, was er verdutzt registrierte. Er legte Lukas eine Hand auf die Schulter, verabschiedete sich und hüpfte die Treppenstufen hinunter.
    Es gab kaum Zeugen, die etwas gesehen, gehört oder sonstwie bemerkt hatten. Heidi Stolze war gegen 20 Uhr aus dem Haus gelaufen, hatte den Weg zum Bürgerpark eingeschlagen und war offenbar irgendwo dort ihrem Mörder begegnet. Ob der ihr nun aufgelauert oder sie verfolgt hatte, war bislang unklar.
    Schuster fand es seltsam, dass niemand die Joggerin gesehen hatte. Gut, es hatte fürchterlich geschüttet an dem Abend, und bei so einem Wetter trieb es nur die ganz hartgesottenen Sportler ins Freie. Er selbst lief auch bei schlechtem Wetter, mitunter sogar ausgesprochen gern.
    Der Mann, der glaubte, einen dunklen Wagen gesehen zu haben, räumte dann etwas kleinlaut ein, dass er an besagtem Abend ein starkes Schmerzmittel eingenommen und das unvernünftigerweise mit einem Bier nachgespült hatte. Das war tatsächlich wohl keine besonders gute Idee gewesen, denn er war vor dem Fernseher eingenickt und von üblen Albträumen verfolgt worden. Und das mit dem dunklen Wagen sei so eine Sache ... Da habe ein Wagen gestanden, ja, aber das könnte auch am Tag davor gewesen sein. Oder am Tag darauf.
    Schuster bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.
    Wie er solche Aussagen hasste! Manche Zeugen schworen gar auf die Bibel, gaben Dinge zu Protokoll, die sie sich schlicht eingebildet hatten oder übertrieben hemmungslos, und dann, Tage später, kamen sie angekrochen und behaupteten, sich geirrt zu haben. Könne ja mal vorkommen. Wer würde sich schon so genau merken, was er wann gesehen hatte?
    Er hielt dem Mann mit gequältem Lächeln die Tür auf, stellte sich vor, wie er ihn in den Hintern trat, ihn mit dem Protokoll bewarf, und raufte sich die Haare.
    Moritz Kuhn hockte sich auf die Ecke von Schusters Schreibtisch. »Vielleicht sollte man einen Profiler hinzuziehen.«
    Schuster sah ihn ungläubig an. »Einen Profiler?«
    Kuhn nickte. »Finden Sie es nicht komisch, dass ein Schuh des Opfers fehlt? Sie hat ihn vielleicht verloren, als sie gestürzt ist. Aber dann hätten wir ihn doch gefunden. Also hat der Täter ihn vielleicht mitgenommen. Was auf einen Fetisch hinweisen könnte …«
    Schuster kniff die Augen zusammen und

Weitere Kostenlose Bücher