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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Spiegel an. »Carmen war ein netter Mensch, Herr Kommissar. Immer freundlich, sehr höflich, hilfsbereit. Sie hat oft die Schicht mit jemandem von uns getauscht ohne zu meckern. Frag Carmen , hieß es immer, wenn jemand tauschen wollte. Carmen war ...« Sie schien nachzudenken. »Carmen war einer dieser Menschen, die nie unangenehm sind. Ich hab nie erlebt, dass sie mit irgendwem Streit hatte. Ich hab noch nicht mal erlebt, dass sie zu irgendwem unfreundlich war.«
    Sie drehte sich auf ihrem Hocker einmal um die Achse und sah Lahm forsch an. »Kennen Sie auch so jemanden, Herr Kommissar?«
    Spontan schüttelte Lahm den Kopf. Er wusste, dass er niemanden kannte, der so war. Er selbst war launisch, manchmal grundlos mürrisch und konnte sich nicht mal zu einem Hobby aufraffen. Er verplemperte sein bisschen Freizeit vor dem Fernseher, hing oftmals stundenlang davor, ohne wirklich hinzusehen, weil er nichts mit sich anzufangen wusste.
    Bei seinen Kollegen blitzte hin und wieder eine dunkle Seite durch, wenn sie keine Gelegenheit hatten, sich zu verstellen oder auch nur zusammenzureißen.
    Schuster war das beste Beispiel. Neurotisch war wohl noch ein netter Ausdruck für dessen Persönlichkeit. Vermutlich dachte er sogar, dass niemand wusste, was für ein schräger Vogel er war.
    Grätsch war die Ausgeglichenheit in Person, hatte für alles und jeden Verständnis. Wenn einer die Freundlichkeit in Person war, dann er. Aber auch der hatte seine Schwächen.
    Lahm fuhr etwas zusammen, als Monika weitersprach: »Sehen Sie.«
    »Haben Sie über private Dinge gesprochen?«
    »Wenig. Viel zu wenig.« Monika nahm ein frisches Tuch, klappte ihren Mund auf und biss, so sah es für Lahm jedenfalls aus, auf das Tuch. »Carmen war sehr zurückhaltend. Wenn wir uns begegnet sind, haben wir geplaudert, wie man eben so plaudert, wenn man sich fast täglich sieht. Wir waren keine Freundinnen, Herr Kommissar. Nur Kolleginnen.«
    Lahm nickte. »Dann wissen Sie nicht, ob Carmen einen Freund hatte?«
    »Ich wette, sie hatte einen.« Monika lächelte. »Carmen war eine tolle Frau, Herr Kommissar. Sie sah klasse aus, hatte eine Mordsfigur ... Entschuldigung«, fügte sie etwas beschämt zu, als sie ihren Fauxpas bemerkte. »Ich meinte, Carmen hatte eine Wahnsinnsfigur. Die Männer haben sich nach ihr umgedreht.«
    »Was nicht heißen muss, dass sie liiert war.«
    Monika hob die Schultern.
    »Wissen Sie, was Carmens Lieblingsgetränk war?«
    Monika sah ihn lächelnd an. »Weißwein. Carmen liebte Weißwein. Welche Sorte kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Und es kommt häufiger vor, dass Sie mit Gästen etwas trinken? Zum Beispiel, wenn Sie eingeladen werden.«
    Monika nickte. »Die Kerle geben uns gern einen Drink aus, Herr Kommissar.«
    »Verstehe.« Lahm nickte und steckte sein Notizbuch weg. »Danke, Frau ... ?«
    »Langhorst. War mir ’n Vergnügen.«
    Er wusste nicht, ob er einfach abhauen sollte.
    Sie stand auf und kam auf ihn zu. »Wenn Sie mal Zeit haben, kommen Sie doch einfach wieder vorbei. Ich lad Sie auf ’n Drink ein.«
    Er schaffte ein freundliches, unverbindliches Lächeln und machte, dass er weg kam.
    Benno Wolfrat saß da wie ein Häufchen Elend, trank bereits seine dritte Tasse Kaffee und hatte seinen Kopf in die Hände gestützt. »Wer macht so was? Meine Schwester war ein guter Mensch, sie war nett und hilfsbereit. Und dann kommt so einer und ...«
    »Noch einen Kaffee?«, fragte Schuster, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
    Wolfrat nickte erst, dann schüttelte er träge den Kopf.
    »Herr Wolfrat, wie ist Ihre Schwester normalerweise zur Arbeit gefahren? Hatte Sie ein Auto?«
    »Carmen hatte gar keinen Führerschein. Wozu brauch ich einen? , hat sie immer gesagt. Die Bahn fährt direkt vor meiner Haustür ab. Außerdem muss ich mit den Kunden was trinken. « Wolfrat winkte ab.
    »Dann hat sie also immer die Straßenbahn genommen?«
    Wolfrat nickte langsam. » Die frische Luft bekommt mir , hat sie immer zu mir gesagt. Wenn sie mitten in der Nacht nach Hause kam, hat sie’s genossen, noch mal frische Luft zu schnappen.« Er seufzte tief. »Ich begreife noch gar nicht, dass sie tot ist.«
    »Hatte Ihre Schwester sonst noch Verwandte? Sie sagen, es habe keinen Mann in ihrem Leben gegeben. Wie sieht es mit Freunden aus?«
    Wolfrat überlegte eine Weile. »Verwandte gibt es außer mir keine. Aber sie hatte ein oder zwei Freunde. Ihr Freundeskreis war verdammt klein, wissen Sie. Carmen hat ja nachts

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