Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
brav, bis ich da bin, verstanden? Keine Mätzchen, hören Sie.«
»Was denn für Mätzchen?«
»Bleib einfach stehen, wo du gerade stehst. Wenn er abhaut, lass ihn abhauen.« Schuster saß bereits in seinem Wagen. »Merk dir einfach, wie er aussieht, was er anhat, aber tun Sie um Gottes Willen nichts ...«
»Vielleicht entscheiden Sie sich mal, ob Sie mich duzen oder siezen«, stöhnte Sebastian Jastrow.
Schuster grinste. »Ich würde gern du sagen, wenn ich darf.«
»Sie dürfen.«
»Ich bin in«, er sah auf seine Uhr, »fünfzehn Minuten da.«
Mit der rechten Hand fischte er nach dem Blaulicht unter dem Beifahrersitz, ließ das Fenster runter und stellte mit der linken Hand das Blaulicht aufs Autodach.
Gott sei Dank waren die Straßen frei, der Berufsverkehr vorbei und er kam zügig voran.
Er ließ die Bismarckstraße hinter sich, fädelte sich in Hastedt Richtung Osterholz-Tenever ein, und als die Hochhäuser in Sicht waren, nahm er das Blaulicht vom Dach.
Er parkte nicht direkt vor dem Haus, nahm seine Waffe aus dem Handschuhfach und sprintete los.
Den erneut aufkommenden Juckreiz versuchte er so gut es ging zu ignorieren. Was äußerst schwierig war. Der Stoff scheuerte auf seiner Haut, es war mehr als unangenehm.
Im Treppenhaus drosselte er seinen Spurt ein bisschen, weil er wusste, dass die Sohlen seiner Turnschuhe ordentlich Geräusche machen würden. Auf der ersten Etage wurde er von Sebastian Jastrow gebremst, der plötzlich aus dem Gang kam und mit den Armen fuchtelte. Er zeigte mit dem Finger nach oben.
Der Kerl musste also noch dort sein.
Schuster atmete auf. »Muss ich dich am Heizungsrohr anketten oder bleibst du da, wo du gerade bist?«, flüsterte er.
Jastrow rollte die Augen, und Schuster sprang leise die letzten Stufen hoch. Er holte eine Sekunde tief Luft und bog dann nach rechts.
Im Türeingang blieb er stehen und lugte vorsichtig um die Ecke. Und genau an der Stelle, gleich geradeaus, wo Grit Knobloch gefunden worden war, hockte ein Mann.
Schuster konnte ihn nur von hinten sehen. Vorsichtig und sehr langsam griff er in seine Hosentasche, zog genauso langsam die Waffe heraus und schlich näher. »Umdrehen! Schön langsam, wenn ich bitten darf.«
Der Mann blieb hocken, rührte sich keinen Millimeter.
»Umdrehen, hab ich gesagt.« Schuster ging etwas näher, nur einen Schritt. »Ich weiß nicht, ob Sie schlecht hören oder mich ärgern wollen ... Stehen Sie auf, verdammt noch mal!« Er ließ den Mann keine Sekunde aus den Augen.
»Also, wer sind Sie? Und was machen Sie hier?«
Der Mann schwieg noch immer, kam aber langsam hoch und drehte sich zu ihm um.
Schuster bewegte seine Waffe auf und ab. »Machen Sie schon! Was haben Sie hier zu suchen?«
Hinter sich hörte er ein leises Geräusch. Offenbar hatte der Mann vor ihm es ebenfalls gehört, und offenbar hatte er auch etwas gesehen.
Jemand rief: »Abgefahren!«, und Schuster wirbelte halb herum.
Genau in dem Augenblick machte der Mann einen Satz nach vorn und rannte Schuster im wahrsten Sinn über den Haufen.
Der geriet so ins Straucheln, dass er das Gleichgewicht verlor und zur Seite fiel. Der Mann stürmte an ihm vorbei, auf Sebastian Jastrow zu. Der stieß einen überraschten, wütenden Laut aus und lag eine Sekunde später am Boden.
Schuster, der wieder aufgesprungen war, rannte hinter dem Kerl her. »Bleiben Sie ...!« Weiter kam er nicht.
Im selben Moment kam eine Faust auf ihn zu und krachte mitten in sein verblüfftes Gesicht. Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert.
Die Waffe in der Hand, ging Kommissar Schuster zu Boden. Von Weitem hörte er Jastrow sehr unflätig fluchen.
Verdammt, Sebastian, du hast es echt vermasselt.
Als er wieder zu sich kam, hörte er zunächst nur das Blut in seinen Ohren rauschen. Er versuchte aufzustehen, kam nur auf alle Viere und verharrte so kurz. Vor seinen Augen flimmerte es, und er musste dagegen anblinzeln.
Von Sebastian Jastrow keine Spur. Der Bursche war schlichtweg getürmt. Oder hatte der seltsame Kerl ihn etwa mitgenommen?
Schuster rappelte sich mühsam aus dem Vierfüßlerstand hoch und befühlte vorsichtig seine Nase.
Sie hatte ganz schön was abbekommen, er schmeckte etwas Metallisches, Süßes auf den Lippen. Blut.
Großartig, und er hatte mal wieder kein Taschentuch bei sich.
Mit der Hand wischte er sich über den Nasenrücken.
Hauptsache, der Kerl hatte ihm nicht die Nase gebrochen.
Vor Jahren hatte er von einem Zuhälter, der Streit mit einem Kollegen
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