Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Transportkorb und brummelte leise vor sich hin. Irgendwann wurde er still, offenbar war er eingeschlafen.
Als alle drei am Tisch saßen, räusperte Schuster sich.
»Ich würde gern eine Bitte äußern: Wir sitzen hier so nett zusammen, und ich ... mir wäre es lieb, wenn wir nicht über unsere Jobs sprechen würden.«
Jana Tellmann nickte. »Ich finde, das ist eine gute Idee.« Sie schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln. »Wir werden nicht über Berufliches und nicht über die Liebe sprechen.«
Dabei senkte sie etwas den Blick, und Schuster bemerkte, wie Meinert sie ansah. Die beiden schienen sehr vertraut miteinander zu sein. Meinerts Blick schien so viel zu bedeuten wie: Ich weiß, wie du dich fühlst ...
Schuster verspürte einen heißen Stich im Herzen, der ihn verwirrte.
»Dann wäre das ja geklärt«, sagte er hastig.
Meinert hob sein Glas. »Ich trinke darauf, dass wir immer einen guten Wein im Schrank haben.«
Alle lachten.
Jana hob ihr Glas. »Ich trinke auf unseren neuen Mitbewohner.« Sie warf einen Blick in Richtung Hektor, der im Schlaf leise grunzte und mit den Pfoten zuckte.
Schuster hatte das dumme Gefühl, dass nun er an der Reihe war.
»Tja ... ich trinke darauf, dass wir immer einen guten Grund haben, auf irgendwas zu trinken.«
Für eine Sekunde blieb es still, dann fingen alle gleichzeitig an zu lachen.
Es wurde ein ausgesprochen netter Abend.
Obwohl Schuster und Meinert sich kaum kannten, unterhielten sie sich angeregt und plauderten über Gott und die Welt.
Und wie besprochen ließen sie ihre Berufe außen vor.
Kurz vor Mitternacht stand Schuster leise ächzend auf.
Er hatte seinen Hosenknopf aufmachen müssen. »Danke für das Essen, Jana, es war großartig. Und danke für den Wein.«
»Bedanken Sie sich bei Claas. Für den Wein ist er zuständig.« Wieder schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln, und Schuster, der von zu viel schwerem Rotwein gelöster Stimmung war, lächelte zurück. Woraufhin sie ihre Augen niederschlug und etwas errötete, was er vollkommen perplex bemerkte.
»Ich koche auch ganz gern«, plapperte er. »Das nächste Mal werde ich etwas für uns kochen.«
Damit entschwand er aus der Küche und lief im Flur prompt gegen die Garderobe, weil er den Lichtschalter nicht so schnell gefunden hatte.
Jana kam hinter ihm her und kicherte. Auch sie war offensichtlich ein wenig weinselig. »Hoppla ... haben Sie sich wehgetan?«
»Ach was.« Er winkte ab und öffnete die Tür.
Es war die falsche Tür. Mit einem verdatterten Blick stellte er fest, dass er in ihrem Schlafzimmer stand. »Oh!«
»Mein Schlafzimmer«, erklärte sie und kicherte.
»Aha.«
Claas Meinert war ebenfalls auf den Flur gekommen und zeigte Schuster die richtige Tür.
Als er schließlich draußen vor dem Haus stand, atmete er tief ein. Die kühle Nachtluft tat ihm gut, seltsamerweise fühlte er sich schlagartig noch etwas betrunkener.
Breit grinsend und leise singend lief er nach Hause.
Als ihn sein Spiegelbild angrinste, hatte er zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, dass der Mann dort im Spiegel nicht er selbst war. Er trat etwas näher und betrachtete sich genauer. Er nahm seine Kappe ab und sah sich wieder an. Wann war er das letzte Mal ohne Mütze aus dem Haus gegangen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
Er blickte an sich hinunter.
Ich sollte mein Leben ändern ... Ich sollte mich ändern ...
Er schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse und schüttelte den Kopf, was sich eigenartig anfühlte ohne Mütze.
Entweder du gehst vor die Hunde oder du siehst nach vorn, hatte irgendwann mal jemand zu ihm gesagt. Schuster wusste nicht mehr, wer, er wusste nur, dass ihn diese Worte damals nicht berührt hatten. Jetzt schon.
Entweder du bleibst eine Witzfigur, Schuster, ein Schlumpf, oder du kommst aus dem Quark und tust endlich was ...
Grätsch rieb sich grinsend die Augen, als sein Kollege am Montag früh ins Büro kam. »Schuster? Bist du’s?«
Sein Kollege war auf den ersten Blick kaum noch als Heiner Schuster zu erkennen, auf den zweiten schon. Das verschmitzte Grinsen und der Gang entlarvten ihn.
Auch wenn es Schuster einige Kämpfe mit seinem inneren Schweinehund gekostet hatte, er fühlte sich gut. Ja, der Kerl, der ihn heute Morgen im Spiegel angesehen hatte, hatte ihm gefallen.
»Coole Frisur«, meinte Moritz Kuhn anerkennend, und Schuster fühlte sich geschmeichelt, so etwas aus dem Mund eines 26-Jährigen zu hören.
»Was wirst du mit deinen schicken blauen
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