Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Männerstimme.
»Und wer ist ich?« Er war etwas aus der Puste.
»Der Kerl, den Sie neulich in diesem Haus in Tenever getroffen haben, da wo die Frau ...«
»Ach, der, der weggerannt ist, als er seinen Namen sagen sollte«, knurrte er.
»Ich hab doch gesagt, dass ich meinen Namen nicht sagen werde.«
»Und warum nicht?« Schuster setzte sich vorsichtig.
»Weil ich nix mit den Bullen zu tun haben will.«
»Na, das ist mal eine Logik. Sie haben bereits mit den Bullen zu tun! Scheißegal, ob ich Ihren Namen weiß oder nicht.«
»Ich dachte, es interessiert Sie, dass hier ein seltsamer Kerl rumläuft.«
»Was meinen Sie damit?« Schuster kramte nach seinem Notizbuch.
Der Mann kicherte ins Telefon. »Wusste ich doch, dass Sie das interessiert.«
»Also? Was ist so seltsam an dem Kerl?«
»Hat hier ’ne ganze Weile rumgelungert, da wo die tote Frau ... Sie wissen schon.«
»Dann ist er immer noch da?«
»Nee, jetzt nicht mehr.«
Schuster stöhnte auf. »Verarschen kann ich mich allein.«
»Aber er war hier.«
»Wann?« Schuster stöhnte auf. Irgendwann würde er einen Schreikrampf kriegen. Wie er diese einsilbigen, unergiebigen Dialoge hasste!
»Vorhin.«
»Und warum haben Sie nicht sofort angerufen?«
»Hab ich ja. Ist keiner rangegangen.«
»Ich wollte Ihnen meine Karte geben, aber Sie wollten ja lieber weglaufen.« Schuster schnaubte. Solche Situationen waren immer wieder eine quälende Herausforderung. Innerlich tobte er bereits, nach außen hin war er die Ruhe selbst.
Ein weiterer Grund für ein hübsches, kleines Magengeschwür, er würde gar nicht darum herumkommen.
»Wenn Sie mir Ihre Handynummer geben, kann ich Sie anrufen, wenn er wieder hier ist.«
Schuster verschluckte eine bissige Bemerkung. »Gute Idee. Ich wusste, dass Sie ein vernünftiger Bursche sind.«
Das Chaos im Kopf
Schuster hatte sich einen nagelneuen Jogginganzug gekauft. Mit eng anliegender Hose, sehr gewöhnungsbedürftig.
Er wollte gerade loslaufen, als sein Handy klingelte.
»Hier ist Jana Tellmann.«
Die kleine, übermütige Kapriole seines Herzens ignorierte er eisern. »Hallo, wie geht’s Ihnen?«
»Gut, danke. Ich hab Lars angezeigt.«
»Endlich.«
Sie lachte leise. »Sie hatten recht, ich hätte das längst tun sollen. Es war ein komisches Gefühl, meinen ehemaligen Lebensgefährten anzuzeigen.«
»Kann ich mir vorstellen.« Er suchte fieberhaft nach einem anderen Thema. »Was macht Hektor?«
»Oh, dem geht es wunderbar. Er frisst und schläft. Schläft und frisst. Manchmal sitzt er auch vor dem Fenster und beobachtet die Menschen, die draußen spazieren gehen.«
»Schön, dass er sich bei Ihnen wohlfühlt.«
»Danke.«
»Danke wofür?«
»Dass Sie für mich da waren.«
Er fasste sich ans Bein. Die verdammte neue Hose kratzte ekelhaft. »Da nicht für, Jana. Jederzeit wieder.«
Er ließ seine Arme kreisen und dehnte seine Oberschenkel.
Dabei musste er sich immer wieder kratzen. Und er musste sich fragen, ob er sich mit dem angeblich hautfreundlichen Stoff, den man neuerdings für Sportkleidung bevorzugte, noch anfreunden würde.
Die neue Hose verursachte einen ekelhaften Juckreiz, und er wusste eines: Sollte er jemals einen Marathon laufen, und davon träumte er seit Jahren, würde er diese Hose garantiert nicht tragen.
Sein Handy klingelte wieder, und er stöhnte auf.
»Hier Rockford kurz vor dem Dauerlauf. Wer stört?« Seine Finger wanderten zu seinem linken Hosenbein und kratzten hemmungslos.
»Wer is’ da?«
»Falsche Frage«, erwiderte Schuster. »Wer ist da ?«
»Hier ist Sebastian Jastrow. Scheiße! Verdammte Kacke! Sie haben mich reingelegt, Alter!«
Schuster verstand nur Bahnhof. »Entschuldigung. Ich hab nur gefragt, wer Sie sind.« Rechtes Schienbein.
Der Mann am anderen Ende hüstelte. »Hier ist der, der seinen Namen nich sagen wollte, und Sie haben mich reingelegt.«
»Hab ich gar nicht.« Schuster musste lachen und hielt sich eine Hand vor den Mund. »Herr ... Jastrow? Mit w?«
»Nee, mit J.«
»Nein, ich meinte Jastrow hinten mit w?«
»Hmm.«
»Schön. Was gibt’s, Herr Jastrow? Oder darf ich Sebastian sagen?« Himmel, diese Hose würde ihn noch umbringen!
Jastrow stöhnte auf.
»Okay, lassen wir das. Schön, dass Sie anrufen. Was gibt’s?«
»Er ist da.«
»Wer?« Jetzt war sein rechter Oberschenkel dran.
»Na, der Kerl. Der komische Typ.«
Schuster rannte zu seinem Wagen. »Okay, Sebas ... okay, mein namenloser Freund. Ich sitze fast im Auto. Du wartest
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