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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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floh.
    Keine zwölf Stunden später hatten sie den Mann, der Schuster umgehauen hatte: Johann Bieber, ein Obdachloser, der sich in einem der anderen leerstehenden Häuser rumgetrieben hatte, wo er sein Nachtquartier beziehen wollte.
    Schuster wurde von Eric Stein angerufen, er solle rüberkommen und den Kerl identifizieren.
    Vorsichtig fasste er sich an die Nase. Dem würde er was erzählen ...
    Grätsch, der das beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. »Das war unverantwortlich.«
    »Ja, ja. Ich hab mein Fett schon weg, wärmsten Dank auch. Lahm hat mir bereits den Kopf gewaschen.«
    »Mensch, was hätte alles passieren können!«
    »Hätte, hätte sitzt aufm Klo und zieht an der Kette«, murmelte Schuster.
    »Du hättest tot sein können, ist dir das überhaupt klar?«
    Schuster nahm seine Jacke. »Du hast zwar recht, aber ich hab keine Lust mehr, mir das anzuhören.«
    »Glauben Sie mir, es bringt Ihnen nichts, wenn Sie nicht reden wollen.« Schuster schüttelte seinen Kopf.
    Johann Bieber saß mit verschränkten Armen vor ihm und blickte demonstrativ an ihm vorbei.
    Bieber hatte sich, als sie ihn vor einer guten Stunde aus dem Polizeiwagen ziehen mussten, erst an der Kopfstütze, dann am Sicherheitsgurt und zuletzt an der Wagentür festgeklammert. Schließlich war Stein seufzend hingegangen und hatte dessen Finger einzeln von der Tür gelöst, wobei Bieber getobt und gebrüllt hatte.
    Schuster stöhnte. »Machen Sie endlich den Mund auf. Es nützt doch nichts. Sie haben mir eins auf die Mütze gegeben, haben meine Kollegen mit allerlei bösen Worten bedacht und ihnen sonst was angedroht. Was, glauben Sie, wird jetzt passieren? Wir gehen zusammen ein Bier trinken?«
    »Ich will einen Anwalt«, murmelte Bieber trotzig.
    »Na, das ist doch immerhin schon was.« Schuster stand auf und nahm sein Handy.
    »Einen guten will ich!«, rief Bieber ihm hinterher.
    Mit dem Handy am Ohr ging Schuster nach draußen. Er verspürte plötzlich einen unanständigen Appetit auf ein Brathähnchen.
    Grätsch kam, um ihn abzulösen. »Hat er den Mund endlich aufgemacht?« Mit Schwung stieß er die Tür auf und blickte seinen Kollegen fast etwas erschüttert an. »Du siehst miserabel aus, Heiner.«
    »Danke.«
    »Im Ernst. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Klar. Sicher.« Schuster war dankbar, dass sein Kollege ihn ablöste.
    Er grinste etwas schief und hoffte, dass es echt genug aussah.
    Grätsch rollte die Augen. Er war weder blind noch blöd. Aber er wusste, wann er seinen Mund halten sollte.
    Johann Bieber saß da, die Beine weit von sich gestreckt, die Arme verschränkt, mit mürrischem Gesichtsausdruck. Offenbar hatte er sich die Haare gerauft, sie standen in alle Richtungen vom Kopf.
    »Na, auch Lust auf was Leckeres aus der Kantine?« Grätsch rieb sich die Hände und setzte sich ihm gegenüber.
    Bieber rang mit sich, kämpfte offensichtlich mit seinem inneren Schweinehund. Dann nickte er wütend.
    »Meine Frau macht ein Orangenhühnchen mit Ingwer und Knoblauch, da fallen Sie vom Glauben ab, wenn Sie je einen hatten. Dazu selbstgemachte Kroketten.«
    Grätsch dachte kurz nach. Dann korrigierte er sich: »Nein. Risotto, Weißwein-Risotto.«
    Biebers Magen grummelte leise. »Ich hab nix getan, hab nur geguckt.«
    Grätsch legte den Kopf schief. »Sagten Sie was?«
    »Ich hab die Frau nicht tot gemacht.«
    »Was hatten Sie dann in dem Haus zu suchen?«
    »Ich bin da öfters, ich gucke nur.«
    »Ach? Und was gucken Sie so?« Grätsch streckte die Beine ebenfalls weit von sich, sodass ihre Füße sich beinahe berührten.
    Bieber blickte zur Tür, trotzig wie ein kleiner Junge. »Ich kann doch wohl gucken.«
    »Das dürfen Sie. Meinem Kollegen eins auf die Nase geben, das dürfen Sie aber nicht. Und abhauen dürfen Sie auch nicht.«
    »Ich hab nix gemacht, da darf ich abhauen.«
    »Nein, dürfen Sie nicht.«
    Johann Bieber blickte wieder zur Tür, wischte sich mit dem Jackenärmel übers Gesicht. »Tot gemacht hab ich jedenfalls keinen.«
    »Und was gucken Sie da immer so?«, erkundigte sich Grätsch.
    Bieber zog die Nase hoch. »Da sind manchmal welche, die rummachen und so.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Ist doch nichts Schlimmes.« Grätsch zog eine kleine Grimasse.
    Bieber grinste und entblößte dabei ein ausgesprochen mieses Gebiss. Vorn fehlten zwei Schneidezähne und das, was noch an Zähnen übrig war, war von einem ungesunden Hellbraun.
    Grätsch schüttelte sich etwas. »Sie beobachten also Liebespaare.«
    Er

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