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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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aus.«
    Schuster meinte: »Das würde aber bedeuten, dass er sie bewusst aussucht. Er müsste sie tatsächlich über einen längeren Zeitpunkt beobachten. Moritz?« Er blickte seinen Kollegen fragend an.
    Der hob die Schultern. »Er beobachtet sie, bricht in ihre Wohnungen ein, vielleicht hat er sogar den Lippenstift und das Parfum mitgenommen. Vielleicht fühlt er sich ihnen so näher.«
    Grätsch tippte mit dem Finger auf das Foto der Überwachungskamera. »Was ist damit? Wenn das hier wirklich der Täter ist ...« Er legte den Kopf schief und betrachtete das Bild eingehend. »Das ist ziemlich unscharf. Hätte man das nicht verdammt noch mal etwas schärfer hinkriegen können?«
    »Das war leider nicht möglich.«
    Grätsch knurrte noch irgendetwas.
    »Der Mann muss recht groß sein«, murmelte Lahm und kniff die Augen zusammen. Dann blickte er Schuster an. »Mindestens so groß wie du.«
    »Der Täter sucht sich also alleinstehende Frauen aus, erwürgt sie, spaziert in ihren Klamotten durch die Stadt ...«, überlegte Schuster laut.
    »Und er hat einen Sauberkeitstick«, ergänzte Kuhn.
    »Oder aber er wollte schlicht und ergreifend keine Spuren hinterlassen«, meinte Lahm.
    Schuster schwitzte, obwohl es nicht besonders heiß im Zimmer war.
    Immerhin war Ende September, und draußen war es eher kühl.
    Trotzdem stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn, und sein Hemd war inzwischen durchnässt.
    Er fühlte sich elend, seine Knochen taten weh, und sein Magen meldete sich auch schon wieder.
    »Lasst uns für heute Feierabend machen«, schlug Grätsch vor. »Wir drehen uns sowieso nur im Kreis.«
    Kurz darauf war Schuster allein im Büro.
    Er durchwühlte seine Schreibtischschublade nach der Dose mit den Vitaminpillen. Sie war leer. Stöhnend stand er auf und nahm seine Jacke von der Garderobe.
    Sein Telefon klingelte. Er überlegte noch kurz, ob er einfach nicht mehr abheben sollte. Blödsinn. Es könnte wichtig sein.
    Den Hörer hatte er bereits in der Hand. »Ja?«
    Er hörte eine sympathische, tiefe männliche Stimme. »Sind Sie der Kommissar, der im Fernsehen zu sehen war?«
    »So ist es.« Vor Schusters Augen tanzten kleine Pünktchen auf und ab.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Vielleicht habe ich wichtige Hinweise für Sie.«
    Schlagartig war Schuster hellwach und voll da. »Könnten Sie im Präsidium vorbeikommen?«
    »Tut mir leid, aber das wird nicht möglich sein.«
    »Nicht?« Schuster fischte nach einem Stift und einem Blatt Papier.
    »Ich bin gelähmt, Herr Kommissar. Aber ich glaube, dass ich Ihnen helfen kann. Es geht um die toten Frauen.«
    Schusters Herz klopfte bis zum Hals. Sein Magen zog sich zusammen, ein vertrautes Gefühl.
    »Ich könnte zu Ihnen kommen«, schlug er vor.
    »Wirklich? Das wäre sehr nett von Ihnen.«
    »Sagen Sie mir, wo Sie wohnen.« Er klemmte sich den Hörer unters Kinn.
    »Ich wohne etwas außerhalb. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, um diese Zeit noch so weit raus zu fahren.«
    »Kein Problem.« Er notierte sich die Adresse in seinem Notizbuch. »Ich werde eine knappe halbe Stunde brauchen.«
    »Sehr schön.« Die Stimme klang erfreut. »Mögen Sie Tee, Herr Kommissar?«
    »Tee wäre wunderbar. Ich fürchte, ich bekomme eine Erkältung oder so was.«
    Gut vierzig Minuten später stand Schuster vor einem gepflegten, etwas älteren Einfamilienhaus. Er fror und versuchte, seinen Kiefer unter Kontrolle zu halten, damit die Zähne nicht aufeinanderklapperten.
    Ich hätte wirklich jemand anderen schicken sollen , dachte er, als er auf den Klingelknopf drückte.
    Außerdem ahnte er, was seine Kollegen sagen würden. Er war allein hierher gefahren, das war gegen die Vorschriften. Er würde sich ordentlich was anhören müssen.
    Die Tür wurde geöffnet, und ein etwa fünfzigjähriger Mann im Rollstuhl saß vor ihm.
    Er streckte seine Hand aus. »’N Abend. Hauptkommissar Schuster.«
    »Fagott. Werner Fagott. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht die Hand gebe. Ich mache das grundsätzlich nicht. Die Angst vor einer Ansteckung, Sie wissen schon ...«
    Der Mann lächelte etwas schief, und Schuster nickte. Wer sonst sollte das besser verstehen als er, dessen Neurosen sich kaum an einer Hand abzählen ließen?
    »Bitte, kommen Sie doch herein. Ich habe uns einen schönen Orangenschalentee gekocht.«
    Schuster hatte es bereits gerochen. Er atmete tief durch. Ein Tee würde ihm jetzt gut tun.
    »Bitte, gehen Sie doch voran ins Wohnzimmer.« Werner Fagott ließ ihn

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