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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Wohlbefinden des Schutzbefohlenen war eben die eigentliche Aufgabe eines Engels.
    Im Laden angekommen, erkundigte sich Viivi bei der Verkäuferin nach einer Salbe, die zur Heilung von Beulen und blauen Flecken geeignet war. Sulo Auvinen hatte sich ebenfalls in den Laden gezwängt und ging, die Flügel hinter sich herschleifend, zwischen den Regalen mit all den Dosen und Döschen umher. Da erspähte er ganz oben unter der Decke ein Fläschchen mit einem Mittel, das seiner Meinung nach gegen blaue Flecken half, und er informierte Viivis Unterbewusstsein über seinen Fund.
    »Das dort hätte ich gern«, entschied sie und zeigte mit dem Finger auf die vom Engel entdeckte Arznei. Diese stand jedoch so hoch, dass weder Viivi noch die Verkäuferin ohne Leiter herankamen. Eilfertig versuchte Sulo Auvinen, den Frauen zu helfen, er hob seinen mächtigen Flügel zur Decke und wollte das Fläschchen herunterfegen. Doch unter der Berührung des langen Flügels kippte das ganze Regal um. Hunderte Dosen fielen auf den Steinfußboden und zersprangen in Tausend Stücke. Der Boden färbte sich von all den farbigen Pillen kunterbunt.
    Diese Einkaufstour bescherte Aaro Korhonen eine Rechnung über sechshundert Euro, die Sulo Auvinen natürlich noch am selben Tag bezahlte. Dafür aber wirkte die Salbe, und Aaros Gesicht nahm bald wieder seine ursprüngliche Form und Farbe an.
    Am nächsten Morgen ging Aaro Korhonen zur Bank und staunte nicht schlecht. Auf seinem Konto waren hunderttausend Euro aufgetaucht. Die Daten des Einzahlers gingen aus dem Beleg nicht hervor. Was hatte das zu bedeuten? Handelte es sich um einen Irrtum, wer steckte hinter der Überweisung? Aaro kehrte ins Café zurück und zeigte Viivi den Auszug. Sein Konto war schon vorher gut gefüllt gewesen, aber diese neue Gutschrift trieb den Saldo in beachtliche Höhen, er betrug jetzt hundertsiebzigtausend Euro. Ein schönes Startkapital für einen frischgebackenen Antiquar.
    Schutzengel Sulo Auvinen lächelte zufrieden, während er Aaro beobachtete, der nicht aufhören konnte zu staunen. Immer wieder wird behauptet, dass Geld nicht glücklich macht, aber als armer Religionslehrer wusste Sulo aus Erfahrung, dass eben gerade doch das Geld seinem Besitzer Glück brachte und auf jeden Fall das Leben erleichterte, Sicherheit und jede Menge Annehmlichkeiten mit sich brachte. Geldlosigkeit bedeutet zwar nicht immer großes Unglück, zieht aber zwangsläufig ewiges Knausern und Sparen nach sich. Wer lebt lustiger, die Kirchenmaus oder ihre Artgenossin im Getreidesilo? Vom Glück der Armut hatte Sulo genug. Aaros Finanzen waren jetzt auf einem guten Stand, und das stimmte den Schutzengel froh.
    Am Ende der Woche kam mit der Post ein Bußgeldbescheid aus Seinäjoki, tausendzweihundert Euro, also dreißig Tagessätze, für überhöhte Geschwindigkeit und gefährliches Verhalten im Straßenverkehr. Aber jetzt war ja genug Geld da, und Aaro brauchte gar nicht erst in Erwägung zu ziehen, die Strafe umwandeln zu lassen und im Gefängnis abzusitzen.
    Da Aaro Korhonen sowieso schon mit der Polizei zu tun hatte, verfiel er auf die Idee, sich an die Abteilung für Wirtschaftsdelikte im Landeskriminalamt zu wenden. Er erkundigte sich, was die Beamten von den hunderttausend Euro hielten, die überraschend und ohne Aufforderung auf seinem Konto aufgetaucht waren. Welche Maßnahmen sollte er als Kontoinhaber ergreifen, oder wäre es das Klügste, sich einfach mit dem Geschehen abzufinden, damit, dass irgendein unbekannter Spender sich bemüßigt gefühlt hatte, einem Antiquar beim Start ins Geschäftsleben zu helfen?
    Bestattungsunternehmer Lindell rief an und sagte, dass Aaro den Eigenanteil bei der Versicherung des Leichenwagens, der freilich gering war, bezahlen müsste. Der Verband der Bestattungsinstitute hatte für seine Mitglieder günstige Konditionen für Autoversicherungen aushandeln können – im Allgemeinen fuhren ja Leichenwagen nicht mit überhöhter Geschwindigkeit, und das Unfallrisiko war gering. Vor vierzig Jahren war es zuletzt vorgekommen, dass ein Leichenwagen in einen tödlichen Autounfall verwickelt gewesen war, und selbst da hatte ein betrunkener Autodieb dahintergesteckt. Der bedauerliche Vorfall hatte sich in Keuruu ereignet. Der tote Nichtsnutz war aus dem verunglückten Wagen herausgezerrt und in die Leichenkammer des Krankenhauses gebracht worden. Später hatte man ihn dann in einen Sarg gebettet und zum Friedhof gefahren, mit eben jenem Wagen, den er gestohlen

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