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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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Verbindung mit Wasser reagiert dat Zeuch. Ich hab nie nasse Hände, Hans auch nich. Wenn der Zememt trocken aufer Haut is, kannste den ganz einfach abklopfen. Aber dat lernste noch mit den Jahren, wa? So, und jetzt hol dir Handschuhe!»
    Mit den Jahren? Was glaubt der eigentlich?

Kapitel  8 Dachdecker im Rückwärtsgang
    Die erste geheimnisvolle Zeichnung fällt mir auf der Steinpalette vor dem Haupteingang ins Auge. Die Folie mit dem blauen UNIKA -Schriftzug ist weggerissen, und seltsame Linien und Kreise sind mit Bleistift auf den weißen Kalksandstein gekritzelt.
    Im Laufe des nächsten Tages sehe ich ein schraffiertes Rechteck mit undeutlichen Zahlen und darunter gekreuzten Strichen an dem roten Klinker am Treppenaufgang. Wenig später entdecke ich Wege wie auf einer Landkarte, die mit einem spitzen Gegenstand in den Sand gemalt sind. Das geht seit einiger Zeit so. Ich finde merkwürdige Hieroglyphen auf Holz, Wänden und Fußböden. Sogar an der Innenseite der Fliegenschmidt-Klotür sind tangierende Geraden auf das Plastik gezeichnet.
    Derweil herrscht reger Betrieb auf dem Bau. Die Dachdecker Ronny, Eberhart und Hartmut sind angerückt. Sie haben ihren Dachdeckeraufzug an der Südseite des Speichers installiert, um Dämmplatten und die ersten Zinkbleche nach oben zu transportieren. Seit Tagen rattert er auf und ab.
    Peter hat auch die Truppe von Lui noch einmal engagiert. Jimmy und seine Leute wuseln jetzt überall herum. Tony und Michael sollen diesmal die Container vor dem Speicher mit Bauschutt füllen. Eine Arbeit, die offenbar permanent zu erledigen ist. Seit ich hier bin, wird auf der Baustelle ständig neuer Schutt produziert. Mir ist nur nicht klar, ob das normal oder Peters chaotischer Organisation geschuldet ist. Die anderen Araber befördern Kalksteine für die Maurer vom Erdgeschoss in die verschiedenen Etagen. Hans hat inzwischen begonnen, die Innenwände der Wohnungen hochzumauern.
    Zur großen Erleichterung von Jimmy und Co. hat Boss Lui einen kleinen Lastenlift besorgt. So haben wir nach Monaten ohne Aufzug nun gleich zwei auf der Baustelle. Wäre es nach Peter gegangen, hätten die Jungs die schweren Steine einzeln nach oben schleppen müssen.
    Hans und ich arbeiten zusammen im dritten Stock. Ich sorge für ausreichend Nachschub an Mörtelkleber und Steinen, die Jimmy und Mohammed unter größter Anstrengung in der Ecke auf einer Palette gestapelt haben. Wenn nötig, muss ich die Steine an der Säge auf Maß schneiden.
    Wir stehen vor der fast fertigen Mauer, und ich reiche Hans die Steinblöcke hoch auf sein improvisiertes Gerüst aus gestapelten Kalksandsteinen und Holzbrettern.
    «Was wiegen die Dinger eigentlich?»
    « 25  Kilo. Und sind genau 25 mal 25 Zentimeter.»
    Fachmännisch hakt Hans die Griffhilfe für die Steine in die dafür vorgesehenen Löcher.
    «Rühr noch ma ’n bisschen Kleber an für die letzte Reihe», ruft er mir zu, während er den 25 -Kilo-Block mit einer Hand kopfüber auf die Mauer hebt.
    Ich drehe mich um und sehe im Augenwinkel, wie Eberharts Kopf auf dem Weg nach unten im Treppenhaus verschwindet. Als ich mich wieder dem Kleber zuwenden will, halte ich kurz inne. Moment, irgendetwas war an der Szene eben seltsam.
    Ja, klar! Warum schaue ich dem Typ denn in sein bärtiges Gesicht, wenn er die Stufen
nach unten
geht?
    Ich renne schnell zur Treppe, lehne mich über das Geländer und beobachte, wie Eberhart tatsächlich rückwärts im Schneckentempo stufenweise herunterhumpelt. Dabei umgreift er fest den Handlauf und rutscht diesen, seinem Schritt folgend, herunter. Er hat etwas von einem angeschlagenen Chuck Norris, der seinen letzten Kampf brutal verloren hat.
    Jimmy hat mich beobachtet und kommt dazu: «Was machs du?»
    «Schau selber.»
    Er blickt nach unten und schüttelt ungläubig den Kopf: «Ach, spinnen alle aufm Bau!» Und dann an Hans und mich gewandt: «Alle Steine für hier sind jetz oben. Hans und du, könnt ihr kurz unten helfen? Wir müssen den Container verschieben!»
    «Warte mal. Was meinst du damit? Container verschieben?»
    «Der kleine Aufzug für die Steine muss auf die andere Seite. Der Container is im Weg. Kommt mit!»
    Dann macht Jimmy mit seinem Arm eine Winkbewegung und läuft voraus.
    «Dat hab ich heut Morgen schon gesehn, dat dat ’n Problem gibt. Bestimmt ham die Idioten auch schon Schutt drin», grummelt Hans, als wir fast unten sind.
    «Sind dir auch diese Zeichnungen aufgefallen, die hier überall sind?», frage ich den Riesen

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