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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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und deute dabei auf die Striche am Klinker.
    «Ach, die Kritzeleien von dem Architekten meinste? Bisschen bekloppt, wa?»
    «Vom Architekten? Und wieso sollte der hier überall rumkritzeln?»
    Hans kommt nicht mehr dazu, mir zu antworten, denn in diesem Augenblick treten wir aus dem Gebäude und laufen wie vor eine Wand. Die Sommerhitze verschlägt uns den Atem. Wir verstummen. Im Speicher haben wir von den seit dem Morgen rasant angestiegenen Temperaturen nichts mitbekommen. Die dicken Mauern isolieren perfekt, sodass es innen angenehm kühl ist.
    Der pechschwarze Container steht in der prallen Sonne. Tony und Michael legen beim Arbeiten auch sonst nicht gerade höchstes Tempo vor, aber wenn man jetzt ihre Bewegungen in sengender Hitze beobachtet, hat man das Gefühl, jemand hätte auf Slow Motion gedrückt. Den beiden steht die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Vor allem Tony ist so durchgeschwitzt, als wäre er eben in voller Montur in die Spree gefallen. Der Container ist zum Glück erst wenig gefüllt.
    «Na, dann wolln wa ma. Wo is eigentlich der Yeti, wenn man ihn braucht?», fragt Hans in die Runde.
    Seit der Sommer in Berlin angekommen ist, dürfen wir nämlich Peters beeindruckende Körperbehaarung bewundern. Er trägt meistens nur ein Unterhemd, und die grauen Haarbüschel sprießen über Arme, Schultern und den gesamten Rücken. An den ganz heißen Tagen ist seine ultrakurze Hose in Tarnfarben angesagt, und wir haben das Vergnügen mit dem Dschungel an seinen Beinen.
    «Habe ihm heute Morgen ein paar unerfreuliche E-Mails übersetzt. Danach ist er direkt abgehauen. Kommt glaub ich erst zum Feierabend wieder.»
    Tony, Michael und Mohammed zerren und schieben an der einen, Hans, Jimmy und ich an der anderen Seite des Containers. Bei uns läuft es relativ leicht, während die anderen das Ding kaum von der Stelle kriegen.
    «Jimmy, geh ma rüber! Die schaffen dat nicht!», befiehlt Hans, dem dieser Kraftakt Spaß zu machen scheint.
    «So und nu ma los! Erst wir und dann ihr! Los, Nick!»
    Ich drücke, so stark ich kann, und stoße einen Schrei der Anstrengung aus: « AAAAARGH !» Ich glaube, mir platzen gleich die Adern.
    «Jalla, Jalla!», peitscht Jimmy seine Leute auf der anderen Seite an. Als Antwort erhält er nur Stöhnen und Brüllen.
    Und so bewegen wir dieses schwarze Ungetüm tatsächlich in Zickzackschritten stückchenweise zur Seite. Wir alle sind erschöpft und starren uns schweißgebadet an. Jimmy steht gebückt, die Hände auf den Knien, und ringt um Luft. Da geht Hans plötzlich wieder in Stellung.
    «Da fehlt noch ’n bisschen.» Er streckt seine mächtigen Arme aus, umgreift den Container und verrückt den Koloss noch um einen halben Meter. Dann geht er auf die andere Seite und wiederholt das Ganze. Dabei macht er keinen Mucks.
    Jetzt stehen alle, wirklich
alle
, mit offenem Mund da. Sogar die Dachdecker am Lastenzug haben ihr Material fallen gelassen und starren Hans an.
    Was war das gerade? Schwarzenegger zu besten Zeiten? Ich bin tief beeindruckt.
    «Wow, Hans, Mann! So was habe ich echt noch nicht gesehen!»
    «Starke Mann», ergänzt Tony ehrfürchtig.
    «Ach wat. Komm Nick, wir gehen wieder rein ins Kühle.»
    Vorher lädt Jimmy uns noch zum Mittag ein: «Ich mache frisch Falafel.»

    Die drei Dachdecker haben inzwischen die Zinkbleche auf den Lastenzug geladen. Während Hartmut unten bleibt und den vollbeladenen Aufzug langsam nach oben rattern lässt, machen sich Ronny und Eberhart wieder auf den Weg zum Dach.
    «Wahnsinn, oder? Da verschiebt der das schwere Ding ganz alleine», sage ich noch immer euphorisiert, als ich die beiden am Haupteingang treffe.
    «Ach, dat is doch nix Besondres. Weißte, wir warn ma aufm Bau in Meckpomm, ne, Ronny, da hat ’n Typ auch so ’n Container zur Seite gerückt …»
    «… aber der war randvoll mit Schutt! So ’n großer, roter Container war dat», beendet Ronny Eberharts Satz. Dabei streicht er sich mit Zeigefinger und Daumen, von der Nase zu den Mundwinkeln, in einer Halbkreisbewegung seinen Schnäuzer glatt.
    «Ja, wie hieß denn der Kerl noch, Mann?»
    «Ja, verdammt, liegt mir auf der Zunge. War so ’n Großer, Kräftiger …»
    «Irgendwat mit B … Komm schon, Ronny, sach ma!»
    Dafür, dass das nichts Besonderes gewesen sein soll, haben die beiden Hans vorhin ziemlich fassungslos angeschaut. Ich glaube ihnen kein Wort. Am besten, ich wechsle schnell das Thema.
    «Sag mal, Eberhart, warum gehst du eigentlich die Treppe

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