Schutzlos: Thriller (German Edition)
kam heraus … Erzählen Sie ihm, was herauskam.«
»Schecks für Aufwandsentschädigungen wurden über Zehntausende von Dollars ausgestellt, aber das Geld landete auf verschiedenen Abteilungskonten. Das ging schon seit Jahren so.«
»Sie meinen, das war vorsätzlich geschehen?«, sagte ich und runzelte die Stirn. »Um Geld aus dem Polizeibudget abzuschöpfen?«
»Genau«, sagte Westerfield.
Freddy, der nun begriffen hatte, mischte sich ein. »Und wer immer dahintersteckte – jemand Hochrangiger bei Polizei oder Stadtverwaltung – bekam es mit der Angst zu tun, weil Kessler Erfahrung in der Untersuchung von Finanzstraftaten hatte. Er war kurz davor, den Täter zu enttarnen.«
Ich blickte geistesabwesend auf das brennende Haus. »Hoch oben in der Stadtregierung – hoch genug, um Zugang zu einem Hubschrauber des MPD zu haben«, sinnierte ich und schüttelte den Kopf. »Claire konnte keinen Flugplan und keine gecharterte Maschine finden. Sie hat sogar überlegt, ob Loving und sein Partner mit dem Hubschrauber einer Staatsbehörde herausgeholt worden sein könnten, aber ich sagte, nein, wahrscheinlich handelte es sich um eine Privatmaschine. Ich habe sie die Flugbücher der Polizei nicht überprüfen lassen. Mein Fehler.«
Westerfield zeigte keine Häme, aber mein letzter Satz gefiel ihm.
»Und jemand bei der Polizei hätte auch Zugang zu der entsprechenden Ausrüstung«, sagte ich zu Freddy.
»Welche Ausrüstung?«, fragte Westerfield.
Der FBI-Agent antwortete. »Lovings Partner hat versucht, Peilsender an Cortes Wagen anzubringen. Es war dasselbe Modell, das von der Polizei von D. C. benutzt wird.«
Westerfield gefiel auch diese Ergänzung, und er warf Teasley einen fragenden Blick zu, da sie dieses nützliche Puzzleteil übersehen hatte.
Ich legte den Kopf schief und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Was ist?«, fragte Westerfield.
»Nur dass Kessler den Leiter der Detectives, Lewis, ein paarmal erwähnt hat. Der Chief hat Interesse an seiner Arbeit gezeigt. Starkes Interesse. Ich habe mir erst nichts dabei gedacht, aber warum sollte sich der Mann, der nur für die Detectives zuständig ist, für ein Abrechnungsproblem interessieren, das alle
Abteilungen, vom Transport über den Streifendienst bis hin zur Kriminaltechnik betrifft?«
Offenbar hatte ich einen guten Beitrag zu Westerfields neuem Fall geleistet. »Gute Frage.«
»Lewis …«, überlegte Freddy. »Ich hab mir immer schon Gedanken gemacht über ihn. Ich glaube, es hat früher mal Gerüchte gegeben über ihn.«
»Inwiefern?«, fragte Westerfield rasch.
»Ich weiß nicht. Gerüchte eben.«
»Sehen Sie, Corte«, sagte der Staatsanwalt nun, »Sie waren so damit beschäftigt, Loving in die Enge zu treiben, dass Sie den Ball in puncto Auftraggeber ganz aus den Augen verloren.«
Ich konnte nur hoffen, dass er seine Metaphern vor Gericht nicht so wild durcheinanderwerfen würde.
»Und Lewis, oder wer immer hinter alldem steckt, hatte dank Ihnen die Gelegenheit, Beweismaterial zu vernichten und sich an andere Zeugen heranzumachen. Ich denke, es ist wirklich Zeit, dass Sie den Fall an jemand anderen übergeben.«
Wir schwiegen einen Moment lang. Das Knistern und Krachen des sterbenden Hauses und die Rufe der Feuerwehrleute bildeten den Soundtrack zu unseren Gedanken. Blitzlichter erhellten das Laubwerk ringsum.
»Jason?«, fragte ich schließlich. »Kann ich mit Ihnen reden?«
Wir entfernten uns mit gesenkten Köpfen ein Stück von den anderen.
Westerfield schaute zu dem glühenden Gerippe des Hauses. »Haben Sie Hinweise gefunden da drin?«
»Nichts, was uns helfen würde. Wir sind zu spät gekommen.«
»Wurde jemand verletzt?«
»Nein.« Es war seine erste Erkundigung nach möglichen Opfern. Ich blickte auf die Funken, die in der Rauchwolke nach oben gesaugt wurden. »Sie haben Beweismaterial erwähnt, das Loving möglicherweise würde vernichten können.«
Ein Nicken.
»Angenommen, ich erzähle Ihnen, dass Kessler alles bei sich hat. Alle Tabellenkalkulationen, Memos, Abrechnungsbücher.«
»In dem sicheren Haus?«
»Richtig.«
Ein Funke Begeisterung blitzte in seinen Augen auf.
Ich senkte die Stimme noch weiter. »Also gut, Jason, wie wäre es damit? Ich gebe zu, ich habe mich ein wenig zu sehr darauf konzentriert, Loving zu kriegen, und zu wenig auf seinen Auftraggeber … Ein stadtweiter Finanzskandal? Für genau so etwas würde man Loving hinzuziehen. Das könnte bis ganz nach oben reichen.«
»Weiter.« Sollte
Weitere Kostenlose Bücher