Schutzlos: Thriller (German Edition)
selbst verhaften können, aber sie beugten sich Freddy, der ranghöher und rein technisch ihr Boss war.
Fredericks trat wie ein Schiedsrichter zwischen uns. »Jason.« Er nickte den anderen Agents zu, die Westerfield hierher begleitet hatten.
»Ich möchte, dass er verhaftet wird. Ich möchte jemand anderen als Babysitter einsetzen lassen.«
Ich wusste nicht, wie die Anklage eigentlich lauten sollte. Mit Hilfe eines gepanzerten Transporters etwas nicht zu liefern, von dem man behauptet hat, man würde es liefern, ist kein Bundesverbrechen.
»Er hat einen Beamten des Bundesgerichts belogen. Das ist die Anklage.«
Wenn ich darüber nachdachte, war ich mir nicht einmal sicher, ob ich das getan hatte. Ich erinnerte mich nicht mehr an meine genauen Worte. Was nicht hieß, dass ich nicht zunächst einmal verhaftet werden konnte, auch wenn die Vorwürfe letztendlich zurückgewiesen wurden. Das war mir schon früher passiert.
Westerfield sah in meine Richtung. »Ich will die Kesslers in der Stadt haben, in meiner Nähe. Ich möchte Ryan persönlich vernehmen. Das hat auf der Stelle zu geschehen.«
»Das kann ich nicht tun«, sagte ich.
»Geben Sie sie an mich heraus oder an jemanden, den Aaron Ellis empfiehlt. Wenn Sie das tun und mich Kessler vernehmen lassen, verfolge ich die Anklage nicht weiter.«
»Das kann ich nicht tun«, wiederholte ich.
Freddy war wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch.
»Agent Corte, ich glaube, für solche Spielchen sind wir schon zu lange im Geschäft«, sagte Westerfield.
»Ein Knast ist die falsche Strategie, Jason. Aber Sie haben
nicht lockergelassen. Ich hatte keine andere Wahl. Die Sicherheit meiner Mandanten hat für mich Vorrang.«
»Interessante Behauptung. Mein Eindruck ist, dass es Ihnen vorrangig darum geht, Ihren weißen Wal zu erlegen. Agent Fredericks? Könnte ich ein Paar Handschellen sehen, s’il vous plaît ?«
Freddy, der mehr für Westerfield als für mich arbeitete, schien dessen ungeachtet eher auf meiner Seite zu stehen. »Was immer er tut, Jason, es funktioniert«, sagte er. »Die Familie ist in Sicherheit.«
»Ich kann allerdings nicht umhin zu bemerken, dass er hier ist, nicht bei ihnen … Und obendrein ist Loving entkommen.« Er fuchtelte in Richtung des brennenden Hauses.
Das stimmte, auch wenn ich gar nicht erwartet hatte, ihn hier zu finden. Ich war mehr an Hinweisen auf sein Leben interessiert gewesen – die sich jetzt natürlich in Rauch und Asche auflösten.
Westerfield sah den FBI-Mann an. »Werden Sie ihn nun verhaften?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Ein angewiderter Seufzer. Der Staatsanwalt sah mich an. »Sie waren sogar auf dem falschen Dampfer, was den Auftraggeber angeht, Corte.«
Ich blickte vom Haus zu ihm. »Wie meinen Sie das? Wir haben Graham ausgeschlossen. Jetzt konzentrieren wir uns auf Pamuk.«
»Pamuk ist es ebenfalls nicht. Sie sagten, er sei ein Terrorist.«
»Ich sagte, dass die Möglichkeit bestünde, da der größte Teil des Fondsvermögens im Nahen Osten wiederauftauchte. Meine Mitarbeiterin untersucht das Ganze noch.«
»Ms. DuBois?«
»Richtig.« Ich fragte mich, wieso er von ihr wusste. Und – was noch interessanter war – wieso er wusste, dass der Name nicht französisch ausgesprochen wurde. »Sie liegen falsch, Corte.
Sie haben ihre Zeit mit Pamuk vergeudet. Wir sind selbst ein bisschen aktiv geworden, und wir haben den Auftraggeber gefunden.«
»Wer ist es?«, fragte Freddy.
Ich runzelte die Stirn und sagte nichts.
Westerfield wandte sich an Teasley. »Chris, könnten Sie Officer Corte und Agent Fredericks erzählen, was wir herausgefunden haben?«
»Detective Kessler war mit interner Verwaltungsarbeit für die Metropolitan Police beschäftigt«, sagte sie.
»Etwas wegen des Budgets«, sagte ich. »Abrechnungsverfahren.«
»Sie wussten also davon?«, sagte Westerfield mit einiger Befriedigung.
»Er hat es erwähnt, ja.«
»Und Sie hielten es nicht für relevant?«
»In Bezug auf Loving und den Auftraggeber? Nein.«
Westerfield sah Teasley wieder an.
Sie fuhr fort. »Vor einem Jahr gab es ein paar Unstimmigkeiten wegen Aufwandsentschädigungen im Police Department. Überstundenabrechnungen, keine große Sache, wie es schien. Aber der Leiter der Finanzabteilung erzählte es dem Polizeichef, der es für sinnvoll hielt, wenn sich jemand aus ihrer Abteilung für Finanzvergehen die Bücher ansah, um festzustellen, was los war.«
»Es schien nur um Peanuts zu gehen«, warf Westerfield ein. »Aber dann
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