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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Kopf.
    »Martin Allende. Er war letzte Woche in den Nachrichten.« Joanne erklärte, er sei ein kolumbianischer Diplomat, der im Verdacht stand, Geld für Al-Qaida über Banken in seinem Land gewaschen zu haben.
    Ich glaubte es ihr. Ich hatte nur eine vage Erinnerung an eine entsprechende Meldung.
    Joanne erzählte, dass es in dem Bericht geheißen habe, man könne ihn nicht anklagen, da die Behörden keine Spur zu den Terroristen oder zu ausländischen Banken fanden. »Maree hat ein Bild von ihm mit seinem Kontaktmann – dem Jüngeren hier«, tobte Joanne. Ich sah, dass ihre Hände vor Wut zitterten. »Deshalb sind sie hinter ihr her. Um an ihre Kamera und ihren Computer zu kommen, um herauszufinden, ob sie Kopien gemacht hat, ob es weitere Aufnahmen gibt. Die Terrorzelle macht sich Sorgen, bei den nationalen Sicherheitsdiensten – CIA, FBI, Intelligence Assessment – könnte jemand Allendes Begleiter identifizieren. Erinnert ihr euch an den Mann, der Maree über den Haufen gerannt hat? Ich wette, das geschah, um etwas aus ihrer Handtasche zu entwenden, ihre Adresse herauszufinden.«
    Ich sah mir das Bild genau an. Dann beugte ich mich vor, steckte ein Kabel in den Laptop und lud das Bild auf mein Handy. Ich schrieb Instruktionen an DuBois und schickte die E-Mail mit dem Bild als Anhang an sie los.
    Joanne rutschte auf ihrem Sitz vor. Die Benommenheit, die ihr Gesicht das ganze Wochenende über maskiert hatte, war verschwunden. Sie war zornig, ihr Gesicht gerötet, die Augen glühten. »Meine kleine unschuldige Schwester steckt ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen. Benutzt sie eigentlich nie ihren Verstand, verdammt? Was hat sie sich dabei gedacht, als sie anfing,
Bilder von Leuten in der Öffentlichkeit zu machen? Hat sie sich nie überlegt, dass es vielleicht keine so gute Idee sein könnte?«
    Ich fragte mich, ob sie auf den vorhergesagten Zusammenbruch zusteuerte. Sie hatte alle ihre Gefühle seit Samstagmorgen unter Verschluss gehalten. Die Explosion stand unmittelbar bevor. Ich hatte es Dutzende Male erlebt.
    »Wir finden es heraus«, sagte ich und nickte in Richtung meines Handys.
    »Sie glaubt nie, es könnte Konsequenzen geben … Und wer kriegt die ganze Scheiße ab? – Wir! Unsere Tochter wurde ihretwegen beinahe getötet! Weil ich sie aufgenommen habe. Keine gute Tat bleibt ungestraft, richtig? Dabei will ich sie nicht einmal bei mir haben. Es war der schlimmste Monat meines Lebens. Sie hält Vorträge über die Heiligkeit der Kunst, aber sie kann es sich nicht einmal leisten, für ihr Essen zu bezahlen. Seit sie eingezogen ist, gehen Ryan und ich uns ständig an die Kehle. Es war ein Albtraum, verdammt noch mal.«
    »Jo«, sagte ihr Mann.
    »Ich sollte sie wirklich zu Andrew zurückgehen lassen«, tobte sie weiter. »Sie verdienen einander. Vielleicht prügelt er ein bisschen Verstand in sie hinein.«
    Ein durchdringender Alarmton ließ uns alle zusammenfahren. Ryan griff nach seiner Waffe, und ich langte nach meiner. Ich erkannte den Ton allerdings. Es war kein Einbruchalarm, sondern der Notfallknopf an der Tür. Jemand hatte ihn von innen gedrückt, um aus dem Haus zu kommen.
    Ahmad erschien unverzüglich, eine schwarze Automatikwaffe in der Hand, den Zeigefinger außerhalb des Abzugsbügels. Hinter ihm hatte Tony Barr seine Pistole gezogen.
    Ich hob die Hand.
    »O nein«, flüsterte Joanne. Ihre Augen waren geweitet. Sie blickte aus dem Fenster auf die seitliche Veranda, wo Maree
stand und zu uns hereinstarrte. Die jüngere Schwester hatte jedes Wort gehört, das über sie gesagt worden war. Ihr vor Schmerz verzerrtes Gesicht blieb noch einen Moment auf uns gerichtet, dann wandte sie sich ab und floh von der Terrasse über den Rasen in Richtung Wald.
    »Nein, bitte! Maree! Nein!« Joanne sprang auf.
    »Bleiben Sie hier«, sagte ich mit Nachdruck. Ich befahl Ahmad und Barr, die Mandanten zu bewachen, und spurtete aus dem Haus. Die Waffe steckte ich wieder weg.

42
    Der DEA-Agent, mit dem ich mich in Texas angefreundet habe, hat mir gesagt, dass es beim Spurenlesen hilfreich ist, das Ziel der Person zu kennen, die man verfolgt.
    Manche Leute, hinter denen man her ist, haben nichts anderes im Sinn, als irgendwo zu sein, wo man selbst nicht ist. Sie fliehen, wie und wohin sie können.
    Sie sind am schwersten aufzuspüren.
    Am leichtesten zu finden sind jene, die ein Ziel haben, das man kennt oder auf das man schließen kann.
    Ich war überzeugt, dass Maree einen solchen Ort im Sinn hatte.

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