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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ziemlich schnell schlappmachen. Wie lange, glauben Sie, könnte sie durchhalten?«
    »Maree. Kommen Sie zurück.«
    »Nicht sehr lange. Aber die Bilder wären auf dem Chip gespeichert. Es ist schwer, eine Ausstellung zu bekommen. Schwer, seine Bilder zu verkaufen. Aber ich wette, diese Serie wäre ein Hit. Würde mich berühmt machen.«
    Meine Aufgabe besteht darin, meine Mandanten vor allem zu beschützen, auch vor ihren eigenen selbstzerstörerischen Anwandlungen. Was häufig der schwierigste Teil ist. Unter den extremen Umständen, unter denen ich tätig werde, sind Selbstmordgedanken nicht ungewöhnlich. Keiner meiner Mandanten hat sie je umgesetzt, aber ich kenne Schäfer, die Leute durch deren eigene Hand verloren haben. Meist geschieht es bei längeren Einsätzen, wenn sich die Tage der Abgeschiedenheit langsam zu Monaten dehnen und die Mandanten immer häufiger Geräusche hören, die harmlos sind, die sie aber für den Killer halten, der endlich zuschlägt.
    Noch heimtückischer ist ihr eigenes Grübeln, wenn sie sich einreden, dass das Leben, das sie bisher gelebt haben, vorbei ist, dass Freunde und Angehörige immer weniger werden, dass es
nichts mehr gibt, worauf sie sich freuen können. Und dass sie für den Rest ihrer Tage Verfolgte sein werden. Dann ist der Tod eine friedvolle Alternative.
    Maree hatte von Anfang an den Nachteil ihrer selbstzerstörerischen Natur gehabt. Sie verliebte sich in gewalttätige Männer, vernachlässigte eine ausreichende Vorsorge für das eigene Dasein, sprang von einem Versorger zum anderen, die sie in Wirklichkeit alle nur ausnutzten, bis sie ihrer überdrüssig wurden, weil sich die Anziehungskraft der koketten, süßen Künstlerin abgenutzt hatte.
    Sie blickte zum Wasser hinunter.
    Ich stand vorsichtig auf und ging ein Stück näher, dann setzte ich mich wieder. »Keine Angst, ich bin nicht dafür ausgebildet, Menschen anzuspringen und von Klippen zu retten. Die Wahrheit ist: Ich hab eine Scheißangst hier oben.«
    Ihr Blick sagte: Sparen Sie sich die Witze, Mr. Tour Guide.
    Dann schätzte sie die Distanz zwischen uns beiden ab und kam anscheinend zu dem Schluss, dass sie immer noch ins Wasser springen konnte, falls ich mich auf sie stürzte. Sie fuhr fort, wahllos Bilder zu machen. Keiner von uns sprach eine Weile. Ich durchbrach das Redeverbot. »Egal, was Ihre Schwester gesagt hat, wir wissen nicht sicher, ob es wegen Ihrer Bilder ist. Ich besorge mir weitere Informationen.«
    »Aber es klingt glaubhaft, oder? Dass ich Aufnahmen von Leuten gemacht habe, die anonym bleiben wollten. Meine Nase in fremde Angelegenheiten gesteckt habe?«, fügte sie in verbittertem Tonfall an.
    »Es ist eine Möglichkeit.« Ich hatte nicht vor, sie zu verhätscheln.
    »Ich bin überrascht, dass Sie nicht daran gedacht haben, Corte. Sie denken doch sonst an alles.«
    »Ich bin selbst überrascht.« Ich meinte es ehrlich. Meine Nachforschungen in Sachen Maree hatten geendet, nachdem
wir Andrew als möglichen Auftraggeber ausgeschlossen hatten.
    Sie machte weitere Bilder.
    »Ich möchte etwas sagen«, sagte ich. »Es ist wichtig.«
    »Unter diesen Umständen«, erwiderte sie düster grinsend, »würde man auch nicht irgendwelche Belanglosigkeiten erwarten, oder?«
    »Zu den schwierigsten Dingen, die ich meinen Mandanten beibringen muss, gehört, dass es keine Rolle spielt, ob sie aus eigener Schuld zum Ziel wurden oder nicht. Häufig ist es so – ich kümmere mich um sie, weil sie etwas Falsches getan haben. Aber ob es so ist oder nicht, ist für mich irrelevant. Jeder Mandant hat das Recht, unversehrt und am Leben zu bleiben. Wenn Sie ein Verbrechen begangen haben, können Sie vor Gericht dafür büßen. Wenn Sie etwas getan haben, was moralisch falsch war, werden Sie auf die eine oder andere Weise damit fertigwerden müssen. All das geht mich nichts an. Mich interessiert nur, Sie am Leben zu halten – egal, ob Sie es im Gefängnis oder als zufriedener Ruheständler fortsetzen.«
    »Aber wie steht es mit dem, was ich will, Corte?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch.
    »Was, wenn ich nicht am Leben bleiben will? Was hat es mir zu bieten? Was sollte ich haben wollen von dem, was da hinten auf mich wartet?« Sie nickte in Richtung des sicheren Hauses.
    »Ihre Familie.«
    »Zwei Menschen, denen es egal ist, ob ich tot oder am Leben bin.«
    »Es ist ihnen natürlich nicht egal. Wenn ich ins Spiel komme, Maree, bedeutet das, die Leute erleben die schlimmste Zeit, die sie je durchgemacht haben und

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