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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kratzen. »Es… es war nur Tarnung.«
    »Du warst bei der CIA?«, fragte er. »Etwas in der Art?«
    »Etwas in der Art.«
    Nun empörte sich Maree; die Frau hatte nichts Flatterhaftes oder Jugendliches mehr an sich. »Du rückst immer noch mit keinen Einzelheiten heraus, Jo.«
    Stoisch, als würde sie vor einem Kongressausschuss sprechen, antwortete Joanne: »Meine Organisation hatte mit nationalen Sicherheitsprojekten im Inland zu tun.«
    »Was heißt das?« Ryan Kessler versuchte verzweifelt, diese Information mit früheren Erzählungen von ihr über ihr Leben in Einklang zu bringen. Was stimmte und was nicht? Wie tief gingen die Lügen? Er dachte wohl an Orte, an denen sie angeblich gewesen war, an Leute, die sie angeblich gekannt hatte. Enthielten ihre Geschichten einen Kern von Ehrlichkeit, der ihre Ehe und ihre Familie legitimierte? Denn die standen jetzt natürlich ebenfalls auf dem Spiel.
    Joanne ihrerseits würde sich genau überlegen, was und wie
viel sie ihm erzählen durfte – was theoretisch auf gar nichts hinauslief. Die Briten haben ihren Official Secret Act, der es Regierungsangestellten verbietet, über ihre Aktivitäten zu sprechen, solange sie bei bestimmten Agenturen angestellt sind. Bei uns gibt es kein so großartig betiteltes Gesetz, aber es gelten ähnliche Bestimmungen. Sie hatte mit ihren Bekenntnissen hier in diesem gemütlichen, rustikalen Wohnzimmer bereits gegen Bundesgesetze verstoßen. Wenn sie weiterging, würden sich ihre Vergehen beträchtlich verschlimmern.
    Aber Ryan Kessler war kein Narr. Er verdiente sein Geld mit der Untersuchung von Straftaten. Die Puzzleteile fügten sich langsam und noch nicht flächendeckend zusammen, aber er hatte eine Ahnung, worauf das alles hinauslief. »Als wir uns kennenlernten, da lief gerade etwas. Du hast von einem Freund geredet, mit dem du gerade Schluss gemacht hast. Du hast ihn gelegentlich angerufen. Spätnachts. Aber das war kein Exliebhaber, oder? Du hast mit ihm gearbeitet, richtig?«
    »Ja. Ich habe ihn meinen Exfreund genannt, aber das gehörte zur Tarnung.« Joanne saß nach vorn gebeugt und mit hängenden Schultern da. Es war eine Beichtstuhlhaltung. »Wir sollten uns als Exliebespaar ausgeben. Das waren die Einsatzregeln.«
    Ihre Schwester mischte sich ein. »Ich verstehe das alles nicht, Jo. Du redest, als wärst du bei der Armee gewesen. Wie Dad geredet hat.« Joanne überraschte mich, indem sie lachte. »Dad … komisch, dass du ihn erwähnst. Er war derjenige, der mir geholfen hat, in die Organisation zu kommen. Gleich nach dem College.«
    »Aber da bist du doch als Rucksacktouristin durch Europa gereist.«
    »Nein, Mar. Die Postkarten waren gefälscht. Ich war in einem Ausbildungszentrum in den Staaten. Mehr darf ich nicht darüber sagen.«
    Wie es in meiner Arbeit oft geschieht, sprach einer meiner Mandanten über eine dritte Partei zu jemand anderem im Raum. Offenbar ist das einfacher. Joanne konnte gefahrloser ihrer Schwester beichten als ihrem Mann – mit dem sie in diesem Moment eigentlich kommunizierte. Was Täuschung angeht, so hatte ich gelernt, glauben wir, dass die Schwere der Sünde nicht von der Art der Lüge abhängt, sondern von der Person, die wir belügen.
    Ryan hingegen fragte direkt zurück. »Projekte, Jo? Projekte der nationalen Sicherheit?«
    Sie wandte ihm schließlich den Kopf zu und hielt seinen Blick. »Wir schätzten Risiken ein.« Dann holte sie tief Luft, und ich wusste, nun würde die vollständige Wahrheit ans Licht kommen. Mit kaum hörbarer Stimme fügte sie an: »Und wir schalteten Risiken aus.«
    »Du und dein Partner?«
    »Meine Partner«, verbesserte sie. »Ich war acht Jahre lang aktiv. Ich hatte eine Reihe von Partnern.«
    »Um Himmel willen, Jo«, sagte Maree, »jetzt sag mir endlich klipp und klar, was das alles bedeutet. Risiken einschätzen, Risiken ausschalten …«
    »Maree«, antwortete Ryan mit ruhiger Stimme für sie, »deine Schwester hat Leute getötet.«

45
    »Rede doch keinen Unsinn, Ryan. Das hat sie selbstverständlich nicht getan. Sag es uns, Jo. Was hast du wirklich gemacht?«
    Aber ich wusste, es war die Wahrheit.
    Die Geschichte von Joannes Beschäftigung beim Staat war
natürlich sehr wirkungsvoll versteckt worden. DuBois hatte nichts Konkretes darüber gefunden, was die Frau und ihre Kollegen taten. Aber man konnte ihren Auftrag aus dem ableiten, was meine Mitarbeiterin sehr wohl fand: die Finanzierung der Gruppe (großzügig und über nicht existierende

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