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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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an, um Hallo zu sagen, zu sehen, ob sie sich auf einen Kaffee oder einen Drink treffen konnten, um der alten Zeiten willen. Aber nach und nach wurde die Sache merkwürdig. Er begann häufiger anzurufen. Hinterließ Nachrichten. Harmlose, zuerst. Dann leicht aggressive, wenn sie nicht zurückrief. Dann fing er an, mich anzurufen. Und beim Haus aufzutauchen. Er rief sogar…« Ich hielt einen Moment inne. »Dann begann das Stalking erst so richtig«, schloss ich ab.
    Ich dachte an jene Tage zurück, sah Peggys Gesicht vor mir, die Gesichter der Jungen ebenfalls, die noch sehr jung waren, aber intuitiv Bescheid wussten, wie es Kinder tun. Sie hatten Angst gehabt.
    »Ich erkannte schließlich, was das Problem war«, sagte ich. »Das war nicht er. Es war meine Frau. Sie behandelte ihn wie einen normalen Menschen, höflich, nachgiebig, im Zweifel für ihn. Sie war ein guter Mensch und sah ihn nur so, wie er gewesen war, als sie zusammen ausgingen, charmant und witzig. Aber das war die Vergangenheit. Als all das geschah, war er kein normaler Mensch mehr. Er war etwas anderes. Man kann nicht mit einem Hai oder einem tollwütigen Hund befreundet sein,
Maree. Dann bekommt man Schwierigkeiten. Andrew ist auf andere Weise gefährlich, aber das spielt keine Rolle. Jeder, der nicht gut für Sie ist, ist so gefährlich wie Henry Loving.«
    Ich fühlte, wie sie meine Hand nahm. Für solch zarte Fortsätze waren ihre Finger erstaunlich warm an diesem kühlen Morgen.
    »Darf ich fragen, was passiert ist?«
    Ich zuckte mit den Achseln und schaute über das Wasser. »Es hörte schließlich auf. Es wurde eine Angelegenheit für die Polizei«, fügte ich hinzu.
    Eine ganze Weile lang bewegte sich keiner von uns beiden. Maree drehte sich schließlich und schlang die Arme um mich, und wir umarmten uns heftig. Sie küsste mich, sanft zuerst, dann leidenschaftlicher, verzweifelter. Dann löste sie sich lächelnd leicht von mir und führte meine Hände unter ihre Jacke, an ihre Brüste. Ich ertastete einen komplizierten BH. Sie drückte sich wieder an mich und küsste mich, spielerischer diesmal, und ihre Zunge schmeckte nach Nelken oder Zimt.
    Dann lehnte sie sich zurück und nahm meine Hände in ihre. »Jo sagt, ich mag böse Jungs. Das ist eins meiner Probleme. Andrew ist ein böser Junge.« Sie sah mich an, und ich war überzeugt, das Funkeln in ihren Augen kam von etwas anderem, als dass sich eine Wolke vor die dunstige Sonne schob. »Du bist auch einer, Corte. Du bist ein böser Junge. Aber ich glaube, du bist ein guter böser Junge.«
    Mir fiel ein, dass ich vor Kurzem daran gedacht hatte, wie Peggy einmal so ziemlich dasselbe über mich gesagt hatte.
    »Gehen wir zurück.«
    »Du willst nicht hier draußen bleiben und die Aussicht genießen?«
    Ich lächelte. »Erst die Pflicht.« Ich stand auf und zog sie auf die Füße, dann gingen wir zum Haus zurück.
    »Hast du nie frei, Corte?«
    »Doch, manchmal.«
    »Was tust du dann?«
    »Ich spiele gern Spiele.«
    Was sie offenbar sehr komisch fand.

43
    Als wir zum Haus zurückkamen, tippte ich den Code ein, und die Tür ging auf.
    Drinnen blickten uns zwei ernste Gesichter entgegen. Joanne kam blass und mit halb offenem Mund auf ihre Schwester zu.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. Sie berührte Maree zögerlich an der Schulter und trat dann zurück. Marees Gesicht war ausdruckslos. Weder akzeptierte sie die Entschuldigung, noch wies sie sie zurück.
    »Schau, Maree, ich war nicht ich selbst… Ich war so aufgewühlt … Amanda …«
    Die junge Frau zuckte mit den Achseln, ging zu ihrem Computer und hob ihn auf. Sie ließ sich auf die Couch sinken und sah ihn durch. Das war auch so eine Sache, die mir in letzter Zeit bei meinen Mandanten mehr und mehr aufgefallen war: Sie zogen sich in ihren Cyber-Mutterschoß zurück.
    »Bitte«, ließ Joanne nicht locker. »Sag etwas.«
    »Ich ziehe aus, wenn wir aus dem Gefängnis entlassen werden.« Ihre Stimme war gespenstisch leise.
    Dann sah sie weiter ihre Bilddateien durch.
    Joanne senkte den Kopf und war im Begriff, noch etwas zu sagen, aber die Worte stellten sich nicht ein.
    In diesem Moment piepste mein eigener Computer. Ich ging ins Arbeitszimmer. Es war eine E-Mail von Claire DuBois mit,
wie ich hoffte, den Ergebnissen der Recherche, die ich ihr aufgetragen hatte, als Joanne uns von dem kolumbianischen Diplomaten erzählt hatte.
    Auf einen Teil des Inhalts war ich gefasst gewesen. Auf den Rest weniger.
    Ich starrte eine ganze Weile auf

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