Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Regierungsdienststellen) und die juristische Zuständigkeit – nur innerhalb der Vereinigten Staaten (Büromieten und Reisegenehmigungen). Die Geschichte der Organisation war ebenfalls erhellend. Sie wurde zwei Wochen nach dem ersten Anschlag auf das World Trade Center in den 1990er-Jahren gegründet, ihr Personal und Budget wurde nach den Bomben auf die Botschaften in Afrika verdoppelt und nach dem Angriff auf die Cole verdreifacht.
    Nach dem 11. September wurde das Budget verzehnfacht.
    Der wahre Schlüssel bestand aber darin, dass DuBois in den Archiven nicht unterzeichnete Rechtsauskünfte von Regierungsanwälten gefunden hatte. Darin wurden ausführlich die Standards für rechtmäßige Tötung in allen Bundesstaaten und dem District of Columbia erörtert. Und allgemeine Richtlinien, wann ein Todesfall zur Entscheidung an die Staatsanwaltschaft zu verweisen war und wann nicht. Es gab außerdem Memos über Verfahrensweisen bei Hunderten von Coronern und amtlichen Leichenbeschauern überall im Land.
    Zu Joannes Unternehmungen gehörte wohl, Tode so zu inszenieren, dass sie wie Selbstmorde, Unfälle, zufällige Gewaltverbrechen oder Notwehr aussahen.
    Ich dachte zurück an das, was Ryan am Tag meiner Ankunft bei den Kesslers zu mir gesagt hatte.
    Wissen Sie, Corte, unsere Welt… das, was Sie und ich tun – damit kann Joanne nicht gut umgehen. Alles macht ihr Angst, Dinge an die wir nicht einmal denken …
    »Hast du … hast du es selbst getan?«, flüsterte Ryan.
    »Nein.« Joanne schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Sie
begann zu sprechen, aber die Stimme versagte ihr. Sie setzte erneut an. »Wir waren Zwei-Personen-Teams und haben eine dritte Partei geführt. Er war der … aktive Part. Aber ich war vor Ort. Ich habe den Befehl gegeben.«
    »Jo«, stieß ihre Schwester atemlos hervor, »das hast du nicht getan. Das kann nicht sein.«
    »Doch, Maree, ich habe es getan … Ja. Ich war dabei, wenn es passierte. Ein Dutzend Mal, öfter. Ich war dabei.«
    Absolute Stille. Ryan war wie gelähmt. Es war Maree, die auf ihre Schwester zuging und sie am Arm nahm. »Es ist gut, alles ist gut. Du wurdest hineingezogen, du wolltest das nicht tun. So sind sie. Wirtschaft und Regierung – was ich dir immer sage. Sie saugen dich einfach hinein. Bringen dich dazu, Dinge zu tun, die du nicht tun willst.«
    Joanne blickte auf die Hand ihrer Schwester, die ihren Unterarm knetete. »Oh doch, ich wollte es sehr wohl tun, Maree. Es war das, was Dad von mir wollte und was ich wollte. Eine Patriotin sein, etwas Gutes tun.«
    »Ein Dutzend Mal?«, fragte Ryan. »Öfter?«
    »Ich habe zweiundzwanzig Einsätze geleitet.«
    »Du hast zweiundzwanzig Menschen getötet?«
    »Bei manchen gab es mehrere Zielpersonen gleichzeitig, aber einige waren auch nur Überstellungen zur Vernehmung.«
    »O mein Gott«, murmelte Ryan. »Mein Gott …« Nach kurzem Schweigen fragte er: »Nachdem wir uns kennengelernt hatten … warst du da weiter dabei?«
    »Nein. Das heißt, ich war noch ein Jahr lang aktiv, aber ich habe keine Operationen mehr geleitet. Ich habe mich geweigert. Sie wollten, dass ich weitermache. Aber ich habe Nein gesagt.«
    Sie hatten sie gewollt, weil sie gut war, nahm ich an.
    Dann wandte sie sich an mich. »Wirklich, Corte, die Leute in meiner Organisation haben alles überprüft. Es gibt keine Verbindung
zwischen irgendeinem meiner Aufträge und Henry Loving. Ich habe vor sechs Jahren aufgehört. Es ergibt keinen Sinn, mich jetzt ins Visier zu nehmen.«
    Ryan Kessler starrte nun aus dem Fenster, und ich sah an dem eisigen Lächeln auf seinem Gesicht, dass seine Gedanken dort angekommen waren, wo sich meine seit rund zehn Minuten bewegten. »Warst du aktiv, als ich dich kennengelernt habe?«, fragte er seine Frau.
    Joanne schluckte, ihr Gesicht war gerötet. »Ich sagte doch, ich war noch ein Jahr lang aktiv, aber ich habe keine …«
    »Nein, ich meine, an dem Tag, an dem ich dich getroffen habe, Jo.«
    Als sie nichts sagte, fuhr er fort: »O mein Gott, damals in dem Deli – du warst bei einem Einsatz.«
    Joanne senkte den Blick.
    Ich nahm an, der Eigentümer und seine Frau waren Schlüsselfiguren einer Terrorzelle gewesen, und Joanne und ihr Partner hatten den Auftrag gehabt, sie zu eliminieren. Sie waren in den Laden gegangen, und sobald die Luft rein war, hatten sie den Vollstrecker hereingerufen, der für die Überwachungskameras als Räuber aufgetreten war. Er tötete das Paar. Der Plan sah vor, dass er

Weitere Kostenlose Bücher