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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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anschließend floh und Joanne und ihr Partner in ihren Aussagen bei der Polizei den ganzen Vorfall als einen übel ausgegangenen Raubüberfall beschrieben.
    Nur dass Detective Kessler die Schüsse gehört hatte und in den Laden gestürmt war.
    Der Held …
    »Das war kein durchgeknallter Typ aus South East, der mich angeschossen hat; es war dein verdammter Killer.«
    Joannes Stimme wurde erneut von Gefühlen überwältigt. »Ich habe den Dienstplan der Polizei ein Dutzend Mal studiert! Niemand hätte in der Nähe sein dürfen.«
    »Du warst die Verantwortliche?«
    Sie seufzte. Genau wie ich wusste sie, was kommen würde. »Ich war die Einsatzleiterin in diesem Fall, ja.«
    »Und der Einsatzleiter gibt den… wie nennt ihr es? Den Schießbefehl?«
    »Wir nennen es nicht so, aber ich habe den Befehl gegeben, ja.«
    »Und du hast ihm auch den Befehl gegeben, auf mich zu schießen?«
    Joanne setzte zu sprechen an, aber ihre Stimme versagte. »Wir mussten unseren Vollstrecker rausbringen. Ich habe einen Code benutzt. Er bedeutet, nicht tödliche Gewalt gegen einen Unschuldigen einzusetzen. Wir hätten es niemals getan, wenn du nicht bewaffnet gewesen wärst. Aber plötzlich warst du da.«
    Es gab einen lauten Krach, und ich fuhr bei dem Geräusch zusammen. Maree war aufgesprungen und hatte ein Weinglas und eine Kaffeetasse zu Boden gestoßen, wo sie zersprangen. Sie baute sich vor ihrer Schwester auf. »Du machst mir die Hölle heiß, weil dir mein Freund nicht gefällt. Du sagst diese schrecklichen Dinge über mich, dass ich verantwortungslos sei und so. Und du selbst…« Ihre Stimme stockte. » … du selbst hast deinen Lebensunterhalt damit verdient, Leute umzubringen?«
    Joanne sagte nichts und wandte den Blick ab. Ich sah, wie sie die Hände rang, ihre Knöchel waren weiß. Maree fuhr herum und stapfte den Flur entlang zu ihrem Schlafzimmer.
    Ryan schüttelte den Kopf. »Ich habe dich nicht gerettet«, sagte er zu Joanne. »Ich habe niemanden gerettet.«
    »Ich … ach, Liebling, ich wollte es dir tausendmal sagen. Ich …«
    »Dann bist du also aus Mitleid mit mir ausgegangen? Aus Schuldgefühl?«
    »Nein! Ich bin mit dir ausgegangen, weil ich mich ändern wollte. Ich wollte ein echtes Leben führen, ein normales Leben. Ich wollte dich. Du warst gut. Du hast das Richtige getan! Ich
konnte mit dem, was meine Organisation trieb, nicht mehr leben.« Sie streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus. Er wich zurück. Er ging in die Küche, schnappte sich die Whiskeyflasche, die er einen Tag lang nicht angerührt hatte, und verschwand im Flur.
    Die Schlafzimmertür ging zu. Obwohl ich einen Knall erwartet hatte, merkte ich nur, dass sie zu war, weil der Lichtkeil nicht mehr da war. Ich hörte nicht einmal ein Klicken.

46
    Ich war allein mit Joanne im Arbeitszimmer.
    Ich sah die höchst geheimen Blätter durch, die mir DuBois gemailt hatte. Vieles davon war geschwärzt, darunter der Name ihrer Organisation, die noch weitaus weniger öffentlich war als meine. Eine Sache, die jedoch nicht geschwärzt war, war ein etwa acht bis zehn Jahre altes Bild von Joanne. Und ihr Name innerhalb der Organisation. Lily Hawthorne. Die Frau auf dem Bild sah der Frau vor mir sehr ähnlich. Ganz hübsch, aber nicht schön, ernst, schlank.
    Reserviert und geheimniskrämerisch.
    Viele weitere Merkwürdigkeiten der vergangenen Tage ergaben nun im Nachhinein einen Sinn. Joannes verzweifeltes Beharren darauf, ihre Stieftochter nicht bei sich zu haben, da sie befürchtete, sie selbst könnte doch der Grund dafür sein, falls das Mädchen zu Schaden kam. Und ihre Sorge wegen der Nachbarn in Fairfax, den Knoxes – eine Sorge, die zunächst übertrieben gewirkt hatte. Sie war entsetzt über die Möglichkeit gewesen, dass sie schuld sein könnte, wenn Teddys Frau durch Henry Lovings Hand starb. Ich erinnerte mich auch daran, wie
sie mir wegen Informationen darüber zugesetzt hatte, welcher von Ryans Fällen vielleicht der Grund für Lovings Engagement hätte gewesen sein können.
    Sie hatte auch immer meine Entscheidungen in taktischen Situationen gestützt und ihren Mann angefleht oder ihm sogar befohlen, ihnen Folge zu leisten – als Profi wusste sie, dass ich recht hatte.
    »Haben Sie noch mehr herausgefunden?«, fragte sie mit nüchterner Stimme und blickte in Richtung der Dokumente, die nichts direkt über ihren Job aussagten.
    »Nur dass Sie zum Projekt Sichel gehörten. Meine Mitarbeiterin ist gut, aber sehr viel mehr bekam sie nicht

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