Schutzlos: Thriller (German Edition)
Nachricht so emotionslos auf, wie ich es erwartet hatte, als hätte ich ihm erzählt, dass die Börse um ein paar Punkte gefallen sei oder ein Baseballspiel im dritten Inning unentschieden stand. Freddys FBI-Mann reagierte anders. Tony Barrs Gesicht glühte vor Zorn. »Und das hat sie uns nicht gesagt?« , zischte er. Er war es ohne Frage gewöhnt, dass ihn Verdächtige
regelmäßig anlogen. Doch diesmal hatte ihn jemand getäuscht, für dessen Schutz er sein Leben riskierte.
Bei dieser Besprechung ging es jedoch nicht darum, die Sünden unserer Mandantin zu erörtern; es ging darum, zu überlegen, welche Auswirkungen die neue Information auf unsere Bewachungsstrategie hatte. »Sie ist sich sicher, dass sie nicht das Ziel ist«, sagte ich. »Aber ich denke, für den Augenblick müssen wir davon ausgehen, dass sie es doch ist und dass Lovings Auftraggeber über gewaltige finanzielle Mittel und die Unterstützung erheblicher ausländischer Interessen verfügen könnte.« Ich erinnerte die beiden Männer an den Hubschrauber bei Carters Haus.
»Es könnte also sein, dass sie einen Hubschrauber für einen taktischen Angriff benutzen«, sagte Ahmad.
»Würde mich nicht überraschen«, erwiderte ich.
»Wir sollten uns mit der hiesigen Luftraumüberwachung in Verbindung setzen«, schlug Barr vor.
»Gute Idee, und wechseln Sie auf sechzig Prozent Außenpatrouille. Und schaut immer nach oben. Lyle, kontrollieren Sie jetzt gleich die Grundstücksgrenze.«
Er gab den Türcode ein und ging hinaus.
Barr und ich kehrten ins Haus zurück. Joanne war im Wohnzimmer und blickte in den Flur, zu der geschlossenen Schlafzimmertür.
»Der Leiter Ihrer Gruppe«, sagte ich. »Ist das noch der gleiche wie damals?«
»Ja.«
»Ich will mit ihm reden.«
Sie nickte resigniert. Sie verstand, dass es keinen Sinn hatte, dagegen anzuargumentieren. Womit sie richtiglag.
Wir gingen ins Arbeitszimmer, und sie holte ihr Telefon aus der Handtasche. Sie legte es auf meinen Schreibtisch, drückte auf LAUTSPRECHER und dann auf eine Schnellwahltaste.
Auch wenn sich heutige verschlüsselte Telefone nicht mehr wie ein Faxgerät anhören, glaubte ich ein Klappern zu hören, als es klickte und eine Stimme aus dem schwarzen Ding vor uns drang. »Hier ist Williams.«
»Ich bin es«, sagte Joanne. Es gab eine kurze Pause, in der vermutlich irgendwelche Elektronik bestätigte, dass es tatsächlich ihre Stimme war. »Auf Lautsprecher.«
»Auf Lautsprecher«, brummte Williams. »Das sagt schon viel.«
Nämlich dass wir alles aufgedeckt hatten.
»Ja.«
Ich identifizierte mich und erklärte, dass ich für den Schutz der Kesslers zuständig sei.
»Ich weiß, wer Sie sind«, sagte Williams. »Ich dachte mir schon, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist. Jemand hat unsere Server gekitzelt.«
Ich war natürlich verärgert, weil man uns Joannes frühere Tätigkeit verschwiegen hatte, aber ich erinnerte mich an mein Mantra, dass es darum ging, Ziele zu definieren und effiziente Lösungen dafür zu finden. Es mochte eine Zeit für Vergeltung kommen, aber jetzt hieß die Aufgabe, die Sicherheit der Kesslers zu gewährleisten und Lovings Auftraggeber zu finden. Deshalb sagte ich: »Ich brauche sämtliche Einzelheiten über diesen Mann, der in Joannes letzten Fall verwickelt war.« Eine Pause am anderen Ende, vielleicht als Reaktion auf mein Ersuchen. Oder weil die betreffende Frau für ihn nicht Joanne war, sondern Lily Hawthorne.
»Es gibt nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass er etwas damit zu tun hat. Oder irgendwer sonst, mit dem Joanne in Kontakt war. Wir haben die Lage von Anfang an überwacht.«
»Dennoch möchte ich den Namen erfahren.«
»Das kann ich nicht tun.«
»Sie verstehen hoffentlich, dass ich eine Aufgabe zu erfüllen
habe«, sagte ich nachdrücklich. »Zu ihr gehört, dass ich Gefahren selbst abschätze. Ich kann mich nicht einfach auf Ihr Wort verlassen.«
»Und zu meiner Aufgabe gehört es, dafür zu sorgen, dass solche Angelegenheiten sehr, sehr vertraulich bleiben.«
»Ich weiß«, sagte ich gedehnt.
Und ließ meine Drohung ankommen und einwirken. Öffentliche Verkündigungen können ein sehr wirksames Druckmittel sein.
Williams seufzte. »Er heißt Aslan Zagaew, ein tschetschenischer Muslim. Eingebürgert im Rahmen eines Abkommens mit der Staatsanwaltschaft.«
»Sie haben ihn überwacht. Wo ist er?«
»Jetzt im Augenblick? Zu Hause in Alexandria.«
»Was können Sie mir zu ihm sagen?«
»Er besitzt ein halbes Dutzend
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