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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mit dem er munter drauflos plauderte, jemand ist, von dem Sie vielleicht schon mal gehört haben: Henry Loving.«
    Ich erstarrte halb über den Schreibtisch gebeugt.
    »Wir haben es durch drei Computer laufen lassen und die Probe mit alten Tonschnipseln von Loving verglichen. Er ist es zweifelsfrei.«
    »Was haben sie geredet?«
    »Es war typisch kodierte Sprache. Zagaew fragte, wie es mit der Lieferung vorangeht. Loving sagte: ›Es hat ein paar Verzögerungen gegeben. Die Arbeitsstätte in Loudoun, White’s Ferry, wurde dichtgemacht. Aus diesem Geschäft ist nichts geworden. ‹«
    Der Versuch, Amanda zu entführen, sollte das heißen.
    »Zagaew erinnerte Loving daran, dass er diesen Teil des Jobs ursprünglich überhaupt nicht verfolgen wollte. Loving sagte, es
würde jetzt ohnehin keine Rolle mehr spielen, er habe es aufgegeben. Dann sagte er, er würde hart daran arbeiten, andere Optionen in Virginia zu finden. Sie würden sich in einigen Stunden wieder unterhalten. Er würde möglicherweise das abholen wollen, worüber sie zuvor gesprochen hatten, nur um auf der sicheren Seite zu sein.«
    »Irgendwelche Triangulationsdaten?«
    »Nein, es ging zu schnell. Beide haben ihre Akkus herausgenommen, als das Gespräch beendet war. Aber wir haben Zagaevs Navi, und fünf Minuten, nachdem er aufgelegt hatte, ist er losgefahren. Ein paar Leute sind in seine Richtung unterwegs.«
    »Er will etwas abholen«, überlegte ich. »Was?«
    »Wir werden es herausfinden.«
    Ich bedachte alles. »Okay, er hat also den Versuch aufgegeben, Amanda als Druckmittel in die Hand zu bekommen.«
    Joanne drehte sich bei diesen Worten zu mir um.
    »Aber was meint er mit ›andere Optionen in Virginia‹?«, fuhr ich an Freddy gewandt fort.
    »Vielleicht dass sich Loving und sein Partner an Freunde und Verwandte von Joanne heranmachen. Das könnte es sein. Vielleicht sucht er in diesem Moment schon nach der Schwester, nach Maree. Er weiß vielleicht gar nicht, dass sie bei euch ist. Ich sage Bescheid, wenn wir Zagaew sichten.«
    Wir legten auf.
    »Es ist Zagaew«, sagte ich zu Joanne. »Er hat mit Loving gesprochen. Positiver Stimmabdruck.«
    Kurz blitzte Bestürzung in ihrer Miene auf, die Erkenntnis, dass tatsächlich sie für all das Geschehene verantwortlich war. Doch dann trat Hoffnung in ihre Augen; die logische Folge von Zagaews Schuld war natürlich, dass wir eine handfeste Spur hatten. »Weiß man, wo er steckt?«
    »Freddy lässt die Fahndung anlaufen. Fernmelde-Aufklärung und auf dem Boden. Fürs Erste warten wir.«
    In ihrem Lachen schwang Zynismus und vielleicht eine Spur Trauer mit. »Warten. Davon hab ich meinen Teil gehabt in diesem Geschäft. Bei Ihnen ist es vermutlich dasselbe … Sie haben Amanda erwähnt?«
    »Loving hat die Suche nach ihr aufgegeben. Er strebt ein anderes Druckmittel an. Wir wissen nicht, wen oder was.«
    Joanne starrte auf eine alte Fotografie an der Wand: eine Familie in der Kleidung des 19. Jahrhunderts.
    Zehn lange Minuten später läutete das Telefon wieder.
    »Reden Sie, Freddy«, drängte ich.
    »Hören Sie sich das an, Corte.« Die Stimme des Mannes war zur Abwechslung erstaunlich lebhaft. »Es wird immer besser. Wir haben Zagaew zu einem Lagerhaus in Springfield verfolgt. Er geht hinein und holt sich Waffen.«
    Mein Herz raste. »Er darf keine Waffe anrühren nach seinem Vergleich.«
    »Ganz recht, mein Junge. Warten Sie.« Eine Pause. Dann war Freddy wieder dran. »Okay. Er ist gerade wieder weggefahren. Unsere Leute sind an ihm dran.«
    »In welche Richtung fährt er?«
    »Nach Norden. Der innere Ring des Beltway.«
    »War jemand bei ihm? Und sei es auch nur ein Schatten?«, fragte ich.
    »Sie meinen Loving?«
    »Ich meine, ob jemand bei ihm war und sei es auch nur ein Schatten.«
    »Streitsüchtig wie immer, Corte.«
    »Freddy.«
    »Nein. Er war mutterseelenallein. Also, was meinen Sie?«
    Ich hatte schon die ganze Zeit über meine Strategie nachgedacht und antwortete deshalb schnell: »Überwachen Sie ihn weiter, und geben Sie mir sofort Bescheid, wenn er die Richtung wechselt. Ich bin in drei Minuten auf der Straße.«

49
    Was tat mein Gegner hier wohl?
    Ich dachte in diesem Moment nicht an Henry Loving, sondern an seinen Auftraggeber, Aslan Zagaew. Er hatte Waffen abgeholt. Er war nach einem Anruf von Loving zu dieser überraschenden, zielgerichteten Fahrt aufgebrochen. Was bedeutete das? Was hatte er im Sinn?
    Ich fuhr auf der Route 7 nach Süden, unterwegs zu demselben gemischten Wohn-

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