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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schlanke Frau von etwa vierzig mit kurzen dunklen Haaren. Sie trug ein schwarzes Kostüm und hatte eine schwere Tasche umhängen. Sie arbeitete für
unsere Organisation und half uns in ungewöhnlichen Situationen aus, wie ich es nannte. Situationen wie diese. Ihr Name war Roberta Santoro, doch sie war überall in der Dienststelle einfach nur als Bert bekannt.
    Ich begrüßte sie. Sie blieb stumm, wie es ihre Art war. »Bereit?« , fragte ich.
    Ein Nicken.
    Wir gingen in einen Besprechungsraum, wo Aslan Zagaew auf einem Stuhl saß, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Eine Videokamera auf einem Stativ war auf ihn gerichtet. Das rote Licht leuchtete. Er sah empört zu uns auf. »Sie hätten mich umbringen können!«
    »Es war ein Kürbis«, stellte ich klar. »Er hätte sie nicht getötet.«
    »Doch, das hätte er. Er hätte die Windschutzscheibe durchschlagen und mich töten können. Warum habe ich keinen Anwalt?«
    Bert ging ans Ende des Tischs und setzte sich. Ihre Hände ruhten im Schoß, ihr Gesicht war teilnahmslos. Ich sagte zu Zagaew kein Wort über sie, und sie selbst identifizierte sich ebenfalls nicht. Er sah sie einmal kurz an, dann schaute er wieder zu mir. Warf noch einen raschen Blick auf Bert und sagte an mich gerichtet: »Sie haben kein Recht, das zu tun. Ich weiß, wie diese Waffen in meinen Wagen kamen. Sie haben sie mir untergeschoben.«
    In der Spieltheorie ist die Persönlichkeit deines Gegners nicht von Belang. Es gibt sogar einen Typus von Spielen, bei denen man sich einig ist, dass man jeden Menschen durch einen anderen Spieler ersetzen kann. Doch für mich bedeutet es alles, bei einem Brettspiel die Person zu sehen, die mir gegenübersitzt. Manchmal gehe ich in der Mittagspause oder nach der Arbeit in meinen Spieleklub in der Altstadt, und wenn ich nicht in bester Form bin, sitze ich einfach da und beobachte andere beim Spielen.
Ich studiere persönliche Eigenarten, die Augen, wie die Leute ihre Karten halten oder die Würfel rollen, wie sie ihre Spielsteine oder Schachfiguren ziehen. Ich versuche nicht, verräterische Hinweise zu entdecken – die sind bei ungeschickten Spielern unübersehbar und bei den talentierteren gibt es sie nicht –, aber ich beobachte, wie die Spieler agieren und reagieren, was ihnen Freude macht und was sie nicht mögen.
    Ich beobachte Reaktionen auf Sieg oder Niederlage.
    Ich halte nach zitternden Händen Ausschau.
    Jetzt betrachtete ich meinen Gegner aufmerksam, als würden wir uns bei einem Schachspiel gegenübersitzen. Zagaew hatte einen runden Kopf, ein Doppelkinn, das der Bart ganz gut verdeckte, und widerborstiges Haar, das sich nicht recht für einen Grauton entscheiden konnte. Sein Alter hatte DuBois mit nur dreiundvierzig angegeben. Sein Kopf war groß, seine Blässe wirkte anämisch. Er schloss und öffnete alle paar Sekunden nervös die Faust. Ich wusste das nur, weil ich die Handschellen auf seinem Rücken klappern hörte. Er trug eine dicke Goldkette um den Hals und ein Amulett mit einem unerwarteten Bild darauf. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um Zar Alexander II. handelte, den ich von meinem Studium als gemäßigten Reformer  – nach den Maßstäben eines absoluten Herrschers – im Russland zur Mitte des 19. Jahrhunderts kannte. Dennoch war es merkwürdig, dass ein Tschetschene ausgerechnet dieses Bild wählte.
    Zagaews Kleidung war teuer, teurer, als ich es mir hätte leisten können oder gern getragen hätte. Sein Anzug war aus lebhaft blauer Seide geschneidert, die Farbe des Himmels in einem Kinderbuch. Seine Schlangenlederstiefel glänzten im grellen Deckenlicht. Sein Schweiß roch abstoßend nach Körpergeruch und Zwiebeln.
    Ich beugte mich vor. Ich bin nicht groß, das stimmt. Aber ich habe in meinen Jahren als Schäfer eine interessante Erkenntnis
gewonnen. Die Leute neigen dazu, einen mehr zu fürchten, wenn man körperlich nicht so imposant ist. Vielleicht glauben sie, dass ich in ihrem Leben einen größeren Schaden anrichten kann als ein Typ mit einem Bleirohr in der Hand. Zagaew, der fünfzig Pfund schwerer war als ich, wich jetzt zurück.
    »Ich muss wissen, mit wem Sie arbeiten.«
    »Ich bin kein schlechter Mensch.« Zagaew blickte mit flehenden Augen zu mir herauf. Die Behauptung moralischer Reinheit ist eine geläufige Strategie bei Spielen wie diesen. Aber sie ist Papier und verliert immer gegen Stein.
    »Darum geht es in unserem Gespräch nicht. Für wen arbeiten Sie?«
    Jetzt wurde er wütend, und der weichere

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