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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die Hearings nicht ab, weil er wiedergewählt werden will, und er tut es nicht, um seiner Partei Auftrieb zu geben oder um in die Zeitung zu kommen. Er tut es, weil er aufrichtig an Recht und Ordnung glaubt. Und Überwachung ohne richterliche Genehmigung ist eine Straftat.«
    Das Fälschen einer solchen Genehmigung natürlich ebenfalls.
    Ich erinnerte mich an meine Bestürzung bei der Lektüre der Informationen über Stevenson. Mir war klar geworden, dass es sich um den schlimmsten möglichen Feind handelte: ein mächtiger Mann mit der tiefen Überzeugung, im Recht zu sein. Vor allem, wenn die Person, die er aufs Korn genommen hatte, nämlich ich, so eindeutig im Unrecht war.
    Ich war auch bestürzt gewesen, weil ich mich dabei ertappt hatte, wie ich nach einem Skandal oder einer Unschicklichkeit in Stevensons Leben suchte – irgendetwas, womit ich ihn davon abbringen könnte, mich vorladen zu lassen. Nein, ich bin mir nicht zu schade, selbst einen solchen Vorteil zu nutzen. Aber da war nichts gewesen. Er ging gern mit jüngeren Frauen aus, aber da er Single war, gab es kein Problem damit. Seine Wahlkämpfe wurden überwiegend von einem der größten konservativen Unterstützungskomitees finanziert. Aber alle Wahlkämpfe wurden durch solche Komitees gestützt, seiner war nur zufällig etwas besser bei Kasse als viele andere. Selbst sein engster Mitarbeiter, Sandy Alberts, hatte sorgsam alle Verbindungen zu Lobbyarbeit betreibenden Firmen abgebrochen, als er mit der Tätigkeit für Stevenson begonnen hatte.
    Es gab keinen Ansatzpunkt, kein Verdachtsmoment gegen ihn.
    Und ich hatte ihm nichts anzubieten, damit er meine Geschichte vergaß. Ich war genau das, was er bloßstellen wollte: ein Agent der Regierung, der für eine undurchsichtige Organisation arbeitete und mit den Gesetzen des Landes Schindluder trieb.
    »Wie sind Stevenson und Sie verblieben?«, fragte ich.
    »Er will Informationen über Fälle, die Sie in den letzten Jahren bearbeitet haben, bei denen Täter vor Gericht kamen.«
    Um herauszufinden, ob Lifter oder Killer, bei deren Verhaftung ich mitgeholfen hatte, auf der Basis illegaler Abhöraktionen verurteilt worden waren. »Es ging nur um Loving«, sagte ich zu meinem Boss. »Es gab keine anderen.«
    »Das dürfte keine Rolle für ihn spielen.«
    Nein, natürlich nicht. Ein einzelnes Beispiel für eine Straftat ist immer noch eine Straftat.
    »Sie wissen, wenn ich keine Fallakten abliefere, wird er sie beschlagnahmen lassen«, sagte Aaron. »Und er wird Sie für diese Hearings in den Zeugenstand bekommen.«
    Was das Ende meiner Karriere als Schäfer bedeuten würde.
    Und möglicherweise den Anfang eines höchst peinlichen Prozesses, der durchaus mit einer Gefängnisstrafe enden konnte.
    »Wir sind so dicht an Loving dran«, sagte ich und rutschte nervös auf meinem Stuhl vor. »Bitte. Tun Sie, was Sie können, um Stevenson …«
    Mein Boss, der normalerweise so ruhig ist wie ich auch, fuhr aus der Haut. »Ich muss Ihnen verdammt viele Leute bei diesem Auftrag vom Leib halten, Corte.«
    »Ich weiß. Ich werde vollständig mit Stevenson kooperieren – sobald Loving eingebuchtet ist. Danach stehe ich für alles gerade.«
    »Sie wissen, dass das die gesamte Organisation in eine unangenehme Lage bringt. Wir können es uns nicht leisten, öffentlich bekannt zu werden.«
    »Ich weiß, ja.«
    »Ich halte ihn ein, zwei Tage hin, wenn ich kann. Aber wenn die richterlichen Verfügungen zugestellt werden, kann ich nichts mehr tun.«
    »Ich verstehe. Danke, Aaron.«
    Ich legte auf, lehnte mich zurück und rieb mir die Augen. Ich fühlte mich vollkommen leergepumpt. Was konnte ich aus dieser Katastrophe noch retten? Selbst wenn ich dem Gefängnis entging, würde meine Karriere als Schäfer bald vorbei sein. Unwillkürlich musste ich an einige der Aufträge denken, die ich durchgeführt hatte, an einige meiner Mandanten.
    An Claire DuBois.
    Auch an Abe Fallow.
    Aber dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass, egal, was die Zukunft brachte, der Kessler-Job noch nicht abgeschlossen war. Wir mussten Loving und Partner noch immer erst einmal festnageln. Und wir mussten immer noch Beweise gegen den Auftraggeber zusammentragen – und ich würde verdammt noch mal dafür sorgen, dass sie absolut wasserdicht waren, unabhängig von irgendwelchen falschen richterlichen Genehmigungen.
    Ich suchte mir die Abschrift von Aslan Zagaews Aussage und begann zu lesen.
     
    Ich führte ein mehr oder weniger erfolgreiches Leben hier.

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